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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl
Autoren: Larry Brent
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getragen wurde, stand eine
gewaltige Tafel. Darauf erlesenes Porzellan, silbernes antikes Besteck,
kostbare Kerzenständer.
    X-RAY-3 wunderte sich. »Schöne Säulen, O’Neill«, meinte
er, während seine Rechte über den wohlgerundeten Busen einer der
Sandsteinfiguren glitt. »Ein bißchen vom gewöhnlichen Geschmack abweichend,
aber recht interessant …«
    »Mit den Säulen, mit der ganzen Einrichtung dieses Raumes
hat es seine Besonderheit«, bemerkte der irische Regisseur. »Es gehört
zusammen. Wie die Dinge hier stehen, habe ich es aus Calleys Haus übernommen.
Es war nicht billig. Wie die Dinge zusammenpassen, ist mir ein Rätsel.
    Tisch, Geschirr, Säulenraum und Dekorationsartikel sind
keiner bestimmten Stilrichtung zuzuordnen, jedenfalls keiner uns bekannten, ich
…« O’Neill unterbrach sich. Auf der balkonähnlichen Brüstung, die vom ersten
Stock des flachen Landhauses her wie eine Terrasse weit in den Raum ragte,
machten sich Schritte bemerkbar.
    Zwei Personen tauchten auf.
    »Mademoiselle Nadine Trapier und Herr Mayberg«, stellte
der Regisseur seine Gäste vor, die sich in der Zwischenzeit das Haus näher
angesehen hatten.
    Mayberg hätte dabei die hübsche Französin, die weibliche
Darstellerin der Filme O’Neills, durch das Haus geführt. Der Deutsche kannte
sich hier gut aus, da er schon öfter zu Gast gewesen war und ihn mit O’Neill
eine enge Freundschaft verband.
    Nadine Trapier lächelte verloren. Dunkelumschattete Augen
gaben ihr das Aussehen eines Vamps. Mayberg war ein behäbiger Endsechziger, der
gemächlich sein Pfeifchen rauchte und eine ruhige, sympathische Stimme hatte.
    »Dann sind wir fast international«, fügte er lachend
hinzu.
    »O’Neill ist Ire, Mademoiselle kommt aus Frankreich, eine
blonde Schönheit aus Stockholm und ein sportlicher junger Mann aus Amerika.
Meine Wenigkeit aus Berlin. Fehlt nur noch Preszikow.«
    »Was für eine Nationalität hat er? Russe? Tscheche?
Pole?«
    fragte Larry Brent.
    O’Neil zuckte die Achseln. »Keine Ahnung! Er hat einige
Jahre in Polen verbracht, aber ob er dort auch geboren ist, entzieht sich
meiner Kenntnis.«
    »Kommt mir bald so vor, als wären wir heute abend nur
hier zusammengekommen, um das Geheimnis eines seltsamen Schauspielers zu
lösen«, meinte Mayberg mit einem Blick auf O’Neill.
    »So ähnlich ist es«, nickte der Regisseur. »Der Besuch
von Morna und Larry ist kein Zufall, Erich. Hoffentlich erscheint Preszikow.
Als ich ihn heute morgen telefonisch gesprochen habe, mußte ich ihm versichern,
daß es mit der neuen Einrichtung, die ich erstanden habe, seine Richtigkeit
hat, daß es sich tatsächlich um das Eigentum von Jonathan Calley handelt.«
    »Schon wieder dieser Name, O’Neill. Was hat es damit auf
sich?« wollte Larry wissen.
    »Ich erzähle euch die Geschichte, während wir auf
Preszikow warten, einverstanden?«
    Die Anwesenden machten es sich um den Kamin herum
gemütlich. O’Neill brach einer 1937er Trockenbeerenauslese, die Mayberg aus
seinem Privatkeller mitgebracht hatte, den Hals und erzählte dann die
Geschichte vom …

 
    SCHRECKENSMAHL
     
    Sie öffnete die Tür und warf einen Blick in den schwach
beleuchteten Raum dahinter.
    »Jonathan?« rief sie leise, und ihr Blick wanderte über
die gewölbeähnlichen Wände und die fremdartigen Einrichtungsgegenstände, die in
ein Märchenreich gehörten.
    Es war das Privatmuseum ihres Mannes. Ein Teil davon
jedenfalls. Noch mehr Räume und Zimmer hatte Jonathan Calley in dem
schloßähnlichen Gebäude für seine Zwecke eingerichtet. Er war ein begeisterter
Anhänger persischer Kultur, Geschichte und Lebensart.
    In seinem 17. Lebensjahr war Jonathan Calley das erstemal
in Teheran gewesen. Seitdem ließ ihn alles, was persisch war, nicht mehr los.
Er hatte viele Reisen in dieses Land unternommen, kannte dort das kleinste
Bergdorf, war kreuz und quer durch die Gegend gezogen, mit der Bahn, dem Auto
und zu Fuß. Er beherrschte die Sprache wie seine eigene, und im Haus gab es
Regale voll Bücher, in denen nur über Persien geschrieben war. Seit zwanzig
Jahren waren Jonathan und Sandra Calley mit einander verheiratet. In den ersten
Jahren war die Ehe sehr glücklich und ausgeglichen gewesen. Sie hatten sich
gegenseitig geachtet, und eine Zeitlang war für Jonathan sogar seine
Persienliebe an die zweite Stelle gerückt.
    Er hatte weniger gelesen, weniger in Atlanten und alten
Geschichtsbüchern herumgeblättert.
    Doch das legte sich bald wieder. Die Ehe wurde
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