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0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen
Autoren: Jason Dark
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Chef?«
    »Das ist Jorge Tigana.«
    Ich räusperte mich. »Ein ungewöhnlicher Name, nicht wahr?«
    Ihr Lachen perlte mir entgegen. »Ja, da haben Sie recht. Mr. Tigana ist kein Europäer, er stammt aus…«
    »Afrika?« fragte ich.
    »Nein, aus Brasilien.«
    »Oh, auch sehr exotisch.«
    »Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, blinden Menschen zu helfen. Ein sehr netter Mensch.«
    »Ist er selbst blind?«
    »Ja«, antwortete sie. »Er weiß, wovon er spricht.«
    »Dann werde ich mir diesen Mr. Tigana einmal anschauen.«
    »Wie war noch Ihr Name, Sir?«
    »Ich komme schon hin. Aber Sie heißen…«
    »Kate Finley«, antwortete sie spontan.
    »Danke, Miß Finley, bis später.«
    Sollte ich tatsächlich das unwahrscheinliche Glück gehabt haben, eine Spur zu finden?
    Das konnte nur möglich sein, denn der Leiter dieses Blindenheims war Brasilianer. In diesem gewaltigen Land war Macumba ebenso ein Begriff wie Pele oder die Samba.
    Wenn ich es tatsächlich mit Macumba zu tun bekam, konnte ich mich auf etwas gefaßt machen, denn in dieser Magie spielte der Voodoo-Zauber eine große Rolle und damit auch die lebenden Toten, die Zombies. Allerdings vertrug sich das meiner Ansicht nach nicht mit den verbrannten Gesichtern der Leichen. Es mußte noch etwas anderes eine Rolle spielen, hinter dessen Geheimnis ich leider nicht gekommen war.
    Wie war es möglich, daß Gesichter von Toten derart entstellt aussehen konnten? Und nur die Gesichter, nicht der übrige Körper?
    Jorge Tigana!
    Dieser Name wollte mir nicht aus dem Kopf. Ich war sehr gespannt, was mir der Mann sagen würde. Wenn überhaupt.
    Bevor ich mich in Bewegung setzte, rief ich bei Suko an. Er meldete sich nicht, was mich wunderte, dafür jedoch hatte er den Anrufbeantworter eingeschaltet.
    Ich hinterließ eine kurze Nachricht, wo er mich finden konnte, und zog mich aus dem leeren Büro zurück.
    Unten in der Halle fragte der Kollege vom Empfang. »Alles klar, Mr. Sinclair?«
    »Soweit ja.«
    »Wir haben auch keinen Blinden mehr in der Nähe gesehen, obwohl wir sehr achtgeben.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Ich nickte ihm zu. »Schönen Tag wünsche ich Ihnen noch und alles Gute im neuen Jahr.«
    »Danke, für Sie das gleiche.«
    Als ich das Yard Building verließ, schaute ich mich vorsichtig um.
    Ich war ein gebranntes Kind, das das Feuer scheute. Niemand war da, der mir auflauern wollte. Nur der dunstige und verregnete Neujahrsmorgen hing wie eine dicke Decke über der Stadt.
    Ich stieg in meinen Rover und fuhr davon. Während die meisten Bewohner der Millionenstadt allmählich erwachten und ihren Kater aus der vergangenen Nacht pflegten, war ich wieder auf Tour.
    Wie gesagt, das Jahr fing gut an…
    ***
    Auch für Suko fing es gut an, allerdings anders. Der Inspektor hatte den Jahreswechsel bewußt allein verbringen wollen. Mit seinen Gedanken war er bei seiner verschwundenen Partnerin Shao gewesen, ohne allerdings mit der letzten Erbin, der Sonnengöttin Amaterasu, telepathischen Kontakt aufnehmen zu können.
    Trotz intensiver Bemühungen war die Brücke einfach nicht zustandegekommen.
    Kurz nach Mitternacht hatte sich Suko hingelegt. Nicht ohne vorher bei den Conollys anzurufen, um den Freunden ein »happy new year« zu wünschen.
    Gegen acht Uhr war Suko erwacht. Er fühlte sich wie frisch geboren, stand auf, duschte kurz, schaute aus dem Fenster, verzog das Gesicht und schlüpfte trotzdem in den Jogging-Anzug. Frühsport am Morgen konnte nicht schaden.
    Da Suko damit rechnete, daß einige Bekannte anriefen, schaltete er den Anrufbeantworter ein, nahm den Schlüssel und verließ die Wohnung. Auf dem Flur blieb er für einige Sekunden nachdenklich stehen und dachte darüber nach, ob er nicht seinen Freund John Sinclair wecken sollte, dem es sicherlich nicht ganz so gut erging wie Suko, da John bei den Conollys gefeiert hatte.
    Er entschied sich dagegen und ließ den Freund schlafen. Der Hausmeister war auf den Beinen, sah aber aus wie sein eigener Großvater. Die Nacht mußte sehr schlimm gewesen sein.
    Als er Suko erkannte, preßte er die Hand vor die Augen. »Wie kann man nur so fit sein?«
    Der Inspektor lachte. »Ganz einfach. Indem man so gut wie nichts trinkt. Wenigstens keinen Alkohol.«
    Wehleidig blickte ihn der Hausmeister an. »Das habe ich mir auch vorgenommen, aber dann kam es eben über mich, und alles war vorbei. Tut mir leid.«
    »Legen Sie sich hin.«
    »Ich habe Dienst.«
    Suko breitete die Arme aus. »Wen kümmert das schon an einem Morgen
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