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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Alba, erledigen Sie das.«
    »Ich bin Archäologiestudent und kein Erbsenzähler«, wehrte sich der Angesprochene. »Für die Buchhaltung bin ich nicht zuständig, das ist Ihr Problem, Doktor.«
    Die Folge war ein zweiter vernichtender Ich-lasse-Sie-bei-einer-Prüfüng-unweigerlich-durchfallen-und-finde-dafür-garantiert - mehrere - sachbezogene Gründe-wenn - ich-lange-genug-suche-und-die-Zeit-dafür-nehme-ich-mir! Blick.
    »Was ist überhaupt mit diesem Zamorra?« erinnerte sich Alvarez anschließend. »Er versucht, vor uns den Tempel zu plündern, sagten Sie?« Aus großen Augen sah er den Ägypter an.
    Ibn Sayid sah wiederum Tendyke an.
    »Sahen Sie ihn nicht in der Nacht heimlich zum Tempeleingang schleichen?«
    Tendyke nickte.
    »Warum hat man mir das vorhin nicht schon gesagt, als das Zelt leer vorgefunden wurde?« ereiferte sich der Archäologe. »Wenn dieser Mann auf eigene Faust vorgedrungen ist…«
    »…ist er garantiert längst tot«, sagte Tendyke. »Die Fallen sind nicht so einfach zu überwinden, wie Sie sich bestimmt erinnern, Señor. Ein Mann allein schafft das nicht.«
    »Aber - aber wenn er tot ist… und das in meiner Expedition…«
    »Wenn Ihr Renommé in dieser Hinsicht Ihre einzige Sorge ist, kann ich Sie beruhigen«, erwiderte Tendyke eisig. »Zamorra arbeitet für mich, aber ich arbeite seit gestern nicht mehr für Sie. Sie sind also nicht mehr für ihn verantwortlich… Das muß Sie doch kolossal beruhigen.«
    »Werden Sie nicht zynisch!«
    »Ich versuche nur, mich Ihrem Niveau anzugleichen, damit Sie als akademisch gebildeter Mensch auch verstehen, was ein dummer barbarischer Indiana-Jones-Verschnitt wie ich meint.«
    Vermutlich wünschte sich Alvarez jetzt, mit seinen Augen nicht nur zornige Blicke, sondern vergiftete Pfeile verschießen zu können, denn seine Treffsicherheit wäre in diesem Moment perfekt gewesen.
    »Wir müssen Zamorra suchen«, sagte Stevens. »Vielleicht ist er verletzt und braucht Hilfe.«
    »Tun Sie das«, sagte Tendyke. »Aber sehen Sie zu, daß Sie nicht in die gleiche Falle tappen. Der Rest von uns sollte sich darum bemühen, vorwärts zu kommen. Jeder Tag, den wir verschwenden, kostet die Uni Geld, und das kann Dr. Alvarez sicher nicht verantworten. Worauf warten wir eigentlich noch?«
    »Wir werden von selbst auf Zamorra stoßen«, sagte der Ägypter. »Entweder finden wir ihn tot oder verletzt in einer der Fallen, oder er kommt uns mit seiner Beute entgegengetaumelt.«
    Dr. Alvarez erhob sich.
    »Dann wollen wir nicht noch mehr Zeit verlieren«, entschied er.
    Tendyke schüttelte spöttisch grinsend den Kopf.
    »Die Uni wird es Ihnen danken, Señor«, versicherte er.
    ***
    Zamorra atmete tief durch. Eigentlich hätte er erleichtert sein müssen, aber das war er nicht, solange er nicht wußte, welchem Umstand er seine Rettung zu verdanken hatte.
    Eine Macht hatte eingegriffen, die er irgendwoher kannte…
    Hausten zwei rivalisierende Kräfte in diesem unterirdischen Tempel?
    Er knipste das Feuerzeug wieder an.
    Diesmal sah er keinen Schatten verschwinden - sondern etwas, das er nur allzugut kannte!
    Jetzt wußte er, mit wem er es zu tun hatte!
    Das kleine, verschwindende Wesen bewegte sich über den Boden, war etwa unterarmlang und schimmerte im Licht der kleinen Flamme wie Messing.
    Eine Messing-Kobra!
    Ein Ssacah-Ableger!
    Der Kobra-Kult hatte hier eine Bastion!
    ***
    Im gleichen Moment erkannte Ssacah, daß ihn sein ärgster Feind durchschaut hatte. Zamorra wußte jetzt, mit wem er es zu tun hatte. Einer der Ableger war beim Verschwinden nicht schnell genug gewesen.
    Dem Kobra-Dämon blieb jetzt nur noch eine Möglichkeit…
    Der Angriff!
    Er mußte auf zusätzliche Lebenskraft und die Demütigung seines Todfeindes verzichten. Er mußte ihn sofort unschädlich machen. Denn wenn Zamorra seinen Gegner kannte, wußte er auch, wie er vorgehen mußte. Und das wollte Ssacah kein zweites Mal erleben. Ihm reichte es, einmal tot gewesen zu sein.
    Ssacah erteilte den Gedankenbefehl an alle seine Ableger, Zamorra sofort zu beißen und mit dem Ssacah-Keim zu infizieren.
    ***
    Zamorra erinnerte sich. Ssacah war wiedererwacht. Ausgerechnet die Silbermond-Druidin Teri Rheken hatte den Dämon erneut ins Leben zurückgerufen. Sie war vorübergehend im Bann des dämonischen Schlangenkeims gewesen, hatte Mansur Panshurabs Position innerhalb des Kultes übernommen und mit Hilfe des sechsten der insgesamt sieben Amulette Merlins Ssacah endgültig erweckt. Eigentlich war die
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