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0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen
Autoren: Jason Dark
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nur nicht. Das merkte auch der Eindringling und zog den Stock wieder zurück. »So«, sagte er, »weiter.«
    »Ich weiß nichts.«
    »Das glaube ich dir nicht. Ich möchte von dir erfahren, wo deine Freunde hingefahren sind.«
    »Weg sind sie, weg.«
    »Das ist mir bekannt. Ich will das Ziel wissen.«
    »Irgendwo in…«
    Der Unheimliche bewegte nur seinen Stock, und Emilio schrak wieder zusammen. Überhaupt war er nicht in der Lage, sich zu erheben. Die Stockschläge hatten ihn zu sehr malträtiert. Es gab kaum eine Stelle an seinem Körper, die ihn nicht schmerzte.
    »Wohin?«
    »Nach Soho, glaube ich. An der Grenze zu Mayfair, glaube ich. Dort wollen sie sich treffen.«
    »Mit wem?«
    »Zwei Freunde von Logan. Alte Mafiosi. Sie haben etwas zu bereden. Die Szene in Mayfair…«
    »Danke, das reicht.«
    Emilio war froh. Doch nur wenige Augenblicke, denn er dachte daran, daß er zu den Zeugen zählte, die diesen Mann gesehen hatten. Ihm war auch bekannt, was die Mafia mit Zeugen tat.
    Der Namenlose gab mit keiner Regung seines Gesichts zu erkennen, ob er ebenso dachte. Er gab überhaupt keinen Kommentar mehr ab. Ruhig blieb er stehen.
    »Ich… ich weiß nichts mehr«, nahm Emilio den Gesprächsfaden wieder auf. »Ich weiß wirklich nichts mehr.« Am liebsten wäre er zurückgekrochen und hätte sich irgendwo in einem Loch versteckt.
    Hinter ihm befand sich die Tür, da konnte er nicht weg.
    »Ich danke dir!«
    Wie der Mann mit der dunklen Brille das sagte, kam schon einem indirekt gesprochenen Todesurteil gleich. Das spürte auch Emilio, er kroch noch mehr in sich zusammen und hörte den zischenden Befehl.
    »Schau mich an!«
    Emilio hob den Blick so gut wie möglich. Er sah das Gesicht des Fremden und dessen Brille.
    Schwarzblaue Gläser, völlig undurchsichtig. Vergleichbar mit gefährlichen Sonnen, die irgendwo in der Weite des Alls verloschen waren, aber plötzlich neue Energien bekamen, denn auf oder in den Gläsern tat sich etwas.
    Da entstanden Gebilde.
    Zunächst war für Emilio nichts zu erkennen, obwohl sie sich von dem dunklen Hintergrund abhoben. Nach wenigen Sekunden nahmen sie Form an, es kristallisierte sich etwas hervor, und Emilio, der nur diese verfluchte Brille anstarren konnte, glaubte, einen schlimmen Alptraum zu erleben.
    Was dort wie gemalt an den Gläsern schimmerte, waren zwei weißgelbe Totenschädel!
    Bleiche Knochenköpfe, ohne Haut, ohne Haare, einfach furchtbare Totenschädel.
    Der Fremde beugte sich vor. Er grinste dabei, ohne die Zähne zu zeigen. Nur aus seinen Mundwinkeln krochen Rauchfäden hervor, die bestialisch stanken.
    Sie umflatterten sein Gesicht, ohne daß es ihm persönlich etwas ausgemacht hätte oder ihn in seinen Bewegungen zu stoppen. Immer dichter geriet sein Gesicht mit der Brille an das des liegenden Mafioso.
    Emilio spürte die Hitze.
    Sie schoß wie eine furchtbare Lohe in ihm hoch, trocknete ihn von innen her aus. Sein Gesicht schien zu zerfallen und sich gleichzeitig in die Länge zu ziehen.
    Rauch wischte vor seinen Augen weg. Ein Qualm, den nicht der Fremde abgab, sondern Emilio selbst.
    Er stammte von ihm…
    Ein furchtbarer Schrei löste sich aus der Kehle des Mafioso. Gleichzeitig explodierten die Totenschädel in den beiden Brillengläsern zu gewaltigen Flammen, die auch Emilio nicht verschonten und ihn hineinrissen in den Strudel, aus dem es kein Erwachen mehr gab.
    Der Fremde war zufrieden. Er deutete dies durch ein Nicken an, bevor er auf dem Weg verschwand, den er gekommen war. Er hatte es sehr eilig…
    ***
    Ich hörte flüsternde Stimmen, die mich an das Zischen eines offenen Überdruckventils erinnerten. Sie erreichten meine Ohren, sie drangen in meinen Kopf, sie waren überall. Nur konnte ich nicht verstehen, was sie sagten.
    Gleichzeitig spürte ich den Druck an der Schläfe. Genau an der rechten Seite. Er war kalt und verdammt hart. Trotz meines nicht gerade optimalen Zustandes fand ich heraus, daß es sich bei dem Druck um den einer Waffenmündung handeln mußte. Ich kannte dieses verfluchte Gefühl, denn ich hatte es in meinem Leben leider zu oft verspüren müssen.
    Jemand mußte mich auf die Seite gedreht haben. Oder hatte ich mich selbst während meiner Bewußtlosigkeit bewegt? Es war völlig egal. Jedenfalls roch ich die Nässe und den Schmutz des Pflasters, auf dem ich meinen Platz gefunden hatte.
    Auch wenn ich es gewollt hätte, ich hätte mich kaum rühren können, weil ich mich im wahrsten Sinne des Wortes wie zerschlagen fühlte. Die
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