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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod
Autoren: Jason Dark
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wird nichts sagen. Der ist verstockt, verdammt noch mal.«
    »Er wird mich töten!« flüsterte Feng. »Ich darf nichts sagen. Ich kann es nicht.«
    »Wo finden wir ihn?«
    »Er wird mich töten lassen!«
    »Dazu kommt er nicht mehr«, sagte Osa. »Du kannst mir glauben, wir werden ihn holen.«
    Feng nickte, sagte aber noch nichts. Er mußte zunächst seine Furcht überwinden. »Weg ist er«, murmelte der junge Mann. »Er will nicht mehr hier im Haus sein. Er wird alles in die Wege leiten. Er will der Herrscher werden, er kennt nur Gewalt.«
    »Wo steckt er?«
    Feng schaute mich nicht an, als er die Antwort gab. Sie klang sehr dünn. Ich mußte schon genau hinhören, um sie verstehen zu können. »Pagode, es ist die Pagode…«
    Ich drehte mich um.
    Osas Gesicht zeigte Erstaunen. Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Verdammt, daß ich daran nicht gedacht habe! Ja, die Pagode, zum Henker!«
    »Kennen Sie die?«
    »Und wie.« Wieder ballte sie die Hand. »Das Gebäude befindet sich in der Nähe. Man kann es nicht übersehen, es ist fast so gebaut wie eine alte Pagode aus dem Mutterland.« Plötzlich machte sie kehrt und rannte weg. So schnell, daß ich mich erst in Bewegung setzte, als sie schon die Treppe hochstürmte.
    Ich jagte ihr nach.
    Im Flur packte sie eines der Kinder und schleuderte es mir entgegen. Ich fing den kleinen Jungen ab, damit er sich nicht wehtat. Wir verloren wertvolle Sekunden, die Osa nutzte. Sie verschwand! Als ich über die Außentreppe schlitterte, saß sie bereits auf ihrem Fahrrad und jagte davon.
    Nach rechts, wie ich sah.
    »Verdammtes Biest!« keuchte ich, war jedoch davon überzeugt, daß ich sie wiedersehen würde…
    ***
    Der Biß des kleinen Monstrums hatte Suko nicht nur erwischt, sondern regelrecht niedergeschmettert. Für ihn waren die Lichter verloschen, und sie gingen auch kaum wieder an.
    Der Inspektor dämmerte dahin.
    Manchmal wechselten die Zustände. Da stürmten Wellen in die Höhe, die Suko wegtrugen, um ihn einen Moment später in ein Tal zu reißen. Es gab auch Situationen, wo er die Augen öffnete, als hätte ihn ein Stromstoß aus seinem Dahindämmern gerissen.
    Da starrte er dann in die Höhe und sah über sich kleine Gesichter.
    Manche nicht vollständig. Bei einem fehlte die Nase, bei einem anderen ein Teil des Kinns, auch sah er welche, wo das eine oder andere Ohr nicht vorhanden war.
    Die Zeit des Erwachens umfaßte höchstens Sekunden, dann verschwamm alles in einem trüben Nebel des Vergessens, bis Suko wieder an die Oberfläche getragen wurde und abermals die kleinen Gesichter über einen Rand schauen sah.
    Es blieb nicht so. Je mehr Zeit verstrich, um so stärker kämpfte Suko gegen das Gefühl des Wegtauchens an, ohne allerdings richtig wach zu werden.
    Seinen Kampf führte er nicht bewußt. Es war einfach der Körper, der so reagierte. Er vertrieb das dämonische Gift, das der Biß des chinesischen Tods hinterlassen hatte und sorgte für ein Auftauchen des Inspektors aus der unheimlichen Tiefe.
    Er schwamm förmlich der Oberfläche entgegen und hatte plötzlich das Gefühl, wieder so zu sein wie vor der Attacke.
    Mit einem Unterschied – er konnte sich nicht bewegen!
    Suko lag auf dem Rücken, die Augen geöffnet, gegen die Decke starrend, die sich in einem dunklen Grau über ihm abhob und gleichzeitig ein bestimmtes Muster zeigte, das noch vor seinen Augen schwamm, sich allerdings zu einer großen, dunkelroten Figur zusammensetzte.
    Zu einem Drachen…
    Ein furchtbares Ungeheuer, das die gesamte Deckenbreite einnahm und mit dem weit offenstehenden Maul fast die Wand berührte. Dabei hatte der Künstler den Drachen so gezeichnet, daß sein Maul in der Perspektive wie angeknickt aussah und auf den unter ihm liegenden Suko so wirkte, als wollte es ihn verschlingen.
    Sein Gehirn arbeitete wieder.
    Nur langsam schwemmte die Erinnerung in ihm hoch. Ihm fiel ein, daß er sich in einem chinesischen Restaurant mit einer Frau namens Man Lei getroffen hatte. Er dachte an das verlöschende Licht, an den Angriff der beiden Männer mit den Zopfhaaren, die brennenden Spieße, denen sie noch hatten ausweichen können, und an den Mord!
    Die Erinnerung daran entzündete in dem Inspektor fast eine Feuersbrunst. Schuldgefühle peinigten ihn plötzlich, und die innere Hitzewelle schlug bis in sein Gesicht durch.
    Er hatte die Tote gesehen, und es war keine Einbildung gewesen, kein Trugbild.
    Wie auch dieser gefährliche Zwerg, der ihn angefallen und
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