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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch
Autoren: Jason Dark
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würde. Hin und wieder geschah das schon mal. Ein jeder, der im Zuchthaus arbeitete, kannte den Wohnplatz der Zigeunerin. In dieser Nacht gab es für ihren Besuch einen anderen Grund.
    Den machten sie auch deutlich, als sie die Tür fast schon eintraten.
    Sie stürmten in die Hütte und verteilten sich sofort mit schußbereiten Waffen innerhalb des Hauses.
    Zu viert waren sie gekommen und füllten das Haus mit ihrer Anwesenheit nicht nur körperlich aus. Von ihnen ging auch eine gewisse Drohung aus, und zwar psychisch.
    Lorri ließ sich nicht beeindrucken. Ruhig schaute sie den Männern entgegen.
    Einer von ihnen trat gegen die Reste der Katze. Es war der Anführer der vier Häscher. »Dein Kater?« fragte er.
    Lorri nickte.
    »Weshalb ist er umgekommen?«
    »Es waren Ratten!«
    Die Augen des Anführers verengten sich zu Sicheln. Er war ein dunkelhaariger Mann aus dem Süden des Landes und besaß etwas Indianerhaftes in seinen Gesichtszügen. Er trat sehr nahe an sie heran. Die Mündung seiner Maschinenpistole berührte fast ihre Stirn.
    »Ratten«, sagte er leise, »woher sind sie gekommen?«
    »Von draußen.«
    »Rede keinen Mist, Alte. Ich will wissen, weshalb sie gerade dich ausgesucht haben?«
    »Das weiß ich nicht. Die Katze muß sie angelockt haben. Sie waren plötzlich da.«
    »Einfach so?«
    »Ja. Ich mußte mit ansehen, wie Satan starb. Ich habe ihn geliebt, er war mein ein und alles.«
    Der Mann wischte diese Antwort mit einer Handbewegung zur Seite. Was interessierten ihn die Gefühle der alten Zigeunerin? »Hör zu, Lorri, du weißt bestimmt, was in dieser Nacht geschehen ist.«
    »Ich kann es mir denken, denn ich hörte wieder einmal die Sirenen aufheulen.«
    »Genau. Wir jagen zwei Ausbrecher, verstanden? Es sind zwei Leute gewesen.«
    Lorri schaute hoch. »Sie können sich hier umschauen. Sie werden nichts finden. Zu mir sind sie nicht gekommen.«
    »Dafür die Ratten – wie?«
    »Leider.«
    Der Anführer gab seinen Leuten einen Wink. Zwei von ihnen durchsuchten das Haus, dem noch ein kleiner Vorratsraum angeschlossen war. Der dritte blieb an der Tür stehen.
    »Ihr werdet nichts finden«, sagte Lorri. »Ich habe mit den Ausbrechern nichts zu tun.«
    »Das glauben wir dir, Alte. Nur wollen wir ganz sicher gehen.«
    »Hütet euch«, sagte Lorri plötzlich.
    »Wovor denn?«
    »Wenn die Ratten kommen, werden sie euch zerreißen. Sie sind gefährlich. Ich glaube nicht, daß ihr sie stoppen könnt. Sie stehen unter einem Befehl, das spüre ich. Also gebt genau acht. Geht ihnen aus dem Weg, das ist besser.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Lorri hob die Schultern. »Ihr alle wißt, wer ich bin…«
    »Ja, eine Hexe!« meldete sich der Mann an der Tür. »Eine alte Hexe. Das sagt man.«
    »Ich sehe mich nicht so. Ich möchte euch vielmehr warnen, denn ich habe hinter die Dinge geschaut und das Grauen gesehen. Als ich meinen Zauber in einer Vollmondnacht durchführte, da war mir klar, daß etwas passieren würde. Hat es nicht schon genügend Tote gegeben? Hat man im Sommer nicht den Mann und die Frau unten am See gefunden? Ich habe sie nicht gesehen, doch ich besitze Ohren, um hören zu können. Der Wind flüsterte mir zu, daß sie schrecklich ausgesehen haben müssen.«
    »Das waren die Ratten!«
    »Vielleicht.« Lorri breitete die Arme aus. »Doch auch bei ihnen gibt es Unterschiede.«
    »Wie meinst du das, Alte?«
    »Das müßt ihr selbst feststellen. Ihr sitzt in einem großen Nest. Keiner von euch hat darauf geachtet, daß andere Vögel dieses Nest benutzten und ein fremdes Ei hineinlegten.«
    Der Anführer überlegte. »Du sprichst von unserem Zuchthaus?«
    »Ich kann es nicht abstreiten.«
    »Und wer ist das fremde Ei dort?«
    »Das müßt ihr selbst herausfinden. Es hat das Nest verlassen, ist unterwegs, um von euch eingefangen zu werden. Ich gebe euch den Rat, vorsichtig und auf der Hut zu sein. Manch einer ist als einzelner stärker als eine Armee.«
    »Das kann hinkommen, Alte. Wer ist in diesem Fall der einzelne?«
    »Dieses ist nicht mein Problem.«
    Der Boß der Truppe nickte. Er wollte etwas sagen, wurde jedoch gestört, weil eines der mitgebrachten Funkgeräte einen Piepton von sich gab.
    Der Mann an der Tür nahm die Meldung entgegen und wurde bleich. Die Hand mit dem Gerät zitterte, es rutschte fast von seinem Ohr. Er ließ den Arm sinken und schüttelte den Kopf.
    »Was ist los?«
    »Ratten, zwei Hunde sind tot. Es wurde geschossen, nicht von unseren Leuten…«
    »Verdammt noch mal, mach
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