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0550 - Merlins Stern

0550 - Merlins Stern

Titel: 0550 - Merlins Stern
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Spuren jedoch nicht feststellen.
    Es interessierte Julian auch nicht.
    Er wußte nur, daß es noch nicht wieder zu Yves zurückgekehrt war, wie es früher immer geschehen war. Yves hatte alles versucht, das Amulett loszuwerden, aber immer wieder fand es zu ihm zurück. Es war für ihn wie ein Alptraum gewesen, wie ein böser Fluch. Jetzt war es schon ungewöhnlich lange fort, fast drei Wochen. Julian glaubte nicht, daß es noch einmal zurückkehren würde. Der Bann war gebrochen. Wer auch immer die Silberscheibe jetzt in seinen Händen hielt, er besaß sie jetzt endgültig.
    Bis ein noch Mächtigerer sie ihm -oder ihr - wieder abnahm…
    Seine Blockhütte kam ihm nun leer und verlassen vor. Damals, als Angelique es bei ihm nicht mehr ausgehalten und wieder zurück nach Baton Rouge zu ihren Geschwistern gewollt hatte, war ihm das kleine Haus schon sehr leer erschienen. Doch jetzt war es Julian regelrecht fremd geworden. Angeliques neuerliche Zurückweisung machte ihm zu schaffen. Ursprünglich hatte er das Haus nicht nur für sich, sondern auch für Angelique gebaut. Aber jedesmal, wenn er etwas für sie tat, um ihr zu helfen oder sie damit zu überraschen, lehnte sie es rundum ab.
    Er versuchte das zu verstehen, aber es gelang ihm nicht.
    Tagelang streifte er durch die teilweise verschneite Landschaft. Die Kälte spürte er nicht. Auch die dünne Luft konnte ihn nicht beeinträchtigen.
    Es war die Einsamkeit und die Leere, die ihn frieren ließ.
    Immer wieder sagte er sich, daß es das beste sei, einen endgültigen Schritt zu machen und ein neues Leben zu beginnen. Doch er brachte es nicht fertig, auch nur einen Moment nicht an Angelique zu denken, geschweige denn, sie zu vergessen. Sie wohnte immer noch bei ihm in seinem Herzen.
    Er ging weiter durch die trostlose Einöde des zerklüfteten ›Dachs der Welt‹.
    Und dann fand er sie.
    ***
    Es war eher Zufall, daß er auf sie stieß. Ihr nackter Körper war grau und kalt, war teilweise bereits von einer dünnen Schneedecke überzogen. Im langen, golden schimmernden Haar glitzerten die Eiskristalle. Sie lag mit dem Gesicht nach unten, Arme und Beine ausgestreckt.
    Teri Rheken.
    Julian kauerte sich neben sie. Er wischte den Schnee mit den Händen beiseite. Die Kobra-Druidin fühlte sich kalt und hart an, wie Holz… oder wie Stein. Sie mußte schon lange hier liegen, vielleicht drei Wochen…
    Der Kampf vor Julians Hütte ! Der hatte vor etwa drei Wochen stattgefunden! Und mit Sicherheit hatte die Druidin etwas damit zu tun gehabt. Auch sie hatte um das Amulett gekämpft…
    Und verloren.
    Sie besaß das Amulett nicht mehr. Sie besaß überhaupt nichts mehr. Außer - vielleicht! - ihrem Leben. Seltsamerweise spürte Julian einen winzigen Funken tief in ihr.
    Nach fast drei Wochen im Schnee eine Unmöglichkeit. Selbst wenn sie den Kampf überlebt hatte, mußte sie längst erfroren sein. In diesen Regionen herrschten Temperaturen bis weit unter den Gefrierpunkt. Obgleich es Frühsommer war, wollte die Schneedecke hier nicht wirklich schmelzen. Ein paar hundert Meter weiter unten blühte das karge Grün, doch hier oben herrschten winterliche Verhältnisse. Und hier in der Frostzone lag die Druidin nackt im Schnee.
    Durch einen Traumweg brachte Julian sie in seine Hütte. Er hätte sie nicht den langen Weg zurücktragen können, ihr Körper war kalt, hart und steif, schien zu einer Statue geworden zu sein.
    In seiner Hütte suchte er nach dem Lebensfunken, versuchte ihn zu erreichen und zu wecken. Er versuchte verzweifelt, den kalten Tod, der den winzigen Rest Leben mit glitzernden Klauen starr umschlossen hielt, wegzuschmelzen.
    Wenn er es nicht schaffte, war Teri Rheken verloren…
    ***
    Alles braucht seine Zeit…
    Irgendwann, nach Tagen, gelang es ihm. Als er schon glaubte, an die Grenzen seiner magischen Macht gelangt zu sein, wich allmählich die Starre ihres Körpers. Und als schließlich das Blut in ihren Adern wieder zu fließen begann, begriff er endlich, wieso sie hatte überleben können.
    Es war der Schlangenkeim in ihr!
    Er hatte Teri Rheken in eine Winterschlafstarre versetzt. Schlangen mögen Kälte nicht. So hatte der Keim in ihr dafür gesorgt, daß die Starre sie überwintern ließ.
    Normale Schlangen hätten selbst das vermutlich nicht überstanden. Aber der Ssacah-Keim war nichts Normales. Was genau sich abgespielt hatte, würde sich vermutlich niemals herausfinden lassen. Vielleicht hing es mit Ssacah selbst zusammen. Auch der Dämon hatte seinen
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