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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch
Autoren: Jason Dark
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haben, daß du nicht auf seiner Seite stehst. Auch ich habe feststellen können, wer du bist. Du stehst als normaler Mensch vor mir, doch du trägst etwas bei dir, daß dich aus der Masse abhebt, das Kreuz. Alte Legenden erzählen davon, daß es vor langer Zeit seinen Weg durch die Hände der Zigeuner gegangen ist. Stimmt es?«
    »Du hast recht. Vera Mönössy hat es einmal besessen. Sie war eine Zigeunerin.«
    »Da ist die Verbindung! Auch ich bin eine Zigeunerin. Janos gehört ebenfalls zu diesem Volk und besitzt demnach den genauen Durchblick. Er wird für alles seine Gründe haben.«
    »Wenn er wirklich nicht auf meiner Seite steht, begreife ich nicht, daß ich nicht zu einem Opfer seiner Ratten geworden bin. Das ist für mich nicht…«
    »Geduld, John Sinclair.« Sie hob die Hand. »Du wirst den Grund früh genug erfahren.«
    »In dieser Nacht?«
    »Das steht fest.« Sie stand plötzlich auf. »Sogar in den nächsten Minuten.«
    Ich schaute sie an. Aus der offenen Feuerstelle drangen Licht und Schatten. Ihr wechselvolles Spiel zeichnete das Gesicht der alten Frau. Sie hielt den Kopf leicht gedreht, als könnte sie durch die dicken Holzwände der Hütte nach draußen schauen.
    »Ja, es tut sich etwas. Du brauchst nicht mehr lange zu warten. Er ist da, ich spüre es. Er befindet sich in der Nähe. Und nicht nur er!« hauchte sie. »Janos hat seine Freunde, die Ratten, mitgebracht…«
    ***
    Wenn sich jemand in den Wäldern um den See herum auskannte, dann war es Janos Torday. Bei seinen nächtlichen Ausflügen hatte er genug davon mitbekommen, er hatte sich Verstecke angelegt, weil er sicher war, daß er sie später einmal würde benutzen können.
    Es war so eingetroffen.
    Die Häscher hatten ihn nicht gefunden, obwohl sie ihre Bemühungen verstärkten und mit noch mehr Wagen die Gegend absuchten.
    Die hellen Scheinwerfer erwiesen sich für sie auch als Nachteil. So konnte Janos ihren Weg ständig verfolgen.
    Er hatte sie vorbeiziehen lassen und erst dann sein Versteck verlassen. Noch besaß er sein menschliches Aussehen, doch er witterte wie ein Tier, weil er eine bestimmte Spur aufnehmen wollte.
    Lange genug hatte er sein Vorhaben hinausgeschoben, jetzt wollte er nicht mehr warten.
    Und so machte er sich auf den Weg zu einem Ziel, dem er schon einmal einen Besuch abgestattet hatte.
    Es war die Hütte der alten Lorri. Wenn er über diese Frau nachdachte, überkam ihn ein Gefühl, das er ansonsten in seinem Leben nie kennengelernt hatte.
    War es Sympathie, war es Verbundenheit mit einer Frau, die ebenso einsam lebte wie er?
    Das konnte es nicht sein, denn davon gab es viele. Was also zog ihn dorthin?
    Zunächst die Witterung. Er wußte mit einemmal, daß bei Lorri der Mann war, den er suchte und der ihn suchte. Auf Schleichwegen näherte er sich dem Ziel.
    Mit ihm bewegten sich die Ratten.
    Es waren viele. Er hatte sie alle geholt. Und sie liefen hinter ihm her wie eine breite, graue Fahne, die jemand über den Boden und durch das Gras schleifte.
    Nichts konnte sie aufhalten. Sie übersprangen jedes Hindernis, kamen überall durch. Wenn es einmal zu stark war, fraßen sie sich kurzerhand hindurch.
    Die Ratten blieben bei ihm, als würden sie an seinen Hacken kleben. Er führte sie durch den Wald, über Hänge hinweg und durch Mulden, bis er auf einer Höhe blieb und das einsame Licht in der Finsternis schimmern sah.
    Da lag die Hütte.
    Torday blieb stehen. Er ging die letzten Schritte langsamer. Zwischen den Bäumen, durch Unterholz gut abgeschirmt, duckte er sich zusammen.
    Minutenlang blieb er hocken. Er hatte die Arme ausgestreckt, die Hände gegen den Boden gestemmt und konzentrierte sich auf das Ereignis, das bald eintreten würde.
    Die Mutation!
    Es begann mit einem Ziehen. Dieser Schmerz zog sich vom Nacken bis hin zu den Füßen. Als wäre jemand dabei, seine Haut mit glühenden Zangen zu straffen.
    Sein Gesicht und auch die Haut nahmen eine andere Farbe an. Das Helle verschwand, der graue Schimmer fand überall seinen Platz, und sein Gesicht bewegte sich zitternd. Anstelle eines Mundes wuchs ihm plötzlich eine Schnauze. Scharf und spitz, im Innern mit Zähnen wie Nadeln. Barthaare entstanden, sensible Sensoren, die auf Gefahren geeicht waren. Der Körper bauschte sich noch auf, die Kleidung knackte in den Nähten. Aus seinen Händen und Armen wurden Pfoten mit harten Krallen.
    Nur die Beine blieben normal, der Oberkörper und der Kopf unterschied sich nicht mehr von dem einer normalen Ratte.
    Es war
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