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0553 - Geisterstunde

0553 - Geisterstunde

Titel: 0553 - Geisterstunde
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinauf - mit überraschendem Schwung. Nun gut, er besaß genug Hubraum, um die nötige PS-Kraft aus dem Drehzahlkeller zu holen.
    Irgendwann später tauchten per zeitlosem Sprung die beiden Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryfs und Teri Rheken auf.
    »William hat uns hierher geschickt«, sagte Gryf. »Können wir noch was tun?«
    »Ihr kommt natürlich erst, wenn die Arbeit schon getan ist. Wie immer…«
    »Das sind die typischen Vorurteile des Establishments gegenüber den langhaarigen Revolutionären«, behauptete Teri Rheken. Sie strich sich durch ihre Haarpracht - nicht blond, sondern in sanftem Goldton und bis über die Hüften reichend. Umrahmt wurde es von einem Stirnband mit dem Silbermond-Symbol.
    »Die Zeit der Blumenkinder ist seit einem Vierteljahrhundert vorbei«, schmunzelte Zamorra.
    »Wir Druiden sind eben hoffnungslos nostalgisch«, meinte Gryf, wie immer im Jeansanzug und in Turnschuhen. Mit seinem Outfit hätte der Achttausendjährige, der wie ein Zwanzigjähriger aussah und dessen blonder, wilder Haarschopf einen Kamm vermutlich nur aus dem Lexikon kannte, bequem in die Öko-Bewegung des vergangenen Jahrzehnts gepaßt.
    In Wirklichkeit war er der Natur vielleicht noch viel stärker verbunden als selbst die fundamentalsten »Ökos«, aber dies auf eine ganz andere Weise…
    »Hast du eigentlich wirklich heute Geburtstag?« wollte Zamorra mißtrauisch wissen.
    »Hat Fenrir das behauptet?«
    Zamorra nickte.
    »Dann wird's wohl stimmen«, meinte der Silbermond-Druide. »Der alte Knabe hat so was im Gefühl. Wo steckt er eigentlich?«
    »Noch im Château«, erwiderte Zamorra. »Du kennst dein Geburtsdatum also selbst nicht?«
    »Woher sollte ich? Vor achttausend Jahren gab’s noch keine Standesämter, auch auf dem Silbermond nicht. Und erst recht nicht in Llandrysgryf, diesem kleinen, wunderschönen Dorf in Wales…« Für wenige Augenblicke glaubte Zamorra so etwas wie schwärmerisches Heimweh in Gryfs Stimme zu hören. Doch da fuhr der Druide schon fort: »Ich glaube, es ist wohl das erste Mal, daß ich mich habe überreden lassen, meinen Geburtstag zu feiern. Mal sehen, was daraus wird. Sag mal, ist es unter euch Menschen nicht üblich, zu solchen Gelegenheiten Geschenke zu verteilen?«
    Zamorra nickte. »Eigentlich schon. Aber weil…«
    »Ich glaube, es ist ein wunderschönes Geschenk, daß überhaupt jemand sich mal Gedanken über Druiden-Geburtstage gemacht hat. Und ein noch wunderschöneres, daß ihr alle noch lebt und hier seid.«
    »Was meinst du ausgerechnet jetzt damit?« fragte Zamorra. Er hatte das Gefühl, daß Gryfs Bemerkung nicht von ungefähr kam.
    »Ihr hättet tot sein können«, sagte er. »Du, Nicole, der Drache, den wir eben im Château kennengelernt haben, Fenrir…«
    »Hat dir jemand etwas erzählt. Oder wie kommst du gerade auf diese Personen-Konstellation?«
    »Bevor wir hierher kamen, waren Teri und ich bei Merlin, und ich habe in seinem Saal des Wissens ein wenig herumgestöbert. Du weißt ja, daß von dort aus alles zu beobachten ist, was auf diesem Planeten geschieht, und auch alles gespeichert wird. Ich habe euer Erlebnis mit dem Träume-Sänger gesehen. Die Kraft, die den Barden steuerte, war ungeheuer mächtig. Ich kann nicht glauben, daß ihr so einfach aus dieser Sache herausgekommen seid. Da kommt bestimmt noch was hinterher.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Entität ist zu stark. Ihr denkt, sie sei mit Bo Vinerich in einer anderen Welt verschwunden, aber das Tor zwischen den Welten wurde nicht geschlossen. Die Entität kann jederzeit zurückkehren. Vielleicht tut sie es auch, und dann wird sie andere finden, deren Träume sie zur Wirklichkeit machen und kontrollieren kann. Dann stehst du erneut Wesen gegenüber, die aus der Kraft von Gedanken entstehen und von denen niemand vorher sagen kann, ob sie nicht so bösartig sind wie der Stahlwolf oder der Schmetterlingself. Das weißt du dann erst, wenn diese Fantasiegestalten zuschlagen.«
    »Dafür müssen sie erst ein neues Medium finden«, meinte Zamorra. »Aber Bo Vinerich ist jetzt in der anderen Welt, und ich schätze, er wird nicht von selbst hierher zurückkehren wollen. Ob ihn diese Entität aber dazu zwingen kann, wage ich zu bezweifeln. Diese andere Welt ist eine gefundene Heimat für ihn, ich spürte es in ihm in dem Moment, in dem er hinüberging.«
    »Ich war nicht dabei, also kann ich dir nicht widersprechen«, sagte Gryf. »Aber es gibt andere Medien, die ebenso beeinflußbar sind.«
    »Meinst
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