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0550 - Merlins Stern

0550 - Merlins Stern

Titel: 0550 - Merlins Stern
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vor der Nase wegfuttern.«
    Teri seufzte. »Wenn du eines nicht mehr fernen Tages unter Mangelerscheinungen leidest, wundere dich nicht darüber.« Sie öffnete die Tür zur Vorratskammer. Ein kalter Eishauch wehte ihr entgegen. Es gab hier keine Elektrizität, also auch keinen Kühlschrank. Julian benutzte die natürliche Kältekammer. Der Vorratsraum war nicht geheizt; das reichte.
    Jetzt spürte Teri auch ihren unbändigen Hunger. Sie seufzte. »Wie lange war ich eigentlich…?«
    »Als ich dich fand, waren etwa drei Wochen seit deinem Kampf mit Lucifuge Rofocale vergangen. Dann noch einmal eine Woche… einen Monat mindestens.«
    »Ein Monat«, murmelte sie entgeistert. »Ein ganzer Monat… Was ist geschehen? Vielleicht ist das Amulett ja längst zu Ombre zurückgekehrt.«
    »Ist es nicht. Es ist einiges geschehen. Nichts, was angenehm wäre.«
    »Weiß Zamorra Bescheid?«
    »Größtenteils«, sagte Julian. »Wenigstens nehme ich es an.«
    Die Silbermond-Druidin begann sich an seinen Nahrungsvorräten zu bedienen.
    »Ich muß zu ihm«, murmelte sie. »So bald wie möglich.«
    Aber noch schaffte sie es nicht. Sie hatte durch die lange Zeit in der Kälte zuviel ihrer Kraft verloren, und auch durch ihre Befreiung aus dem erbarmungslosen Griff des Ssacah-Keimes; Julian hatte zu einem Teil auf ihre eigenen, ohnehin nur noch schwachen Energiereserven zurückgreifen müssen. Sie war noch nicht wieder stark genug für einen zeitlosen Sprung.
    Sicher hätte sie Julian bitten können, sie durch einen Traum zum Château Montagne zu bringen, und sie war fast sicher, daß er selbst ebenfalls mit dem Gedanken spielte, mit Zamorra zu sprechen. Da hätte es nahe gelegen, daß er sie beide nach Frankreich träumte. Doch trotz ihres Respekts vor seinen Fähigkeiten verließ sie sich lieber auf ihre eigene Druiden-Magie.
    Und die war noch nicht wieder soweit…
    ***
    Lucifuge Rofocale ging jetzt zum Angriff über.
    Zamorras Amulett war sein unabrückbares Ziel. Wenn es ihm gleichzeitig auch noch gelang, Zamorra zu töten und damit etwas fertigzubringen, woran andere und auch er selbst jahrelang gescheitert waren, konnte ihm das nur recht sein.
    Der Erzdämon wechselte in die Welt der Menschen hinüber.
    Frankreich, Loire-Tal, Château Montagne!
    Zamorras Unterschlupf war eine weißmagische Festung, von einem für jeden Dämon undurchdringlichen Kraftfeld umgeben. Aber Lucifuge Rofocale konnte sich nicht vorstellen, daß dieses Kraftfeld seinen Amuletten standhielt. Er würde es niederbrennen und das Château stürmen!
    Falls ihm das wider Erwarten nicht gelang, gab es immer noch eine andere Möglichkeit.
    Unterhalb des am östlichen Berghang liegenden Châteaus befand sich ein kleines Dorf, in dem Zamorra viele Freunde hatte.
    Ein ganzes Dorf voller Geiseln, von denen er eine nach der anderen töten und Zamorra vor das Tor seiner Festung werfen würde!
    Solange, bis der Dämonenjäger sich ihm zum Kampf stellte…
    ***
    Über Château Montagne schien die Sonne.
    Zamorra hatte es sich in legerer Freizeitkleidung am Pool gemütlich gemacht. Ihm gegenüber sonnte sich die schottische Lady Patricia Saris ap Llewellyn im metallisch schimmernden Badeanzug, hielt hin und wieder Ausschau nach den Umtrieben ihres zweijährigen Söhnchens und hatte nebenbei Zamorra in eine tiefschürfende Diskussion über verbale Ästhetik in den Werken von Umberto Eco einerseits und Thomas Mann andererseits verwickelt.
    Das lenkte ab.
    Zamorra konnte auch jede Ablenkung gebrauchen. Immer wieder tauchten die furchtbaren Bilder in ihm auf… Die brennende Wohnung der Cascals, der toten Maurice…
    Zu spät gekommen, um zu helfen! Um ihn zu retten!
    Shirona hatte sie in Julians Traumbrücke zu lange aufgehalten.
    Und Teri Rheken mit dem sechsten Amulett verschwunden…
    Mittlerweile war Zamorra fast sicher, daß die Druidin tot und Lucifuge Rofocale jetzt auch im Besitz des sechsten Amuletts war. Damit wurde er zu einer unermeßlichen Gefahr.
    Allerdings fragte Zamorra sich, warum der Erzdämon diese Macht jetzt nicht nutzte, um mit seinen Gegnern aufzuräumen.
    Gehörte es zu seiner Taktik, Zamorra und die anderen zu zermürben, indem er ihre Geduld überstrapazierte? Indem er sie warten ließ, bis ihre Aufmerksamkeit nachließ und dann erst zuschlug, wenn niemand mehr wirklich damit rechnete?
    Mehr als vier Wochen war es jetzt her. Eine Weile waren Zamorra und Nicole noch bei den Cascals geblieben, hatten geholfen, wo sie konnten. Doch schließlich gab es
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