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054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

Titel: 054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai
Autoren: Larry Brent
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Lia war in Sus Alter und hatte mit ihr die
Polizeischule besucht. Nach Su Hangs Ausscheiden dort, ihrer selbständigen
Tätigkeit als Detektivin und schließlich ihre Arbeit für die PSA, sahen sie sich
nur noch selten, obwohl sie in der gleichen Stadt wohnten und arbeiteten. »Ich
erwarte Besuch«, antwortete Su Hang alias X-GIRL-G. Sie war in dieser Region
eine feste Stütze der PSA, zuverlässig und klug. Der besondere natürliche
Liebreiz, den sie ausstrahlte, war ihr in vielen Fällen schon zugute gekommen.
Wie brandgefährlich für ihre Gegner diese Frau werden konnte, das wußten nur
die, die schon mit ihr zu tun hatten. »Ein Mann?« Lia Kwang hob die fein
nachgezogenen Augenbrauen. »Ja.«
    »Dann
kann ich’s verstehen… Eine neue Eroberung?«
    »Nein,
eine alte. Ein guter alter Freund, mit dem ich leider nur selten
zusammenkomme.«
    »Kenne
ich ihn?«
    Kopfschütteln.
»Er ist nicht aus Hongkong. Er ist Amerikaner. Manchmal macht er einen
Abstecher nach hier.«
    »Das
ist verdammt wenig. Reicht dir das? Du solltest dir endlich einen festen Freund
zulegen, Su!«
    Die
Angesprochene lachte leise, und ihre makellos weißen, gleichmäßigen Zähne
schimmerten wie Perlen zwischen den roten Lippen. »Dazu, Lia, hab ich keine
Zeit.« Lia Kwang seufzte. »Du versäumst etwas. May verlobt sich. Ihr Freund hat
eine Barkasse gemietet. Wir sind rund 130 Leute auf dem Schiff. Musik, Tanz,
Stimmung… Essen und Trinken versteht sich von selbst. Es ist für alles gesorgt.
May hat mir sogar ein Geheimnis anvertraut.«
    »Was
für eins?«
    »Eigentlich
darf ich nicht darüber sprechen. Es soll ja schließlich eine Überraschung für
die anderen werden. Aber da du nicht daran teilnimmst… Okay, ich sag’s dir,
aber nur unter der Bedingung, daß du es keinem weitersagst, falls du einen aus
der Clique treffen solltest!«
    »Ehrenwort.«
    Wenn
Sie etwas sagte, konnte man sich wirklich darauf verlassen. »Mays Verlobter hat
die Gespenster-Dschunke bestellt. Du kennst doch die neue Touristen-
Attraktion, nicht wahr? Man fährt auf einer Barkasse oder einer Dschunke durch
das Hafenviertel, ahnte nichts Schlimmes, und auf einmal ist das Unheil da.
Eine Dschunke taucht auf, abenteuerliche Gestalten stürzen sich auf die völlig
Überraschten, nehmen sie fest und verschleppen sie auf das andere Boot.«
    »Ich
habe schon davon gelesen«, bestätigte Su der ehemaligen Kollegin. »Hättest du
keine Lust, an dem Spaß mitzumachen?«
    »Lust
schon. Aber mir fehlt die Gelegenheit.«
    »Und
wenn du deinen Bekannten mitbringst?«
    »Wäre
zu überlegen. Kommt darauf an, ob er auf eine solch abenteuerliche Geschichte
anspringt.«
    »Warum
nicht? Das bringt Abwechslung ins Leben, ist doch mal was anderes.«
    »Es
ist mal etwas anderes, zugegeben. Aber Abwechslung hat er wahrhaftig genug.
Trotzdem werde ich ihn fragen. Vielleicht kommen wir noch hin. Wann legt die
Barkasse ab?«
    »Punkt
zwanzig Uhr geht’s los… Wär’ schön, wenn ihr noch kommen würdet.« Die Wege der
beiden jungen Frauen trennten sich. Su Hang hatte noch einige Besorgungen zu
machen und fuhr später zum Flugplatz. Die Landung der Maschine aus Manila war
für fünfzehn Uhr dreißig vorgesehen. Mit zehnminütiger Verspätung schwenkte der
silberne Vogel schließlich ein.
    An
der Sperre erwartete die kleine Chinesin mit der Hibiskusblüte im Haar die
Ankunft des Gastes, der hier Zwischenstation machte und zwei Tage in Hongkong
zu bleiben beabsichtigte. Wenn er sich schon in dieser Region aufhielt, wollte
er auch die Gelegenheit nutzen, die Chinesin wiederzusehen, die er unter
abenteuerlichen Umständen kennengelernt hatte. Dann schwang die Tür von Ausgang
B auf. Die ersten Passagiere tauchten auf. Und bei den ersten war er.
    »Larry!« Su Hang strahlte übers ganze Gesicht, und ihr Herz begann
schneller zu schlagen. Der blonde Mann mit dem sonnengebräunten Gesicht und den
rauchgrauen Augen erblickte sie sofort. Su stand dicht an der Sperre und
streckte dem Kollegen aus den Staaten zur Begrüßung beide Hände entgegen. Larry
hatte sein Bordcase abgestellt und faßte Su Hang an den Armen. Ehe sie sich’s
versah, hob er sie über die Sperre und umarmte sie. Die anderen Fluggäste
drängelten sich an dem Paar, das seiner Wiedersehensfreude Ausdruck gab,
vorbei. »Eigentlich hätten wir die Begrüßungszeremonie auch vor der Sperre
veranstalten können«, meinte die Chinesin. »Es ist normalerweise nicht üblich,
daß ein Ankömmling die Person, von der er bei der
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