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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl
Autoren: Larry Brent
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Das
Erlebnis kam ihm vor wie ein Traum. Er ging in die Hocke und streckte die Hand
aus. Auch unmittelbar über dem kristallartigen, vom Himmel gefallenen Stein war
die Luft nicht heiß.
    Eleonora Gasby, deren kräftiges Fleisch im verlöschenden
grünen Schein durch das Nachthemd schimmerte, beugte sich wie ihr Gatte ein
wenig mehr nach vorn, um den unregelmäßig geformten Brocken aus dem Weltall
näher in Augenschein zu nehmen. Sie sah das gleiche wie Daniel. Je mehr das
Licht von der kühlen, feuchten Herbsterde aufgenommen wurde, desto klarer wurde
die schartige Oberfläche des Objekts.
    Da waren Bilder zu sehen! Wie in einem Spiegel …
    Im ersten Moment kam es ihnen so vor, als würden sich die
Bäume, die in unmittelbarer Umgebung des Loches standen, in dem Gebilde
spiegeln.
    Die schimmernde Oberfläche zeigte einen riesigen undurchdringlichen
Dschungel! Die Bäume waren so gewaltig, daß ihre Ausdehnung und ihre Üppigkeit
erschreckten. Das waren nicht die Bäume in der Umgebung! Es sei denn, daß sich
einzelne darin spiegelten und durch die eigenartig geschliffenen Flächen
praktisch kaleidoskopartig vervielfältigt wurden.
    Einen Moment hatte das Paar unwillkürlich diesen
Verdacht.
    Aber dann revidierte es seine Meinung. Kein einziger
Baum, der in ihrer Nähe wuchs, glich denen, die sie in dem Kristall sahen.
Daniel Gasby starrte wie gebannt in den kopfgroßen Stein, in dem die Bilder
wechselten wie in einem fortlaufenden Film. Es war im Prinzip aber immer nur
eins zu sehen: eine unendlich grüne Fläche, eine Wildnis von unvorstellbarer
Größe.
    Und diese Fläche strahlte etwas Beklemmendes,
Bedrohliches aus. Sie konnten sich beide diesem Eindruck nicht erwehren …
    »Laß es liegen, Daniel«, sagte Eleonora Gasby schnell,
als sie sah, daß er die Hand nach dem Brocken ausstreckte, um ihn zu befühlen.
»Wenn irgendwelche Strahlungen von ihm ausgehen, kannst du dir etwas holen …«
    »Wenn Strahlungen von ihm ausgehen, Darling, dann ist es
auch jetzt schon zu spät. Wir befinden uns die ganze Zeit schon ziemlich dicht
dran …«
    »Das war dumm von uns, so zu reagieren!« Erst jetzt
schien ihnen zu Bewußtsein zu kommen, daß sie sich unmöglich verhalten hatten.
    »Nun ist nichts mehr dran zu ändern … ich glaube
allerdings nicht, daß es eine gefährliche Strahlung gibt.«
    »Und was macht dich so sicher?«
    »Ich fühle das einfach …«
    Sie konnte ihn nicht davon abhalten, den Meteoriten zu
berühren. »Er fühlte sich lauwarm an«, sagte Gasby, ohne seinen Blick von dem
Objekt zu wenden. »Komische Sache, daß er so schnell seine Temperatur verloren
hat. Scheint sich um ein ganz besonderes Exemplar zu handeln. Auch was sein
Aussehen betrifft … riesige Bäume, die alles bedecken …«
    Eleonora sagte auf diese Worte etwas mit einer
Gelassenheit, die ihn verwunderte.
    »Vielleicht eine Botschaft an uns, Daniel … eine
Botschaft aus dem Weltall. Wir Menschen schießen Sonden hinaus, die Daten auf
fremde Welten tragen sollen, in der Hoffnung, daß sich jemand darauf meldet.
Wenn es ›andere‹ gibt, suchen Sie vielleicht auch einen Weg, um mit uns Kontakt
aufzunehmen
    … Vielleicht ist das ihre Art der Kontaktaufnahme. Wer
weiß, Daniel …«
    Sie meinte es ernst, und er nickte. Er fand es nicht
lächerlich.
    Die Situation war so ungewöhnlich, daß auch ungewöhnliche
Gedanken ausgesprochen werden konnten …
    Ein Mineral aus dem Weltall. Und es gab jemand in seinem
Bekanntenkreis, der ihm möglicherweise einiges darüber sagen konnte.
    Nachdem Daniel Gasby mehrere Male vergeblich versucht
hatte, den Stein aus dem Erdloch zu heben, gab er auf. Das Ungetüm hatte eine
ungeheure Dichte und war zu schwer.
    Die Oberfläche veränderte auch weiterhin ihr Aussehen,
ohne jedoch in der Mitteilung etwas Neues zu bringen. Immer wieder war es eine
urwelthafte, undurchdringliche Wildnis, in der außer den Riesenbäumen nichts
lebte …
    Als Daniel und Eleonora Gasby ins Haus zurückgingen, fiel
ihnen etwas auf.
    »Daniel! Sieh’ dir die Pflanzen an. Was ist nur los mit
ihnen?« fragte die Frau, und sie schien wahrhaft erschrocken.
    Die Büsche im Umkreis von einigen Metern wirkten größer
und üppiger. Auch an Stellen, wo bisher nur Gras oder Unkraut war, schossen
zahllose winzige Sprößlinge aus dem Boden.
    Sie waren nur drei bis fünf Zentimeter hoch, mußten also
erst während der letzten Minuten entstanden sein. Es schien, als würden Büsche
und Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft der
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