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0539 - Drachenhölle Baton Rouge

0539 - Drachenhölle Baton Rouge

Titel: 0539 - Drachenhölle Baton Rouge
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ausgedrückt?«
    Julian seufzte. »Du bist also nicht bereit, deine Meinung zu ändern.«
    »Nein.«
    Der Träumer schwieg.
    Nach einer Weile wandte sich die junge Kreolin um. »Was wirst du nun tun?«
    »Ich muß versuchen, dir zu zeigen, wie ernst ich es meine«, sagte er langsam. »Ich liebe dich, und das ist nicht einfach so dahergesagt. Du fehlst mir. Ich will deine Liebe für mich neu erwecken und zurückgewinnen.«
    »Ich bin mir schon längst nicht mehr sicher, ob es wirklich Liebe war«, sagte Angelique. »Es war Verliebtheit, das ist etwas ganz anderes. Ich war damals sechzehn. Heute bin ich älter, und ich hatte eine Menge Zeit zum Nachdenken. Wir waren beide Kinder. Du bist es heute noch.«
    »Gib mir eine Chance«, bat er. »Es kann einfach noch nicht alles vorbei sein.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Zeige mir, daß du dich geändert hast. Dann sehen wir weiter. Aber deinen Worten allein kann ich nicht glauben.«
    »Dann begleite mich in ein Traumland, in dem ich dir beweisen kann…« Sie trug den Topf mit den geschälten Kartoffeln zur Spüle, um Wasser aufzugießen. »Das alles hier, die ganze Welt, in der wir leben, ist ein Traumland«, sägte sie. »Geschaffen von Gott, nicht von dir. Beweis es mir in diesem Traumland. Du brauchst keine künstliche Welt, die du ohnehin nur nach deinen eigenen Vorstellungen modellierst… Eine Welt, die du ständig manipulieren kannst, ohne daß es jemand außer dir bemerkt. Stell dich den wirklichen Herausforderungen, nicht nur denen, die du dir selbst ausdenkst und die du deinem eigenen Können anpaßt, damit du bloß nicht daran scheitern kannst.«
    »Du bist ungerecht«, warf er ihr vor. »Nein, besser: du bist selbstgerecht. Was weißt du schon von mir? Ich bin nicht wie die normalen Menschen. Ich bin anders. Das wußtest du von Anfang an. Und damals hast du es akzeptiert.«
    »Ich war ein Kind!« wiederholte sie. »Und du warst der erste Junge, der mich wirklich beeindrucken konnte. Nicht mit deiner Traum-Magie.« Sie setzte den Topf auf den Herd und kümmerte sich wie zuvor zwischendurch um die Bratpfanne und ihren Inhalt.
    Dann erst trat sie vor Julian…
    »Deine Augen waren es«, sagte sie. »Und dein Lachen. Aber du hast das Lachen verlernt, und deine Augen sprechen jetzt auch anders als einst. Es stimmt, du bist anders. Etwas zu anders. Und ich habe keine Lust, jedesmal aufs Neue dasselbe zu sagen, wenn du mir wieder einmal nachsteigst. Vielleicht ist es für uns beide das beste, wenn du nicht wieder hierher kommst. Wir gehen zwei verschiedene Wege, und die letzte Kreuzung haben wir längst hinter uns.«
    Sie wandte sich wieder ab.
    Als sie sich eine Minute später wieder umdrehte, war die Wohnküche leer.
    Julian Peters war so lautlos verschwunden, wie er aufgetaucht war.
    Er hatte sich wieder fortgeträumt.
    ***
    Reek Norr, Sicherheitsbeauftragter seines Volkes, spürte die innere Abneigung, die ihm Padrig YeCairn entgegenbrachte.
    Er konnte nichts dagegen tun.
    Es war auch nichts Persönliches zwischen ihnen; im Gegenteil. Sie schätzten sich gegenseitig sehr. Doch der eine war humanoid und der andere sauroid.
    Hinzu kamen die kulturellen Einflüsse, unter denen YeCairn aufgewachsen war. Der Mann, den man seines Aussehens wegen »Gevatter Tod« nannte, hatte gelernt, daß alles, was reptilartig war, als Feind eingestuft werden mußte: fremd, bissig, gefräßig, giftig.
    Er stammte aus einer Welt, die hart, teilweise lebensfeindlich und barbarisch sein mußte. Er konnte sich an Einzelheiten nicht mehr erinnern, auch nicht daran, wie er zum Silbermond gelangt war. Es war in jener Zeit geschehen, als Merlins mißlungenes Experiment diese Welt in die Zukunft geschleudert hatte. Auf bisher unbegreifliche Weise war dabei auch YeCairn in einen Zeit- oder Dimensionswirbel geraten. Und der ließ ihn nicht mehr los, gab ihm keine Chance zur Rückkehr. Denn um heimzukehren, hätte er wissen müssen, wie er überhaupt hierhin gekommen war.
    Er hatte sich längst damit abgefunden, eine neue »Heimat« gefunden zu haben. Und er hatte sich hier eine Aufgabe gestellt: die abgestorbenen Organstädte der einstigen Bewohner dieser Welt wieder zu neuem Leben zu erwecken.
    Als Humanoider unter Echsenmenschen mußte er sich zwangsläufig mit ihnen anfreunden, so schwer es ihm auch fiel. Aber ob er sich wirklich jemals an ihr Aussehen würde gewöhnen können, war fraglich. YeCairn war ein alter Mann. Er war einmal ein Krieger-Ausbilder in seiner Welt gewesen, und
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