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0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen
Autoren: Jason Dark
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wie diesem.«
    Der Hausmeister bekam Glanz in die Augen. »Ja, Sir, eigentlich haben Sie recht.« Er kam näher und senkte die Stimme. Suko roch dabei die Alkoholfahne. »Wenn Sie zurückkommen und mich nicht sehen sollten, bin ich trotzdem da. Sie verstehen?«
    »Nicht ganz.«
    »Ich lege mich in meiner Loge nieder.«
    »Auf den Boden?«
    »Nein, auf eine Liege, die ich mitgebracht habe.«
    Suko lachte und schlug ihm auf die Schulter. »Sie sind richtig, machen Sie das nur. Heute mittag sind Sie wieder fit.«
    »Das will ich doch hoffen. Und viel Glück beim Joggen.«
    »Klar.«
    Sekunden später stand der Inspektor vor der Tür. Er atmete die kühle Luft, spürte die Feuchtigkeit wie Tücher auf seinem Gesicht und bewegte seine Beine, so daß es aussah, als würde er im Stehen anfangen zu laufen.
    Dann startete er, lief über Gehwege und Parkplätze, an einem Pub vorbei, der noch geschlossen hatte. Suko gelangte zu den Grünflächen, die die Parkplätze einrahmten; im Hintergrund standen die Hochhäuser.
    Allmählich lockerten sich seine Muskeln. Er merkte, daß sich die Beine wie von selbst weiter bewegten. Allmählich fing er an zu schwitzen.
    Immer wieder drehte er seine Runden. Drei Meilen wollte er schaffen. Suko joggte eigentlich nur an den Sonn- und Feiertagen, wenn er Zeit dafür besaß. Ansonsten war der anstrengende Dienst Training genug für ihn.
    Aber er war nicht der einzige, der lief. Eine Frau, deren dunkle Haare von einem weißen Stirnband gehalten wurden, begegnete ihm und lächelte ihm zu.
    Suko winkte zurück. Noch eine Runde mußte er drehen, dann hatte er es geschafft.
    Vor der Haustür blieb er stehen, beugte sich vor, atmete tief durch, schüttelte Arme und Beine aus, wischte mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn und stellte fest, daß er nicht erschöpft war. Das Laufen hatte ihn gerade richtig in Form gebracht.
    Der Hausmeister hatte recht behalten. Er war da, aber nicht zu sehen. Nur daß er schnarchte, hatte er Suko nicht gesagt. Das Geräusch war selbst an der Eingangstür zu hören.
    Der Schlafende interessierte Suko nicht. Sein Blick galt zwei anderen Besuchern, die etwas verloren wirkend in der Halle standen und nicht wußten, was sie tun sollten, denn sie schauten sich ziemlich ratlos um.
    Die Männer waren blind!
    Sie trugen weiße Stöcke, dunkle Brillen vor den Augen, lange Stoffmäntel und flache, dunkelblaue Pudelmützen auf den Köpfen, die ihre Haare verdeckten.
    Suko ging auf die beiden zu, die seine Schritte gehört hatten und sich umdrehten.
    »Kann ich Ihnen helfen?« erkundigte sich der Inspektor.
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Hausbewohner.«
    »Ah, wir dachten, es wäre der Hausmeister. Aber der schläft wohl, nicht wahr?«
    »Es ist nicht zu überhören.«
    »Wo fahren Sie denn hin?«
    »In den zehnten Stock.«
    »Dann können Sie uns begleiten.«
    »Gern. Zu wem wollen Sie?«
    »Zu einer bekannten Familie.«
    »Okay, ich begleite Sie.«
    »Gehen Sie ruhig vor, wir richten uns dann nach Ihren Schritten, Mister.«
    Suko hatte nichts dagegen. Er schöpfte auch keinen Verdacht. Der Lift stand noch unten. Suko ließ die Tür offen und schaute den zwei Blinden zu, wie sie die Kabine betraten. Sie bewegten sich sehr vorsichtig und tasteten mit den Enden ihrer weißen Stöcke den Boden ab. Sehr vorsichtig betraten sie die geräumige Kabine, gingen bis zur Rückwand vor und drehten sich dort um.
    Suko hatte den Kontaktknopf gedrückt. Die Zahl zehn leuchtete auf. Wenig später zischte der Lift hoch.
    Die Blinden rührten sich nicht. Sie standen nebeneinander, als hätte man sie dort aufgebaut. Ihre Hände umklammerten die krummen Griffe der Stöcke.
    Suko schaute in ihre Gesichter. Automatisch versuchte er, das Dunkel der Brillen mit seinen Blicken zu durchdringen, um die Augen dahinter erkennen zu können.
    Er sah nichts. Das Glas war blauschwarz eingefärbt. Eine ungemein tiefe Farbe.
    Das Ziel war schnell erreicht. »Moment«, sagte Suko, als sich die Tür öffnete, »ich werde den Kontakt unterbrechen, dann können Sie den Lift verlassen.«
    »Danke.«
    Hintereinander gingen sie her. Wieder tasteten und schwangen sie mit ihren Stöcken den Boden ab, obwohl Suko ihnen erklärt hatte, daß es keine Hindernisse gab.
    »Ich wohne auch hier«, sagte er. »Jetzt müssen Sie mir nur sagen, wen Sie besuchen wollen.«
    »Ja, ja…« Die Blinden standen vor Suko. Einer von ihnen hob seinen Stock. Er deutete schräg in den Gang hinein, ungefähr dorthin, wo auch Suko und sein Freund John
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