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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch
Autoren: Jason Dark
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geschleudert wurde, konnte man nur als den berühmten Tropfen auf den heißen Stein bezeichnen.
    Der überwältigende Teil der Nager setzte seinen Weg in Richtung Fahrzeug fort.
    Dort hatte der zweite Mann bereits den Motor angelassen. Er winkte heftig dann drehte sich der auf der Lafette angebrachte Scheinwerfer und strahlte den Hang hinein.
    Das grelle Licht floß über den sich hochbewegenden Teppich aus grauen Rattenkörpern.
    Auch der zweite Mann sprang in den Wagen. Sein Kollege startete, der andere feuerte noch aus dem Fenster. Beim Anfahren verlosch auch der Suchscheinwerfer, dafür warfen die normalen ihre Lichtglocke vor das Fahrzeug.
    Als die ersten Ratten den Hang hinter sich gelassen hatten, waren die beiden Wächter schon zu weit entfernt, als daß sie von den Tieren noch hätten eingeholt werden können.
    Ich richtete mich in eine hockende Stellung auf. Das schrille Pfeifen war von keiner Ratte ausgestoßen worden, obwohl es Ähnlichkeit mit den Lauten der Nager besaß.
    Für sie glich es einem Befehl!
    Sie stoppten ihren Weg, schlugen einen Halbbogen und rannten den Hang wieder hinab.
    Um mich kümmerten sie sich nicht. Weshalb nicht? Sie griffen Menschen an, auch ich gehörte dazu. Vielleicht war meine Bekanntschaft mit Janos Torday der Grund für dieses Verhalten. Dabei war ich erschienen, um ihm das Handwerk zu legen.
    Wußte er das nicht?
    Der Boden selbst schien zu wandern, als die Ratten ihren Weg den Hang hinab zu ihrem neuen Ziel fanden, wo ihr Herr und Meister in einem Versteck wartete.
    Innerhalb der nächsten zehn Sekunden war der Spuk verschwunden. Daß es sich nicht um einen Traum gehandelt hatte, dafür gab es genügend Beweise. Die toten Hunde, die zerschossenen Rattenkörper. Eine grausige Spur zeichnete den Hang.
    Ich wollte hier nicht unbedingt Wurzeln schlagen, stand auf und machte mich auf den Weg. Wieder schritt ich den Hang hoch, um den Weg an seinem Ende fortzusetzen.
    Mir war klar, daß die Hetzjagd in der nächsten Zeit verstärkt werden würde. Bestimmt besaßen die Fahrzeuge Funk, da konnten sich die Jäger untereinander verständigen.
    Wie viele dieser Nager existierten eigentlich? Eine Antwort auf diese Frage interessierte mich brennend. Obwohl mich der Gedanke daran schaudern ließ, hätte ich gern mit Torday gesprochen, auch wenn er von Ratten umgeben war.
    Bei den gefundenen Toten hatten die Experten andere Bißwunden festgestellt, als die, die normale Ratten hinterließen. Ich ging von einer Riesenratte aus. Bisher war sie mir in dieser mutierten Form noch nicht begegnet. Deshalb wartete ich förmlich auf den Zeitpunkt, daß sich Torday verwandelte.
    Es gab Werwölfe, es gab Wertiger – mit beiden hatte ich schon Erfahrungen gesammelt, weshalb sollte es dann keine Werratten geben? Diese Gedanken beschäftigten mich, als ich meinen Weg fortsetzte. Weg vom Zuchthaus, hinein in das mir unbekannte Land, wobei ich mir über das Ziel selbst nicht im klaren war.
    Besaß Torday ein Versteck? Würde er abwarten und später zuschlagen? Alles war möglich.
    In den vergangenen Minuten hatte ich von den Häschern und ihren Fahrzeugen nichts mehr entdeckt. Hin und wieder war nur das heisere Bellen der Suchhunde als schwache Echos durch die Nacht geklungen.
    Plötzlich entdeckte ich das Licht!
    Es gehörte zu keinem der Verfolgerwagen, befand sich mit mir auf gleicher Höhe und stand still.
    Auch ich blieb stehen.
    War es eine Falle? Hatte man dieses Licht bewußt für mich leuchten lassen?
    Der Schein konnte nicht von einer Lampe stammen. Dafür besaß er nicht den kalten, hellen Schein. Er wirkte sanft, beinahe gemütlich. Ich riskierte es und näherte mich dem Ziel.
    Schon bald wußte ich, woher der dünne Schein drang.
    Aus dem Fenster einer alten, baufällig wirkenden Hütte, die von einer natürlichen Insel aus Bäumen und Unterholz umgeben war und dabei auf einem kleinen Hügel stand.
    Sie sah so harmlos aus, aber ich war vorsichtig, schlug einen Bogen und entdeckte tatsächlich einen versteckt geparkten Jeep russischer Bauart in der Nähe.
    So also lief der Hase.
    Man hatte im oder am Haus für mich eine Falle aufgebaut. Ein kaltes Lächeln glitt über mein Gesicht, als ich mich hinter einen Strauch duckte und abwartete…
    ***
    Lorri, die alte Zigeunerin, rührte sich auch dann nicht, als sie das Geräusch der herankommenden Autos hörte und feststellte, wie die Motoren direkt vor ihrer Behausung verstummten. Sie hatte einfach damit gerechnet, daß sie Besuch bekommen
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