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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl
Autoren: Larry Brent
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daß du es nicht gesehen hast.«
    »Das wäre möglich«, lenkte ich ein.
    Der Teufel muß uns an jenem Abend geritten haben. Ich
hatte nichts vor, und irgendwie reizte mich Patrick Dolans Plan, um diese Zeit
noch eine Fahrt ins Moor zu machen. Patrick hatte an Hand eines neuen Planes
verglichen, daß die Angaben auf dem alten Pergament mit einer ungewöhnlichen
Präzision übereinstimmten.
    »Wir sind nicht länger als eine knappe Stunde unterwegs«,
sagte er. »Das ganze mag verrückt sein, zu später Stunde ein solches
Unternehmen zu starten, aber …«
    »Es läßt dir keine Ruhe. Wenn dich etwas in den Fingern
juckt, dann mußt du es gleich erledigt wissen.«
    »Wenn wir nichts finden – sehen wir morgen bei Tageslicht
noch mal nach.«
    Das war sein Trost. Aber es war da etwas in seiner
Stimme, was mich aufhorchen ließ: Er war fest überzeugt davon, etwas zu finden.
Wenn wir uns genau nach dem Plan orientierten, dann konnte nichts schief gehen.
Wir würden nicht mal verlaufen.
    »Der Weg führt genau auf das Haus …«
    »Okay«, sagte ich nur, schlüpfte in den Mantel, löschte
das Licht und verließ mit Patrick die Wohnung. Drei Minuten später schon saßen
wir in dem dunkelblauen Morris. Patrick hatte alles vorbereitet. Er schien von
vornherein gewußt zu haben, daß ich ihm keine Absage erteilten würde. Wie sehr
bereue ich heute, damals so spontan mitgemacht zu haben. Ich verfluchte den
Abend, die Nacht, die folgte …
    Wir kamen verhältnismäßig schnell voran.
    In dieser menschenleeren, abgelegenen Gegend begegnete
uns nicht ein einziges Auto. Die Straße gehörte uns ganz allein.
    Kurz nach zehn hatten wir den Punkt erreicht, wo die
Straße zu Ende war. Patrick parkte am Straßenrand, ziemlich weit rechts.
    Dunkel und schwarz ragten die fast kahlen Bäume vor uns
auf.
    Irgendwo schrie ein Kauz. Sonst Stille, Dunkelheit, Nebel
und Einsamkeit. Mein Freund ließ die Stablampe aufblitzen. Der Strahl führte
lautlos über den feuchten, dunklen Boden. Dichte Nebelschleier wogten um unsere
Füße.
    »Wir müssen höllisch aufpassen«, sagte ich und sah mich
mit zusammengekniffenen Augen um. »Diese Gegend hier ist tückisch. Und bei
diesem verdammten Nebel kann man leicht vom Weg abkommen.« Schon zu diesem
Zeitpunkt fühlte ich mich nicht wohl. Die kalte Nacht brachte mich wieder zu
Besinnung und verscheuchte das Interesse und die Faszination, die Patricks
begeisterte Worte in mir geweckt hatten Es war eine tückische Landschaft. Aber
zum Glück hatte ich schon eine gewisse Moorerfahrung. Ich war überrascht, wie
gut sich auch Patrick Dolan zurechtfand. Nur an Hand des Planes.
    »Jetzt müssen wir uns ein wenig rechts halten. Nach
meinen Berechnungen müßten wir uns jetzt an dieser Stelle befinden
    …«, er zeigte mir den betreffenden Punkt auf dem
Pergament und vergleichsweise auch auf dem modernen Plan. Ich verließ mich
lieber auf meine Sinne und das Licht der Taschenlampe.
    Aber Patrick bewegte sich vollkommen sicher auf dem
schmalen, rechts abbiegenden Weg.
    Zehn Minuten vergingen, eine Viertelstunde. Wir sprachen
kaum ein Wort miteinander.
    »Wir müßten gleich da sein«, wisperte mit einem Mal die
Stimme meines Freundes neben mir. Ich sagte schon gar nichts mehr. Mir war
alles egal.
    Der Lichtstrahl der Lampe verlöschte schlagartig.
    »Knips die Lampe wieder an«, sagte ich zu Patrick.
    Ich hörte ihn schwer neben mir atmen. »Ich habe sie nicht
ausgeschaltet«, kam es kaum hörbar über seine Lippen. Er schüttelte die Lampe.
Es half nichts.
    »Dann ist die Birne hin.« Ich sah mich um. Schöne
Bescherung. Auf einem schmalen Pfad befanden wir uns praktisch mitten in einer
gefährlichen Moorgegend. Ein Schritt zu weit rechts oder zu weit links konnte
den Tod bedeuten.
    Es war so finster, als wäre der Mond auf die Erde
gestürzt.
    Eine dichte Wolkendecke am Himmel, kein Stern funkelte,
kein Streifen Mondlicht. Schemenhaft nur zeichneten sich die schwarzen,
vereinzelt stehenden, dünnen, armseligen Bäumchen ab, die ihre knorrigen,
weitverzweigten Äste in den Himmel reckten. Irgendwo in unserer unmittelbaren
Nähe gluckerte ein Schlammloch.
    Ich preßte die Lippen zusammen.
    »Wir gehen zurück.« Langsam und vorsichtig setzen wir
einen Schritt vor den anderen und …
    Geisterhaft bleich leuchtete Patrick Dolans Gesicht aus
dem Dunkeln.
    »Aber wir müssen ganz in der Nähe sein. Wenn der Plan
okay ist, dann sind wir höchstens noch zehn oder zwanzig Meter von der Stelle
entfernt. Falls es noch
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