Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0553 - Geisterstunde

0553 - Geisterstunde

Titel: 0553 - Geisterstunde
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
am liebsten dafür meine Fäuste schmecken lassen. Auch wenn er Uniform trägt und ein Freund und Helfer ist.
    Colette weint immer noch.
    »Er hat nicht gelitten«, sagt der Polizist. »Es muß alles blitzschnell gegangen sein. Der Notarzt sagt, er muß schon tot gewesen sein, als er aus dem Wagen geschleudert wurde.«
    Ich glaube in einen Abgrund zu stürzen.
    Meine Hand schnellt vor, will ihn an der Schulter herumreißen. Er soll mir direkt ins Gesicht sagen, was er zu sagen hat.
    Aber das kann er nicht.
    Meine Hand geht durch seine Schulter hindurch, als wäre er ein Geist.
    Aber - der Geist bin ich.
    Nachspiel
    »He, wo ist er geblieben?« stieß Uschi Peters überrascht hervor.
    Der Fremde war fort! War von einem Augenblick zum anderen verschwunden, kaum daß er das letzte Wort ausgesprochen hatte.
    Vom Turm der Dorfkapelle klang ein einzelner Glockenschlag.
    Ein Uhr.
    Die Geisterstunde war vorüber.
    »Nur keine Panik, Freunde«, sagte Tendyke gelassen. »Ist euch jetzt klar, weshalb er trotz der freundlichen Einladung nichts essen und nichts trinken wollte? Was hätte er auch damit anfangen können - als Geist?«
    »Du hast es gewußt?« fragte Zamorra mißtrauisch. Unwillkürlich tastete er wieder nach seinem Amulett.
    »Er war kein böser Geist, Merlins Stern konnte nicht auf ihn reagieren«, sagte Tendyke. »Ja, ich habe ihn von Anfang an als das gesehen, was er ist.«
    Zamorra sah ihn sekundenlang mit offenem Mund an.
    Dann nickte er, er hatte begriffen.
    Neben seiner Fähigkeit, immer wieder den eigenen Tod zu überleben, war dies die zweite bemerkenswerte Eigenschaft des Sohnes des Asmodis. Er war in der Lage, Geister zu sehen. Und das bedeutete auch, daß er sie selbst dann als solche erkennen konnte, wenn sie sich den »normalen« Menschen zu zeigen gewillt waren und daher von denen für ihresgleichen gehalten wurden.
    Im gleichen Moment schrie er auf.
    »Vorsicht!«
    Doch da griff das Unheimliche bereits an…
    ***
    Von einem Moment zum anderen entstand mitten unter der beisammen hockenden Gesellschaft eine eigenartige Gestalt. Alptraumhaft bizarr, aus unendlich vielen Gedankengebilden bestehend und dennoch körperlich genug, um gefährlich werden zu können.
    Klauen griffen nach den Menschen, Krallen und Mäuler schnappten zu.
    Zamorra riß Nicole mit sich zu Boden. Gryf und Teri setzten gleichzeitig ihre Druiden-Kraft ein, um das unheimliche Etwas zu lähmen.
    Eine Aura des Bösen schwang über die Menschen hinweg, versuchte sie einzuhüllen und ihre Gemüter in heillose Panik zu versetzen.
    »Nein!« hörte Zamorra Fooly aufschreien. »Nein, nicht! Nicht so!«
    Er rollte sich herum, entging um Haaresbreite einem mörderisch zustampfenden Fuß, der mit mehr Krallen bestückt war, als eine ganze Drachenfamilie besitzen konnte - Krallen, die hart wie Stahl und scharf wie ein Diamantmesser waren und sich dort tief in den Boden bohrten, wo Fooly gerade noch gelegen hatte.
    Nicole schaffte es, zur anderen Seite auszuweichen. Sie stieß gegen den Grill, schnellte sich empor, bekam das ganze Gerät an den nur noch mäßig heißen Stützstreben zu fassen, stemmte es hoch… und schleuderte den Grill mitsamt der noch glühenden Holzkohle gegen das ungeheuerliche Etwas.
    Ohne Wirkung.
    Immer noch reagierte Merlins Stern nicht!
    Zamorra griff in die Tasche, bekam den Dhyarra-Kristall zu fassen, aktivierte ihn mit einem Gedankenimpuls.
    Der Sternenstein in seiner Hand glühte hell auf.
    Im gleichen Moment hielt auch Ted Ewigk einen Dhyarra-Kristall empor -seinen Machtkristall, der noch um ein Vielfaches stärker war als der Zamorras.
    »Nein«, stöhnte Fooly erneut. »Nein, wartet! Es gibt sicher eine Lösung!«
    In diesem Moment, in dem das ungeheuerliche Etwas zwischen ihnen tobte, kam Zamorra dieser Ausruf, der ihn an Foolys Geschichte erinnerte, beinahe lächerlich vor.
    Mit Dämonen verhandelte man nicht. Man sah zu, daß man sie unschädlich machte, ehe sie einen selber umbrachten oder noch Schlimmeres antaten.
    Die Aura des Bösen wurde immer stärker.
    Zamorra sah die anderen zu Boden sinken, die Hände an die Schläfen gepreßt, aufstöhnend. Selbst Fenrir war zu einem verzweifelt knurrenden Fellbündel geworden, das nicht in der Lage war, das Böse abzuwehren, das Vernichtende, das gekommen war, um zu töten.
    Dieses Ungeheuerliche hatte sich in seiner alptraumhafte Gestalt körperlich manifestiert, aber es kämpfte auch auf geistiger Ebene!
    Nur Zamorra und Ted Ewigk mit ihren Dhyarra-Kristallen -
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher