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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch
Autoren: Jason Dark
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geschafft. Janos Torday hatte sich zu einem Rattenmenschen entwickelt.
    Wenig später ging er los, um das durchzuführen, was er sich vorgenommen hatte.
    Die grauen Nager folgten ihm auf den Füßen…
    ***
    Lorri hatte die entscheidenden Worte mit einer ruhig klingenden Stimme gesagt. Ich sah keinen Grund, ihr zu mißtrauen. Diese Frau wußte mehr als ich. Sie spürte Dinge, die mir noch verborgen geblieben waren. »Jetzt wird es wohl zu einer Entscheidung kommen!« flüsterte sie und strich über ihre Felle. Diese Bewegung kam mir fast so vor wie eine Geste des Abschieds für immer.
    Ich drehte mich um. Die Schritte führten mich bis dicht vor das Fenster.
    Es war keine gute Idee gewesen, durch die Scheibe schauen zu wollen. Eine Schicht aus Staub klebte außen und innen an dem Glas.
    Da war nichts zu sehen.
    »Bleib hier im Raum«, warnte mich die alte Frau, als sie sah, daß ich zur Tür ging.
    »Weshalb?«
    »Dort lauert die Gefahr«, wisperte sie mir entgegen.
    Ich ignorierte die Worte. Neben dem Kamin lag das Holz. Nicht nur klobige Stücke, auch handliche Knüppel. Einen davon nahm ich an mich und hielt ein Ende in die Flammen.
    Das Holz fing sehr schnell Feuer, obwohl es nicht mit Pech getränkt war. Mit der primitiven Fackel in der Rechten verließ ich die Hütte, blieb dicht vor der Tür stehen und leuchtete die nähere Umgebung aus. Zunächst sah ich nichts, weil ich die Fackel zu hoch hielt. Als die Flamme in Kniehöhe über den Boden strich, da hatte sich das Gras farblich verändert.
    In einer Breite von gut einem Meter tanzte der Widerschein über eine graue Fläche, sie sich aus dicht zusammengedrängten Rattenkörpern gebildet hatte.
    Es waren Hunderte dieser Tiere, die vor der Hütte hockten und sich nicht bewegten.
    Ich ging zurück. Dabei spürte ich den Magen hoch in der Kehle.
    Der Schauer lag wie eingebrannt auf meiner Haut. Gegen diese Invasion der Nager hatte ich nicht die Spur einer Chance. Sie würden mich nicht weiterkommen lassen, und ich ging zudem davon aus, daß sie die anderen Seiten der Hütte ebenfalls unter Kontrolle hielten.
    Die Härchen in meinem Nacken stellten sich hoch. Wenn ich einatmete, spürte ich den Rauch des Feuers im Hals, auch die Augen tränten durch den Qualm.
    Ich ging wieder zurück.
    Lorri besaß trotz ihres hohen Alters noch sehr gute Augen. Sie sah mir an, daß etwas geschehen war. »Sie sind in der Nähe, nicht wahr? Ich habe mich nicht geirrt.«
    »Das hast du nicht. Unzählige Ratten haben deine Hütte umstellt. Wir sind gefangen.«
    Sie nickte mir zu. »Damit mußten wir rechnen. Diese Nacht ist entscheidend für dich, John Sinclair. Ob du weiterleben oder tot sein wirst, das zeigt sich in den folgenden Minuten. Ich weiß nicht, was du tun willst, aber konzentriere dich auf den einen.«
    »Janos habe ich nicht gesehen.«
    »Du Narr.« Sie lachte krächzend auf. »Er ist ebenfalls in der Nähe. Er läßt seine Ratten nie allein. Umgekehrt ist es ebenso. Wo die Ratten sind, da ist auch er. Das mußt du wissen.« Sie hustete. »Menschen und Ratten, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Doch es gibt Gemeinsamkeiten zwischen ihnen.«
    Ich sprach zunächst nicht mehr weiter, weil ich abwarten wollte, was geschah.
    Die Armee der Ratten verhielt sich ruhig. Kein Laut drang an meine Ohren. Nicht einmal den Wind hörte ich. Er schien sich bewußt zurückgehalten zu haben. Ich ging weiterhin davon aus, daß die Häscher ihre Suche nicht abgebrochen hatten. Motorenlärm oder megaphonverstärkte Stimmen hallten nicht durch die Nacht.
    Sie schwieg; sie würde auch als Zeuge nichts aussagen können, was an Furchtbarem geschah.
    Lorri und ich vernahmen ein Geräusch. Es war ein schrilles Pfeifen, sehr hoch, Schauer erzeugend, einem Warnsignal gleichkommend oder einem Startschuß. Lorri öffnete ihre Augen so weit wie möglich, bevor sie flüsterte: »Das ist Janos.«
    Davon ging auch ich aus. Ich nahm mein Kreuz und hängte es mir offen vor die Brust.
    Zum erstenmal bekam es die alte Zigeunerin zu Gesicht. Sie starrte es an, ohne einen Kommentar zu geben, nur ihre Lippen bewegten sich innerhalb der Runzeln und Falten, doch einen Kommentar gab sie nicht ab. Sie schaute auch zu, wie ich meine Beretta überprüfte und den Dolch ebenfalls. Waffen, mit denen ich gegen den Rattenmann angehen konnte.
    Das Pfeifen war verstummt. Trotzdem hörten wir etwas von draußen. Sollte man von einem Schaben sprechen, von einem Kratzen außen am Holz der Hütte?
    Für mich jedenfalls
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