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0550 - Merlins Stern

0550 - Merlins Stern

Titel: 0550 - Merlins Stern
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eigenen Tod überlebt. Damals, als Zamorra ihn erschlagen hatte, waren Teile seines Bewußtseins zurückgeblieben und hatten sich in Form von Messing-Kobras manifestiert, die sich durch Schlangenbisse vermehrten, menschliche Lebensenergie aufsaugten und umformten, um daraus neue Bewußtseinsteile für Ssacah entstehen zu lassen. So hatte Ssacah wieder erweckt werden können.
    Vielleicht war es bei Teri ähnlich.
    Eine Woche, nachdem Julian sie im Schnee gefunden hatte, öffnete sie endlich wieder die Augen.
    »Du?« fragte sie leise, als sie ihn erkannte. Sie erhob sich von dem Lager, auf das Julian sie gebettet hatte. Die wärmende Decke glitt zur Seite und gab ihren herrlich gewachsenen Körper frei, dessen vollendete Schönheit Julian in den letzten Tagen oft genug bewundert hatte. Das hüftlange, goldene Haar fiel spielerisch über ihre festen Brüste, ohne sie wirklich bedecken zu können.
    »Ich habe dich gefunden«, sagte der Träumer. »Was ist geschehen?«
    »Ich habe dich gesucht. Und du hast mich gefunden? Ich muß sehr nahe dran gewesen sein, nicht wahr?«
    »Du lagst einen halben Tagesmarsch von hier im Schnee. Aber du bist hier gewesen. Es gab einen Kampf.«
    »Ich merkte zu spät daß ich mein Ziel erreicht hatte. Das Amulett… Lucifuge Rofocale hat es, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er hat mich getötet«, murmelte sie. »Er hat dich nicht getötet. Ich habe dich aus tiefer Hibernation erweckt, aus einem Winterschlaf, in den du gefallen bist. Vielleicht eine Selbstschutz-Reaktion des Ssacah-Keimes? Ich habe dich jedenfalls nicht aus dem Totenreich zurückgeholt. Du bist kein Zombie.«
    »Aber ich bin immer noch Ssacahs Dienerin«, sagte sie kaum hörbar. »Lucifuge Rofocale tötete mich. Seine Kraft schleuderte mich in die Schwärze, ins Nichts… Ins Verlöschen und Vergessen… Die Flamme, die im Sturm verweht…«
    »Du warst nicht tot«, wiederholte er eindringlich. »Wie stark Lucifuge Rofocale auch immer sein mag, es reichte nicht aus, dich zu erschlagen. Du hast nur fest geschlafen.«
    »Und er hat das Amulett. Er hat das sechste Amulett.«
    »Mag sein. Es geht mich nichts an«, erwiderte Julian.
    »Er hat noch fünf weitere Amulett«, entsann sich Ten. »Julian - er hat sie alle. Alle sechs! Nur das von Zamorra fehlt ihm noch!«
    »Ich habe mit den Amuletten nichts zu schaffen!« beharrte er.
    »Aber bist du nicht Zamorras Freund?«
    »Nein«, sagte er. »Warum sollte ich das sein? Wir kennen uns, reicht das nicht? Überhaupt, für eine Ssacah-Dienerin redest du ziemlich seltsam daher. Du müß test froh darüber sein, daß Lucifuge Rofocale endlich in der Lage ist, Ssacahs größten Feind, Zamorra, angreifen und vernichten zu können.«
    »Ssacah ist erwacht«, sagte Teri. »Aber ich will ihm nicht dienen. Ich bin nicht zum Dienen geboren.«
    »Aber auch der Dämon läßt sich nicht beherrschen, wie?« gab Julian spöttisch zurück. Jetzt verstand er die Schlangenspur, das mußte der Kobra-Dämon gewesen sein. Feige war er geflohen, als Lucifuge Rofocale gekommen war.
    »Was soll der Spott?«
    Sie sprang auf und ging durch das Zimmer, blieb am Kaminfeuer stehen. Wohlig reckte sie sich der Wärme entgegen. Ihre Nacktheit störte sie nicht, hatte sie noch nie gestört. Im Gegenteil; sie genoß es, wenn die Blicke anderer ihre Haut streichelten.
    Oder auch Hände und Lippen…
    Julian sah sie nachdenklich an. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, verschränkte die Arme hinter dem Nacken. »Fühlst du dich in Ordnung?« fragte er.
    Sie fuhr herum. In ihren schockgrünen Druidenaugen blitzte es auf, sekundenlang glaubte Julian eine gespaltene Schlangenzunge aus ihrem Mund hervorzucken zu sehen.
    Er lächelte.
    »Was soll die Frage?« fuhr die Kobra-Druidin ihn an.
    »Ja oder nein?«
    »Natürlich bin ich in Ordnung! Dank deiner Fürsorge und Pflege!«
    »Dann kann ich noch mehr für dich tun«, sagte er.
    Ohne ihre Antwort abzu warten, schloß er sie ein in einen Traum und begann sich um das zu kümmern, das in ihr brannte und herrschte…
    ***
    Das Amulett loderte. Es strahlte in grellem Silberlicht und versuchte immer wieder, sich dem Willen seines Herrschers zu widersetzen. Aber Stück für Stück brach Lucifuge Rofocale den Widerstand.
    Manchmal war es ihm, als wohne etwas Lebendiges in der handtellergroßen Silberscheibe. Doch immer wieder entzog es sich seinem Zugriff.
    Schließlich begann es sich einzukapseln.
    Immer wieder setzte der Dämon die fünf anderen Amulette ein,
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