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0573 - Tanzplatz des Teufels

0573 - Tanzplatz des Teufels

Titel: 0573 - Tanzplatz des Teufels
Autoren: Werner Kurt Giesa
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rede.«
    Der jüngere Alte erhob sich jetzt ebenfalls.
    »Nichts gegen dich, Walter«, sagte er, »aber ich bin müde. Hilfst du mir zum Auto?«
    »Sicher. Bist du morgen wieder hier?«
    »Klar doch.«
    »Wann kommt dein Sohn eigentlich mal wieder her?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat eine Menge zu tun mit der Firma.« Er grinste. »Ich bin froh, daß das nicht mehr meine Probleme sind. Ich habe alles aufgebaut, Carsten erhält es und vergrößert es, das Imperium.«
    »Ja, dein Imperium«, sagte Brass etwas spöttisch. »Weißt du überhaupt, wie groß es inzwischen ist? Und wie reich du selbst bist?«
    Der andere zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Ich will es auch schon längst nicht mehr wissen. Solange das Geld reicht, damit ich dir jeden zweiten Tag ein Bier ausgeben kann, langt es doch. Wichtiger ist, daß auch du mir jeden zweiten Tag ein Bier ausgeben kannst. Stirb mir bloß nicht weg, Walter. Mit wem sollte ich mich sonst so prachtvoll streiten?«
    Walter Brass sah ihn empört an. »Ich bin noch nicht mal ganz hundert! Glaubst du im Ernst, ich würde so einfach in die Urne hüpfen? He, Mann! Hundert ist kein Alter, sagt dir dein Freund Walter! In Frankreich gibt es eine Frau, die gerade 121 geworden ist und noch 'ne Techno-Schallplatte besungen hat, dieser komische Krach, den die Kinder heutzutage Musik nennen, weißt du?«
    »Weiß ich. Frankreich, hm…« Er winkte dem Wirt zu und deutete auf den Tisch, an dem er und Brass gesessen hatten. »Auf meine Rechnung.«
    Brass half ihm nach draußen, und sein jüngerer Freund hebelte sich umständlich hinter das Lenkrad des Mercedes.
    »Bist du sicher, daß du heil nach Hause kommst?« wollte Brass wissen.
    Der andere nickte. »Das schaffe ich noch. Willst du mich etwa fahren? Dein Kinderwagen ist mir zu klein, der wäre eher was für meinen Sohn oder seinen Bodyguard. Bis morgen.«
    Die Tür flog zu, der 500 SEL rollte davon.
    Walter Brass ging ein paar Schritte weiter und stützte sich auf das Dach seines Porsche 911. Er sah hinter seinem Freund her.
    »Ob der’s noch lange macht? Verdammt, wie viele soll ich denn noch überleben?« knurrte er mißmutig, sah zum Himmel hinauf und dachte wieder an die Hexen, die er gesehen hatte.
    Wie in den alten Zeiten…
    ***
    Der Mann im Mercedes hielt irgendwann an. Ihm kam ein Gedanke.
    Das Foto des zertrümmerten Lada ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und Walter Brass’ Bemerkungen über Hexen auch nicht. Und dann war da noch das Stichwort Frankreich gewesen.
    Das mußte doch…?
    Daß es später Abend war, störte ihn wenig. Er griff zum Autotelefon. Die Leute, die er anrufen wollte, waren Nachtmenschen. Jetzt erreichte er sie eher als am kommenden Vormittag.
    »Zamorra, mein alter Freund? Erinnerst du dich noch an mich? Ich habe hier etwas, das dich interessieren könnte…«
    ***
    »Och nö!« sagte der Drache. »Ihr seid fies und gemein. Ihr könnt mich nicht einfach allein hier zurücklassen. Ich will die Hexen auch sehen!«
    Nicole Duval tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
    »Erstens«, erklärte sie, »sind es keine richtigen Hexen. Zweitens ist es keine Realität, sondern nur ein Schauspiel, eine Theateraufführung. Drittens ist die Veranstaltung bereits seit Tagen vorbei. Und viertens wirst du zuviel Aufmerksamkeit erregen. Ist dir eigentlich klar, daß es Menschen gibt, die in dir ein schreckliches Ungeheuer sehen?«
    »Das weiß ich«, erwiderte der Drache. »Butler William zum Beispiel. Oder Madame Claire. Oder Lady Patricia.«
    »Das ist Unsinn!« protestierte Nicole, die genau wußte, daß die genannten Personen den Jungdrachen Fooly als das akzeptierten, was er war - keinesfalls als ›schreckliches Ungeheuer‹, sondern als denkendes Lebewesen, fast ein Mensch, aber eben in Drachengestalt geboren. Und das vor etwa 100 Jahren in einer anderen Welt, in die Fooly vorläufig nicht zurückkehren konnte, weil er dort ein Ausgestoßener sein würde.
    »Dann kann ich ja auch mitkommen«, forderte der Drache. Er war etwa 1,20 m groß, ziemlich korpulent, er hatte kurze Beinen, eine lange Krokodilschnauze, grünlichbraune Haut und einen Hornplattenkamm vom Kopf bis zur Schwanzspitze und kurze Flügel - sowie eine gehörige Portion übersteigerten Selbstbewußtseins. Hinzu kam eine Tolpatschigkeit, die immer wieder totales Chaos hervorrief.
    Daß Fooly auch noch eine andere, sehr ernsthafte und vielleicht sogar tragische Seite aufwies, zeigte er nur im Ausnahmefall. Er gefiel sich in seiner
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