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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl
Autoren: Larry Brent
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fernen Zauber, der diesem Stück Erde noch anhaftete und gerade in
den ersten Herbsttagen und langen Winterabenden wieder spürbar wurde …
    Die massiven Baumstämme waren schwarze Schemen hinter den
dräuenden Schleiern, eine geheimnisvolle, unerforschte Welt, die sich irgendwo
im Dunkeln verlor.
    Auch im Zimmer hatte Gasby kein Licht eingeschaltet, um
die Stimmung voll auf sich wirken zu lassen.
    Irgendwo im Haus knarrten ohne Grund die Dielen.
    Eleonora konnte das Geräusch nicht verursacht haben. Sie
lag seit zwei Stunden im Bett und schlief schon.
    Sie hatte sich heute abend nicht wohl gefühlt. Eine
Erkältung war im Anzug.
    Plötzlich zuckte Daniel Gasby zusammen.
    Das Leuchten war plötzlich vor ihm.
    Sein Herzschlag stockte, er vergaß zu atmen.
    Was war das?
    Das grüne Licht glitt in Kometenbahn über den nächtlichen
Himmel, kam näher … leuchtete wie ein überirdischer Schein durch das Fenster
und hüllte die Gestalt des wie hypnotisierten Malers ganz ein.
    Dann erfolgte ein dumpfer Schlag. Ein Zittern lief durch den
Erdboden, wodurch das Fundament des Gebäudes erschüttert wurde.
    Drei, vier Sekunden stand das grüne Licht wie eine
leuchtende Fackel in der Nacht und riß die Umrisse der Büsche und Bäume aus der
Finsternis. Einen Moment schien die ganze Luft vor ihm in grüne Flammen gehüllt
zu sein. Es war ein schaurig-schönes Bild, das sich mit Gewalt Eingang in sein
Bewußtsein verschaffte.
    Dann brach das Leuchten zusammen.
    Wie im Rhythmus eines schlagenden Herzens schwächte es
sich ab, glühte schließlich nur noch schwach auf dem Boden, und der Nebel, der
darüber hinwegzog, wirkte wie die Luft auf einem fremden, unerforschten Stern.
    Gasby stand wie erstarrt und konnte seinen Blick nicht
wenden von dem Licht, das sich langsam in den Erdboden fraß.
    »Daniel!« wisperte es da erregt hinter ihm, und er fuhr
erschrocken herum. »Was war denn das?«
    Eleonora, totenbleich, stand vor ihm.
    »Ich weiß es nicht … ich werde nachsehen, vielleicht ein
Meteorit oder ein Komet. Er ist unweit des Hauses in die Erde geschlagen …«
    Die ersten Worte lösten den Bann.
    Daniel Gasby durchquerte das Zimmer.
    Eleonora – im hauchdünnen Nachthemd – folgte ihm auf dem
Fuß. »Sei vorsichtig«, mahnte sie, als müsse sie vor einer unbekannten Gefahr
warnen.
    Er nickte nur und war aufgeregt, sein Herz klopfte bis
zum Hals.
    Manchmal hatte er in sternklaren Winternächten den Himmel
beobachtet und auch das Glück gehabt, in seinem Leben zwei-oder dreimal einen
Kometen fern am Himmelsgewölbe in seiner Bahn zu verfolgen. Aber einen Absturz
… Daniel war ein Glückspilz, daß er Zeuge geworden war.
    Er eilte hinaus in die Nacht, umrundete das Haus und lief
der Stelle entgegen, wo das grüne Leuchten noch die Nacht durchsetzte.
    In dem eigenartigen Schein waren deutlich die Spuren zu
sehen, die der Einschlag verursacht hatte.
    Der Boden war aufgewühlt, ein dicker Rand türmte sich
rings um den Krater, der einen Durchmesser von höchstens einem Meter hatte. Der
Einschlag war nur gute zehn Schritte vom Haus entfernt erfolgt.
    Was ihm in der gespenstischen Atmosphäre sofort auffiel,
ohne daß er es sich in der Eile genau ansah, waren die Büsche und Bäume, die
sich verändert hatten.
    Sie wirkten kräftig und gesund und zeigten nicht mehr das
beginnende Gelb und Braun, das typisch für ihr Herbstkleid war.
    Sie waren von einem auffälligen Grün und wirkten dichter.
    Und – narrte ihn ein Spuk, oder war es Wirklichkeit? –
konnte es sein, daß die Bäume rings um die Einschlagstelle dichter waren, daß
sie mehr Zweige und Blätter hatten als vorher?
    Das Leuchten war jetzt so schwach, daß Daniel es wagte,
einen Blick in das kleine flache Loch zu werfen.
    Ein bizarr geformter Stein lag darin, nicht größer als
der Kopf eines Erwachsenen.
    Der ›Stein‹ war an vielen Ecken und Kanten abgeschliffen,
und wies Schmelzstellen auf, die den Schluß zuließen, daß er hohen Temperaturen
ausgesetzt war.
    Das Material war nicht stumpf und erinnerte an einen
Kristall, der langsam von innen ausglühte.
    Daniel und Eleonora Gasby standen nahe am Rand des
Loches.
    Das sich abschwächende Licht war kalt. Sie zeigten sich
beide darüber verwundert. Die Luft um sie herum war um kein Grad aufgeheizt.
    »Schau dir das an«, flüsterte Daniel Gasby, und er wußte
selbst nicht, weshalb er die Stimme senkte. Im Umkreis von Meilen gab es
niemand, der ihn gehört hätte, selbst wenn er noch so laut schreien würde.
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