Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
viele Jahre in Gemeinschaft mit einem mordgierigen Wahnsinnigen gelebt und war dadurch selbst an den Rand des Irrsinns geraten. Doch als sie jetzt gegen den Protest ihres Arztes das Krankenlager verließ und aufstand, war sie völlig bei Vernunft. Schließlich war sie ja noch Herrin im eigenen Haus.
    Mrs. Anderson hatte einen unangenehmen Brief erhalten. Ein Bote hatte ihn gebracht, und sie las ihn nun schon zum drittenmal.
›Ich muß Sie ersuchen, mir das Geld zurückzuzahlen, das Sie mir schulden. Ich erwarte Sie zur gewohnten Stunde am gewohnten Ort. Da Ihr Sohn jetzt tot ist, kann er nicht mehr der Erbe seines Vaters sein, Sie werden also kein Geld mehr erhalten. Ihr Sohn ist an seinem Schicksal selbst schuld; Sie haben ihm meine Warnung übermittelt, aber er hat sie nicht beachtet. So mußte er sterben. Von Ihnen erwarte ich u mgehend das entliehene Geld zurück. B.‹
    Mrs. Anderson holte aus einer versperrten Lade die große Armeepistole hervor, die Basil ihr geschenkt hatte. Wegen der Länge des Laufes ging sie nicht in ihre Handtasche. Sie zog daher einen Pelzmantel an, der eine genügend große Tasche in seinem Seidenfutter hatte.
    Blonberg! Blonberg hatte ihr gedroht und hatte seine Drohungen verwirklicht. Er mußte von Peter abhängig sein. Jahre und Jahre war sie zu ihm gegangen und hatte sich auf Grund ihrer Erbansprüche Geld von ihm ausgeborgt. Er wußte alles über Basil und Peter und über Alexander Welerson. Er war ihr Feind - er hatte Basil bedroht... Und Basil war von Peter ermordet worden.
    Blonberg sollte um Gnade winseln. Auf den Knien sollte er vor ihr liegen. Bis zu der gewohnten Besuchsstunde hatte sie noch zwei Stunden Zeit vor sich. In fortwährendem Grübeln über alles Unrecht, das sie erlitten hatte, verging die Zeit wie im Fluge. Endlich wankte sie aus dem Haus, denn ihre Beine wollten den Dienst versagen. Aber sie fand gleich ein Taxi, und als sie am Ziel angekommen war, schlug es neun Uhr von den Kirchtürmen. Es regnete in Strömen.
    Mrs. Anderson läutete am Haustor, hörte das Schnappschloß aufspringen und trat ein. Keuchend arbeitete sie sich die steile Treppe empor. Vor der Tür im obersten Stockwerk blieb sie ein Weilchen stehen, um zu verschnaufen. Dann trat sie, mit ihrer nassen Hand den Kolben der Pistole umklammernd, in den Vorraum. Wie gewöhnlich war er nur matt erleuchtet. Das Heiligtum Mr. Blonbergs lag vollkommen im Dunkel. Sie tastete sich zum Tisch vor und setzte sich ächzend auf den Stuhl.
    Flüsternd fragte sie: »Sind Sie da?« Sofort erhielt sie in gedämpftem Ton Antwort.
    »Ja, ich bin hier. Haben Sie das Geld mitgebracht?«
    »Mein Sohn . . .«, begann sie unsicher.
    »Ihr Sohn war ebenso verrückt wie Ihr Gatte«, unterbrach sie der Unsichtbare kalt. Da erwachte ihre Wut von neuem und verlieh ihr Kraft.
    »Sie haben ihn in sein Unglück getrieben«, schleuderte sie ihm entgegen.
    »Reden Sie keinen Unsinn! Basil Hate ist gewarnt worden. Er hatte ganz klare Aufträge bekommen, ist aber über seine Befugnisse hinausgegangen . . .«
    »Und deshalb haben Sie ihn umgebracht?« schrie sie. »Sie sind ein Mörder, ein ganz gemeiner Mörder . . .«
    Ein grelles Licht flammte auf und blendete sie. Der Mann mußte vor sich eine starke Lampe stehen haben, die er plötzlich eingeschaltet hatte. Mrs. Anderson sprang auf, warf den Sessel um und schoß zweimal in die Dunkelheit hinter der Lampe.
    Aus der Finsternis drang ein Stöhnen zu ihr. Sie krallte sich an der Drahtwand fest, um nicht umzusinken.
    »Jetzt hast du, was du verdienst, du Verbrecher!« stieß sie hervor, dann schwankte sie aus dem Zimmer. Mehr stürzend als laufend, kam sie die Treppe hinab und erreichte das Haustor. Sie öffnete das Schnappschloß und riß die Tür auf.
    »Achtung! Sie hat eine Pistole!« hörte sie jemand rufen, dann umfing sie ein starker Arm, und die Waffe wurde ihrer Hand entwunden. Mrs. Anderson gewann noch den wirren Eindruck, daß viele Männer vor dem Tor standen, dann fiel sie ohnmächtig in die Arme des Polizeibeamten, der sie festgehalten hatte.
    »Schafft sie gleich ins Krankenhaus«, befahl Bourke. »Drei Mann folgen mir. Vom Schießeisen wird nur im äußersten Notfall Gebrauch gemacht!«
    Jane Clifton hatte gesehen, wie Mrs. Anderson das Haus betrat. Es vergingen einige Minuten, aber die Frau kam nicht wieder heraus. Plötzlich bog eine Gruppe von Männern um die Ecke und näherte sich lautlos dem Haus. Jane erkannte Bourkes untersetzte Gestalt, und das Herz schlug ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher