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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schlange.
    Nicht nur eine Schlange. Von einem Moment zum anderen wimmelte es in dem Gewölbe von Schlangen. Sie waren plötzlich da, tauchten scheinbar aus dem Nichts auf. Messingfarbene, unterarmlange Königskobras.
    »Ssacah!« schrie die Telepathin gellend auf. »Das ist ein Ssacah-Nest!«
    Sie ließ das Metallische fallen, weil sich um den Gegenstand ebenfalls Messing-Kobras wanden - den Seelenkelch, das Gebilde, das so groß und doch so leicht war.
    »Nein!« kreischte der Ägypter auf.
    Er dachte nicht mehr daran, Alvarez die Kehle durchzuschneiden…
    Er ließ Dolch und Archäologen fallen und schnellte sich vorwärts, um den fallenden Seelenkelch aufzufangen, ehe er am Boden zerschellte.
    Aber er schaffte es nicht mehr…
    ***
    Zamorra hatte die Szene bis zu diesem Moment beobachtet, weil er keine Chance gesehen hatte einzugreifen. Aber als dann Uschi das große, kelchförmige Gefäß aus dem Sarkophag hob, bekam er halbtelepathischen Kontakt mit Achmed ibn Sayid.
    Genauer gesagt mit dem, was in seinem Körper wucherte.
    Es war alt.
    Uralt…
    Und irgendwie spürte Zamorra, daß etwas nicht geschehen durfte.
    Er handelte instinktiv, ohne sich Rechenschaft über sein Tun abzulegen. Erst später begriff er, daß er genau das Richtige getan hatte, ohne zu wissen, warum.
    Er schleuderte Merlins Stern.
    Die handtellergroße Silberscheibe raste wie ein Diskus durch die Luft und traf den fallenden Kelch.
    Und die Welt ging unter!
    ***
    Der Seelenkelch verwandelte sich in ein grell aufflammendes Fanal, noch ehe er den Boden berührte. Der Ägypter schrie gellend auf und stürzte zu Boden, preßte die Hände gegen die Schläfen. Das Feuer schlug auch aus seinem Körper.
    Tendyke sprang vorwärts, schnappte mit einer Hand nach seiner Waffe, bekam mit der anderen Uschi zu fassen und riß sie mit sich.
    »Weg hier, schnell! Zurück!« schrie er. »Raus aus dieser Hölle!«
    Flammen wurden zu grellem Licht, zu einer Aura, die sich auszubreiten begann, und diese Aura gab es auch um ibn Sayid, der sich am Boden krümmte, um sich dabei zu verwandeln!
    In eine Schlange!
    In eine menschengroße Königskobra!
    Sein Schreien wurde zu wildem Zischen, und in diesem Moment begriff Zamorra, daß dem Ägypter nicht mehr zu helfen war. Er war zum Ssacah-Diener geworden, und es fehlte die Zeit, den Mann in seiner wild um sich schnappenden und in irrer Panik kämpfenden Schlangengestalt zu ergreifen und mitzunehmen.
    Für ihn gab es keine Rettung mehr!
    Aber auch nicht für Dr. Alvarez, der sich im gleichen Moment wie der Ägypter verwandelt hatte und versuchte, in Schlangengestalt davonzurasen.
    Auf zwei Beinen wäre er schneller gewesen.
    Doch das Licht, das alles zersetzte, erreichte auch ihn, noch ehe er genügend Abstand gewonnen hatte.
    Tendyke stieß Uschi vor sich her.
    Die Lichtaura dehnte sich aus und löste Materie auf, wo immer sie diese berührte. Stein verschwand einfach, hastig davonkriechende Messing-Kobras wurden erfaßt und vergingen ebenfalls im Nichts.
    Die todbringende Aura schwoll an wie eine Kugel, in alle Richtungen zugleich.
    Dumpfes Grollen ertönte.
    Der Auflösungsprozeß griff auf tragende Elemente der unterirdischen Tempelanlage über.
    »Lauft um euer Leben!« schrie Tendyke. »Die Fallen funktionieren nur, wenn man eindringt, nicht, wenn man hinausgeht!«
    Und sie rannten, verfolgt von der Lichthülle, die alle Materie zersetzte und auflöste, die sie berührte.
    Tendyke feuerte!
    Er gab mehrere Schüsse hintereinander ab, um mit dem Donnern die andere Forschungsgruppe auf sich aufmerksam zu machen.
    Sie hörten die Schüsse, kamen verwirrt aus dem Seitengang zurück…
    »Was ist denn…«
    »Nicht fragen, rennen !« stieß Tendyke hervor. »Lauft oder sterbt!«
    Und wie sie rannten! Weil der Tempel in seiner ganzen Struktur zu zittern begonnen hatte!
    »Und vor dem Loch im Boden den Seitengang nehmen!« schrie Zamorra den anderen gerade noch rechtzeitig zu, ehe die ersten in die Grube mit den morschen Pfählen stürzen konnten. Nur wären diese Pfähle ihnen nicht zum Verhängnis geworden, sondern die Tatsache, daß sie dann nicht schnell genug aus dieser Grube wieder herauskamen, während die Tempeldecke über ihnen zusammenbrach.
    Aber der Seitengang kostete wertvolle Zeit, während sich die Aura hinter ihnen immer schneller ausbreitete…
    ***
    Und Ssacah floh.
    Der Kobra-Dämon erkannte, daß sein Versteck verloren war. Das Versteck, in dem er sich in aller Ruhe hatte erholen und stärken wollen,
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