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0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen
Autoren: Jason Dark
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auf mich schieben.«
    Der Chefinspektor lachte. »Was meinst du denn, was ich tue? So werde ich meinen Familienfrieden retten.«
    Ich winkte ihm noch einmal zu und verschwand. Von einer Telefonzelle aus rief ich mir einen Wagen. Er kam relativ schnell. Zu Hause angekommen, stellte ich mich zunächst unter die Dusche und genoß die Wechselbäder.
    Danach rieb ich die Blessuren mit einigen Tinkturen ein, um große Folgen zu vermeiden. Anschließend legte ich mich ins Bett und war so erschöpft, daß ich sofort einschlief.
    Ich träumte nicht einmal, und erst recht nicht von Männern mit Blindenstöcken oder Totenköpfen auf den Gläsern ihrer Brillen…
    ***
    Kein wunderschöner Neujahrsmorgen in London!
    Weder Schnee, blauer Himmel, noch Sonne. Dafür Dunst, Nieselregen, ein widerlicher Wind, aber verhältnismäßig leere Straßen, noch bedeckt von den ausgebrannten Resten der Feuerwerkskörper, über die die vier Reifen meines Dienstrovers rollten und sich in Richtung Scotland Yard bewegten.
    Ich hatte nicht sehr lange geschlafen, dafür sehr tief. Dementsprechend frisch fühlte ich mich auch. So richtig aktiv, zum Bäumeausreißen. Zwei Tassen Kaffee hatte ich getrunken, eine Toastscheibe gegessen und etwas Konfitüre und zwei Spiegeleier. Suko hatte ich schlafen lassen. Mein Besuch beim Yard sollte keine acht Stunden dauern, ich wollte nur wissen, was es Neues ergeben hatte.
    Wie gesagt, London war ruhig. So fand ich auch, was normalerweise kaum möglich war, einen Platz vor dem Yard Building, wo noch immer das Baugerüst stand.
    Es kletterte hoch an der Gebäudewand. Planen schützten die Menschen vor herabfallenden Teilen. Sie sahen aus wie nasse Fahnen und bewegten sich wellenartig, wenn der Wind über sie hinwegstrich.
    Etwa zwanzig Yards vom Eingang entfernt stoppte ich den Rover und stellte ihn in eine Lücke zwischen zwei Gerüstpfosten. Früher hatte man sie aus Holz gebaut, heute nahm man Metall.
    Um diese Zeit konnte man von einem Fließen des Verkehrs nicht sprechen. Hin und wieder fuhr ein Wagen vorbei, dessen Reifen schmatzend über den nassen Asphalt rollten.
    Ich fühlte mich wieder besser. Die Tinktur hatte geholfen, die Schmerzen waren zurückgegangen, aber noch immer bewegte ich mich ziemlich steif. Zudem klopfte es an den Schläfen, wenn ich zu fest auftrat.
    Unter dem Geländer ging ich entlang. Links von mir nahm sehr bald eine Plane die Sicht auf die Fahrbahn.
    Rechts befand sich die Hauswand des Gebäudes.
    Ein völlig normaler Weg. Ich hatte auch keinen Grund, mißtrauisch zu sein, bis genau zu dem Augenblick, als plötzlich der Kerl mit dem Blindenstock erschien.
    Er mußte auf mich gewartet haben. Ich hatte auch nicht mehr an ihn gedacht, bekam nur große Augen, als ich sah, daß er vor mir stand und sofort angriff.
    Dabei ging er zurück, hob den Stock an wie ein Gewehr, und bei mir schrillten sämtliche Alarmklingeln.
    Ich warf mich nach rechts, prallte gegen die Hauswand, als aus dem unteren Ende des Stocks für einen Moment eine Feuerblume aufblühte. Dann fiel der Schuß.
    Das Echo donnerte in meinen Ohren, die Kugel jaulte an mir vorbei. Ich hatte unwahrscheinliches Glück gehabt. Als der Kerl seine Waffe schwenkte, um noch einmal zu feuern, griff ich an.
    Mein Fußtritt erwischte den Stock.
    Er wurde in die Höhe katapultiert, der zweite Schuß fiel auch, aber die Kugel jaulte gegen das über unseren Köpfen waagerecht verlaufende Metallbrett.
    Der Kerl mit der dunklen Brille stieß einen wütenden Laut aus. Ich wollte ihn packen, als er zuschlug.
    Der Treffer erwischte mich an der Schulter. Dennoch traf meine Faust seinen Hals.
    Gurgelnd taumelte er zurück, duckte sich, schoß nicht mehr, schwang statt dessen herum und kletterte gewandt eine Leiter hoch.
    Ich hatte die Chance, seinen Rücken zu erwischen, was ich wiederum nicht wollte. Dafür nahm ich die Verfolgung auf.
    Sekunden reichten aus, um einen guten Vorsprung zu gewinnen.
    Das mußte ich leider feststellen, denn der Kerl war verdammt schnell. Er hatte das erste Brett bereits erreicht und lief auch darüber weg, denn ich hörte die dumpfen Echos seiner Tritte.
    Viel Vorsicht ließ ich nicht walten, denn mit seiner produzierten Geräuschkulisse machte er klar, daß er nicht auf mich lauerte, um mir eine weitere Kugel entgegenzuschicken.
    Ich erreichte das Brett, stemmte mich hoch und lief weiter.
    Der »Blinde« konnte verdammt gut sehen, und er bewegte sich geschickt voran. Das Ende des Brettes hatte er schon erreicht,
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