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0553 - Geisterstunde

0553 - Geisterstunde

Titel: 0553 - Geisterstunde
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und kratzte sich erst hinter dem linken und dann hinter dem rechten Ohr.
    »Gebt die Prinzessin frei«, verlangte Gregor. »Ich reite mit ihr zum Schloß des Königs, heirate sie und bekomme das halbe Königreich dazu. Ihr aber werdet auch nicht zu kurz kommen. Natürlich werden der König und seine Berater sich vergewissern wollen, daß ich meinen Auftrag wirklich erfüllt habe, und einen Beweis fordern. Ich werde den Beratern auftragen, sie möchten hierher reisen und sich Eure Überreste anschauen. Sobald sie dann herbeieilen, schnappt Ihr sie Euch - und freßt sie auf!«
    Der Drache überlegte. Nach einer Weile sagte er: »Das ist ein verlockender Gedanke. Wie viele Berater hat der König, sagt Ihr?«
    »Genug, um Euch zu sättigen«, versprach Ritter Gregor. »Auf jeden Fall werdet Ihr mehr davon haben als von der Prinzessin, von meinem Knappen, meinem Pferdchen und mir.«
    »Nun gut«, sagte der Drache schließlich. »So soll es sein.«
    Erleichtert schob Ritter Gregor das Schwert zurück in die Scheide und überreichte dem Knappen seinen Schild. Dann ginger an dem Drachen vorbei zur Prinzessin und band sie los.
    Sie fiel ihm um den Hals und küßte ihn durch die Helmöffnung unter dem hochgeklappten Visier hindurch auf die Nasenspitze.
    Er nahm sie zu sich aufs Pferd und sprach zu dem Drachen: »Bedenkt aber, daß es einige Zeit dauern kann, bis ich Euch die ungetreuen Ratgeber schicke. Schließlich muß ich erst herausfinden, welche von ihnen die Bösewichter sind, damit wir keine Unschuldigen treffen.«
    »Nun gut, ich werde warten«, versprach der Drache.
    Ritter Gregor ritt mit der Prinzessin und dem Knappen wieder zum Schloß des Königs. Er heiratete die Prinzessin, bekam das halbe Königreich dazu, und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
    Und wenn der Drache nicht gestorben ist, so wartet er noch heute…
    Zwischenspiel
    »Das arme Viech«, meinte Uschi Peters mitleidig. »Schön, dein Ritter ist ja mit heiler Rüstung aus der Sache rausgekommen, und der Drache hat auch überlebt, aber angeschmiert hat der Ritter ihn doch!«
    »Seht ihr, genau das wollte ich damit zum Ausdruck bringen«, erklärte Fooly hoheitsvoll. »Wir Drachen sind immer die angeschmierten, so oder so. Ihr Menschen wollt immer die strahlenden Helden sein, die Sieger - auf unsere Kosten. Das war schon bei diesem Irren Siegfried so, der glaubte, durch ein Bad im Drachenblut sogar unverwundbar zu werden, und das gibt’s heute immer noch. Ich hätte die Geschichte auch anders beenden können, doch dann hättet ihr wieder protestiert, daß der Ritter doch die schandbaren Höflinge nicht einfach dem Drachen zum Fraß hätte vorwerfen dürfen.«
    Tondyke lächelte. »Wo du recht hast, hast du recht. Du bist ein kleiner Philosoph, scheint mir. Aber manchmal hilft auch die Philosophie nicht weiter. Dann zum Beispiel, wenn es keinen Ausweg gibt.«
    Er wechselte einen raschen Blick mit dem Fremden, der aber den Kopf zur Seite wandte und Tendykes Blick auswich.
    ***
    Etwas war bereit, jetzt zuzuschlagen. Es konnte jeden Augenblick losgehen.
    Es überdachte nur noch die Reihenfolge.
    Welches der am Feuer versammelten Wesen war das gefährlichste und mußte als erstes vernichtet werden?
    ***
    »Bis jetzt hat es für uns alle immer einen Ausweg gegeben«, sagte Zamorra. »Er war manchmal erst im buchstäblichen allerletzten Moment zu entdecken, aber…« Er räusperte sich. »Ansonsten würden wir ja wohl auch kaum noch leben.«
    Tendyke schüttelte den Kopf. »Es gibt Situationen, in denen du wirklich keine Chance mehr hast«, sagte er. »Dann gibt es keinen Ausweg mehr. Dann heißt es nur noch: Sterben Sie wohl…!«
    Als die Schritte auf dem steinernen Boden aufhallen, weißt du, daß sie dich jetzt holen. Der schwere Riegel vor der Tür wird mit wuchtigem Schlag zurückgetrieben. Dann treten sie ein, die muskelbepackten Henkershelfer, deren Gesichter von Kapuzen bedeckt sind. Nur ihre Augen erkennst du hinter den schmalen Sehschlitzen.
    Rot glühende Augen…
    Aber das verwundert dich schon längst nicht mehr. Du weißt, daß in ihren Adern das schwarze Blut der Hölle fließt.
    »Mitkommen«, grollt einer.
    Du rührst dich nicht.
    Da kommen sie heran, packen zu. Du schreist auf und wehrst dich, aber die dämonischen Henkersknechte sind stärker. Mühelos schleifen sie dich hinter sich her.
    Den Korridor kennst du. Du weißt, was sich hinter den Türen verbirgt. Nie kannst du es vergessen.
    Doch diesmal bringen sie dich zu einer
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