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0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen
Autoren: Jason Dark
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rollten.
    Die Rücklichter verglühten. Abgase vermischten sich mit dem blassen Dunst der Feuchtigkeit. Ich lag noch immer auf dem Pflaster, fast konsterniert, denn ich mußte über diese Vorgänge erst nachdenken und sie in die Reihe bringen.
    Daß Costello erschienen war, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Erst der Überfall, danach Costellos Erscheinen; das neue Jahr fing gut an. Nichts hatte sich gegenüber dem vergangenen verändert. Verdammter Mist auch!
    Als ich mich auf die Beine stemmte, spürte ich den Schwindel. Ich hatte einfach zu lange gelegen, bewegte mich auf die Laterne zu und hielt mich dort fest wie jemand, der tatsächlich vom letzten Jahr noch übriggeblieben war.
    Bisher hatte sich kein Mensch sehen lassen. Die Straße war eng, ruhig, kein Laden hielt die Pforten offen. Um diese frühe Morgenzeit war London mehr als tot.
    Logan Costello hatte von zwei Leichen gesprochen, die in der Nähe liegen mußten. Diese beiden Toten wollte ich mir anschauen.
    So richtig in Ordnung war ich noch immer nicht. In meinem Kopf kreiste ein dumpfes Gefühl und ließ keine Stelle aus. Ich atmete wieder tief durch, der Kreislauf mußte sich stabilisieren, und auch am Körper taten mir einige Stellen weh. Blaue Flecke würden bestimmt zurückbleiben.
    Von den »Blinden« war nichts mehr zu sehen. Sollte ich sie noch einmal sehen, würde ich sie aufmischen, das hatte ich mir mehr als fest vorgenommen.
    Irgendwo in der Nähe hupte ein Wagen. Das Echo knallte in die Straße hinein, dann hörte ich das Kreischen von Reifen, sah Licht über die Hauswände geistern, bevor ein offener Sportwagen an mir vorbeiwischte. Im Fond drückten sich zwei junge Frauen eng zusammen. Sie hielten ihre Arme ausgestreckt. Aus den Fäusten schauten die Hälse der Champagnerflaschen. Mich lachten sie während des Vorbeifahrens aus.
    Ich wartete, bis der Wagen nicht mehr zu sehen war und konnte mich endlich um die Toten kümmern.
    Beide Leichen fand ich tatsächlich in einem Hauseingang. Sie lagen auf den Stufen einer alten Treppe. Hinter ihr bildete die Tür ein mit zwei Balken schräg vernageltes Rechteck.
    Aus diesem Haus wäre keiner gekommen.
    Beim ersten Hinsehen konnte ich an den Toten nichts erkennen. Es waren Männer, okay. Dann holte ich mein Feuerzeug hervor, mußte mich vorsichtig bücken, weil es in meinem Kopf wieder anfing zu hämmern, und leuchtete über die Gesichter der Toten hinweg.
    Der Schock traf mich hart.
    Obwohl ich eigentlich darauf hätte vorbereitet sein müssen, spürte ich dennoch die Kälte, die meinen Rücken steif werden ließ. Im Widerschein der Flamme entdeckte ich Gesichter, die keine mehr waren. Sie waren vom Feuer zerstört worden. Die Hände, der Hals und die Füße waren dagegen unversehrt.
    Obwohl es mir gegen den Strich ging, bückte ich mich tiefer, um die Leichen genauer zu untersuchen. Mit den Fingerkuppen strich ich über das, was einmal Haut gewesen war.
    Ich konzentrierte mich auf die Augen. Wie hatte das geschehen können?
    Ich drehte mich wieder um, schluckte einige Male und dachte auch daran, daß ich ebenso hätte daniederliegen können, aber mir war nichts geschehen, trotz dieses verdammten Überfalls.
    Weshalb nicht?
    Ich konnte mir kaum vorstellen, daß ich dem Killer derart sympathisch gewesen war. Daß ich noch lebte, mußte andere Gründe haben.
    Mein Blick glitt über den leeren Gehsteig. Niemand war zu sehen.
    Zu beiden Seiten hin präsentierte er sich völlig verlassen. Die Nässe auf dem Gestein glänzte, als hätte man das Pflaster bewußt angestrichen. Dünner Dunst strich lautlos darüber hinweg. Er quoll an verschiedenen Stellen aus den Gullys hervor.
    Costello wollte sich um die Leichen nicht kümmern. Es hatte in seiner Verbrechermannschaft schon Tote gegeben, also überließ er die Arbeit allein mir.
    Ich mußte, so leid es mir für die Kollegen auch tat, die Mordkommission alarmieren.
    Nur gab es nirgendwo ein Telefon. So machte ich mich auf den Weg, um eine der roten Zellen zu suchen. Ich fand sie in der Querstraße, wo auch mehr Betrieb herrschte. Ein paar Schnapsleichen bewegten sich vorsichtig und manchmal stöhnend an den Hauswänden entlang.
    Als ich wählte, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, weil ich wußte, zu wessen Revier dieses Gebiet gehörte. Ich ließ mich sofort weiterverbinden und hörte schon sehr bald die wütend klingende Stimme.
    »Tanner hier!«
    »Hallo, Chefinspektor. Ich wünsche dir ein frohes, gesundes und glückliches, neues
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