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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher
Autoren: Edgar Wallace
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Jane, was ist das für ein Benehmen gegen einen alten Freund des Hauses? Es gefällt mir auch gar nicht, daß Sie Ihren Vater so übergehen . . .«
    »Ich muß Sie bitten, mich Mrs. Clifton zu nennen.« Donald Wells hatte begriffen, daß er sich in einer schwierigen, ja geradezu gefährlichen Lage befand. Aber er konnte seinen Ärger nicht unterdrücken, »Reden Sie keinen Unsinn!« fauchte er. »Sie brauchen sich gar nicht aufs hohe Roß zu setzen . . .«
    »Ich will mich aber aufs hohe Roß setzen«, erwiderte sie kühl, »und ich will Ihnen ganz offen erklären, daß ich anmaßend genug bin, Peters Leben von heute an völlig in meine Hand zu nehmen.«
    Es folgte ein langes Schweigen, das für Donald sehr peinlich war.
    »Also gut«, erklärte er schließlich. »Dann muß ich Ihnen mitteilen, daß Peter geistig nicht normal ist. Sein Vater hat, wie Sie wissen, in geistiger Umnachtung einen Mord begangen und ist dann im Irrenhaus zu Broadmoor gestorben. Auch sein Großvater war geisteskrank, und ich habe allen Grund anzunehmen, daß Peter erblich belastet ist.«
    »Woraus schließen Sie das?« fragte sie kalt.
    Wells bewahrte mühsam seine Selbstbeherrschung.
    »Aus verschiedenen Umständen, über die ich jetzt nicht sprechen will. Nur eines - ich bin überzeugt, daß Peter im Zustand der Unzurechnungsfähigkeit, also ganz unbewußt und ohne eine Erinnerung daran, ein schreckliches Verbrechen begangen hat.«
    »Sie meinen wohl den Mord an Basil Hate?«
    »Ja«, trumpfte er auf, »den Mord an Basil Hate! Und ich bin fast überzeugt, daß er auch das Verbrechen von gestern nacht auf dem Gewissen hat. Clewers, unsere erste Autorität auf dem Gebiet der Geisteskrankheiten, hat mit Peter gesprochen, und er ist zu der Überzeugung gekommen, daß plötzliche, gefährliche Ausbrüche durchaus möglich sind.«
    »Etwas Derartiges haben Sie aber Peter nie gesagt.«
    »Jedenfalls ist es die Wahrheit«, schleuderte er ihr entgegen. »Aber in allem Ernst, Jane, ich habe nicht die Absicht, meine Zeit damit zu verschwenden, die selbst für Ärzte häufig rätselhaften Vorgänge in einem kranken Gehirn mit einer jungen Dame zu besprechen . . .«
    »Ich bin keine beliebige junge Dame, sondern Peters Frau«, wies sie ihn zurecht. Dann ging sie zu seiner Überraschung auf eine Tür zu und öffnete sie: »Ich werde Sie jetzt zu Peter führen.«
    Sie gingen durch den Salon, und Wells bemerkte zu seiner Verwunderung, daß Jane am Nachmittag offenbar Gäste gehabt hatte, denn vier oder fünf benützte Teetassen standen auf einem großen Silbertablett. Sie klopfte an eine zweite Tür, und Peters Stimme rief:
    »Herein!« Eine neue Überraschung für Donald war es, daß Jane nicht einmal den Versuch machte, ihn zu begleiten.
    Peter schrieb, als der Arzt eintrat, legte aber sofort den Federhalter weg und erhob sich, um seinen Besucher zu begrüßen. »Donald«, rief er munter, »Sie sehen etwas erhitzt aus. Haben Sie sich vielleicht mit Jane gezankt?«
    »Ich will nicht gerade behaupten, daß sie streitsüchtig ist, aber etwas schwierig ist sie in ihrer augenblicklichen Stimmung wirklich«, brummte Donald und nahm die angebotene Zigarette. »Wer ist denn heute nachmittag hiergewesen? Vielleicht Bourke?«
    Peter verneinte. »Jane hatte sich drei befreundete Herren zum Tee geladen. Es war eine ganz lustige Gesellschaft, und auch ich habe mich recht gut unterhalten, obwohl ich eigentlich nicht in der Stimmung bin, mit Menschen zusammenzukommen. Was gibt's, Doktor?«
    Donald stand in seiner Lieblingsstellung vor dem leeren Kamin.
    »Das war gestern nacht eine schlimme Geschichte!«
    Peter sah ihn unsicher an. »Sie meinen Radlow?«
    »Ja, ich meine Radlow.«
    »Glauben Sie . . .?« Peter zwang sich, die Frage zu vollenden. »Sie glauben doch nicht, daß ich mit der Sache etwas zu tun hatte?«
    »Und was glauben Sie?« antwortete Wells mit einer Gegenfrage. »Jedenfalls will ich nicht nachforschen. Viel wichtiger ist die Entscheidung, die Sie in Ihrem eigenen und im Interesse Ihrer Frau jetzt treffen müssen, Peter. Leider besteht kein Zweifel mehr, daß Sie, um es schonend zu sagen, geistig nicht ganz normal sind - und ich fürchte, daß die Wahrheit über die Mordfälle doch noch ans Tageslicht kommt. Das würde dann eine sehr peinliche Gerichtsverhandlung geben! Es wäre das Beste, wenn Sie dem Unvermeidlichen durch einen freiwilligen Entschluß zuvorkämen.«
    Peter hatte die Hände über der Schreibmappe gefaltet und hielt den Kopf
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