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0555 - Verrat der Götter

0555 - Verrat der Götter

Titel: 0555 - Verrat der Götter
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch den Tip gegeben, daß er im Tempel des OLYMPOS vielleicht von diesem Zauber wieder befreit werden könnte…
    Er erreichte das Tor. Dann umfaßte er den großen bronzenen Klopfer, den er mit seinen kurzen Armen gerade noch erreichen konnte, und schlug ihn kräftig an. Dumpf hallte es durch die Nacht. Wieder und wieder.
    »Macht auf«, wimmerte Arrnax. »Hier ist einer, der Hilfe braucht!«
    Nichts geschah. Keine schlurfenden Schritte, kein Riegel, der knarrend zurückgeschoben wurde.
    Schliefen die Priester und Adepten denn schon?
    Arrnax konnte es nicht glauben. Irgendwer war in jedem Tempel doch immer wach.
    Gehetzt sah der Troll sich um. Jemand preßte sich gerade hinter einen Mauervorsprung. Sein Verfolger. Arrnax glaubte, schwarzes Leder zu sehen und einen Schwertknauf, der im Sternen-und Laternenlicht kurz gülden aufblitzte.
    »So öffnet doch«, krächzte der Troll heiser. »Helft mir! Rettet mich!« Wenn er doch noch hätte zaubern können! Aber alle seine Fähigkeiten waren wie fortgeblasen. Wieder sah er den Schatten einer Bewegung, diesmal jedoch an einer anderen Stelle.
    Da endlich tappten Schritte jenseits der Tür.
    »Wer ist da?« fragte jemand dumpf.
    »Arrnax«, jammerte der Troll. »Bitte helft mir! Ich brauche die Hille eines zauberkundigen Priesters…«
    »Spät in der Nacht? Du bist irre. Hebe dich hinweg, und komme bei Tagesanbruch wieder.«
    »Bis dahin kann man mich getötet haben«, rief Arrnax schrill. »Ich bitte Euch! Versagt mir Eure Hille nicht…«
    »Was begehrst du?«
    »Ein Priester des ORTHOS belegte mich mit einem bösen Zauber! Wenn ihr ihn zu brechen vermögt, so handelt schnell.« Wieder sah er sich um, konnte aber seinen Verfolger nicht mehr sehen. Doch er wußte, daß er noch da war.
    Da wurde die Tür geöffnet.
    »Tritt ein, aber wehe dir, wenn du lügst…«
    Arrnax huschte durch den Spalt und atmete erleichtert auf.
    »Ich danke Euch…«
    Der Adept, der geöffnet hatte, wandte sich um und winkte ihm.
    »Folge mir«, befahl er und schritt über den Innenhof zur offenen Säulenhalle. »Rasch.«
    Sekundenlang verharrte der Troll.
    Etwas stimmte hier nicht. Aber was war es?
    Dennoch, wenn er wirklich Hilfe haben wollte, durfte er jetzt nicht mehr zögern. Er eilte hinter dem Adepten her ins Innere des Tempelgebäudes, das ihm jetzt seltsam bedrohlich vorkam. Doch er kämpfte seine innere Unruhe nieder.
    ***
    Byanca wußte nicht genau, was sie von dem Troll zu halten hatte. Was wollte er am Tempel? Sie beobachtete ihn, aber aus seinem Verhalten wurde ihr klar, daß er sie bemerkt hatte und ihr auszuweichen versuchte. Warum?
    Sie überlegte. Erst fiel er ihr in Taigors Palast auf, jetzt war er am Tempel… Sollte dieser Bursche vielleicht doch etwas mit der Hochzeit zu tun haben? War der Halbgöttin etwas entgangen, als sie vorhin seine Gedanken sondiert hatte?
    Es hieß, daß die Trolle nicht gerade zu den menschenfreundlichsten Geschöpfen gehörten. Vielleicht wollte das Bürschlein irgendeine Suppe anrühren, die denen, die sie auszulöffeln hatten, gar nicht schmecken würde.
    Ihm wurde geöffnet, aber sofort hinter ihm schloß man die Tür wieder. Das machte Byanca stutzig. Der Tempeldiener hätte sich fragen müssen, was ein Troll hier wollte. Aber er ließ ihn einfach ein. Da stimmte etwas nicht.
    Byanca stürmte auf den Tempel zu. Die Mauer, zwei Mannlängen hoch, machte ihr keine Schwierigkeiten. Sie hatte genügend Anlauf, und niemand konnte sie an ihrem Vorhaben hindern. Die Wachsoldaten, die ihre nächtlichen Streifzüge durch die Riesenstadt machten, waren nicht in der Nähe. Sie waren vielleicht gerade bei jener Schänke, aus welcher der unbändige Lärm herüberhallte.
    Byanca schnellte sich aus ihrem Lauf heraus hoch, streckte dabei die Arme aus. Mit den Fingerspitzen bekam sie die obere Mauerkante zu fassen.
    Niemand hätte einem Mädchen wie ihr diese Leistung zugetraut. Aber sie schaffte es. Sie wußte genau, wozu ihr gestählter Körper in der Lage war.
    Ruckartig, ihren letzten Schwung nutzend, zog sie sich hoch, brachte ihren Oberkörper halb über den Sims und suchte mit den Füßen an der Außenmauer Halt. Sie stieß sich höher, dann lag sie bäuchlings auf der Mauerkrone, die gut zwei Handbreit maß.
    Sie atmete tief durch, gönnte sich eine kurze Pause nach der Anstrengung. Kein anderer Mensch wäre so blitzschnell hier hinauf gelangt. Höchstens Damon. Aber Byanca und Damon waren ja keine reinrassigen Menschen. Sie stammten von den Göttern
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