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0535 - Shironas Nebelgeister

0535 - Shironas Nebelgeister

Titel: 0535 - Shironas Nebelgeister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Kopf und setzte sich wieder zurück. »Schon gut, Pete. Alles okay. Aber ich bin im Moment ein wenig abgelenkt. Sie brauchen nicht zu landen, aber es wäre nett, wenn Sie vorübergehend sehr langsam fliegen würden, damit wir nichts verpassen.«
    Der Gesichtsausdruck des Piloten verriet, daß er »abgelenkt« mit »übergeschnappt« übersetzte.
    Zamorra hob resignierend die Brauen. Es war ja seine eigene Schuld. Er hätte es bei der telepathischen Unterhaltung belassen sollen. Monicas Bemerkung, sein Amulett sei wohl gerade gestorben, hatte ihn jedoch zu sehr schockiert.
    Was ist geschehen? fragte er lautlos an. Was hat dir Uschi mitgeteilt ?
    Nichts, gab Monica zurück, und er konnte ihr Erstaunen körperlich fühlen. Das ist es ja gerade, was mich irritiert. Ich habe es von deinem Amulett selbst empfangen. Es hat in meinen Gedanken geschrien, so schrill, wie ich noch nie einen telepathischen Schrei vernommen habe.
    Ein Todesschrei? Zamorra versuchte sich an das zu erinnern, was er selbst wahrgenommen hatte. Geisterbilder und die Aufforderung, nun endlich keine Zeit mehr zu verlieren! Im Nachhinein glaubte er, auch Zorn gefühlt zu haben. Zorn über sein eigenes Zögern und auch darüber, daß etwas geschehen war, das Merlins Stern gar nicht gefiel.
    Er hatte nicht den Eindruck von Tod.
    Es mußte etwas anderes passiert sein. Frage bei Uschi nach, bat er.
    Sie blockt eben ab, erwiderte Monica beunruhigt. Da scheint einiges los zu sein. Etwas mit Rob.
    Sie will gerade in Ruhe gelassen werden, vertröstet mich auf später…
    Zamorra verstand. Auch er mußte sich gedulden. Er dachte an das andere . Was mochte das Wesen, das er als »Shirona« kannte, getan haben, um solche Reaktionen hervorzurufen? Wenn er dieses rätselhafte Geschehen mit »ihren« früheren Auftritten verglich, hatte er das Gefühl, daß »sie« entweder innerhalb des letzten Jahres wesentlich an Stärke gewonnen hatte – oder vorher nie »ihr« tatsächliches Können gezeigt hatte!
    Wer war »sie« wirklich?
    Tatsächlich die Gefahr, als die das Amulett-Bewußtsein sie hinzustellen versuchte? Zamorra war sich dessen nicht sicher. Er konnte Shirona nicht richtig einschätzen. Sie paßte nicht in die Gut-und Böse-Schubladen, verhielt sich immer wieder indifferent. Tatsächlich schädlich hatte sie bisher noch nicht gehandelt.
    Weil sie immer rechtzeitig daran gehindert worden war?
    Er mußte sie näher kennenlernen. Dabei mußte er auch das Risiko eingehen, ihr relativ schutzlos entgegenzutreten. Denn Merlins Stern verweigerte jede Annäherung und gefiel sich dabei sogar in der Rolle des heimtückischen Erpressers.
    Monica meldete sich wieder in seinen Gedanken.
    Gerade habe ich ein wenig bei Uschi gekiebitzt. Sieht so aus, als könntest du dein Amulett tatsächlich vergessen… oder hängst du dir gern ein Stück Kohle um den Hals?
    ***
    Tendyke konnte wieder sehen.
    Minutenlang hatte er befürchtet, sein Augenlicht für immer verloren zu haben. Unheimlich grell war die Lichtentwicklung gewesen, die ihn in einem lautlosen Explosionsvorgang vom Schreibtisch fortgeschleudert hatte! Licht, das so stark war, daß der Lichtdruck allein dazu ausreichte!
    Wievieltausendmal heller als die Sonne mußte dieses Aufblitzen gewesen sein?
    Der Helligkeit war die tiefste Schwärze der Blindheit gefolgt. Und jetzt kam der Schmerz, der seinen Ursprung in den Augen hatte und sich bis ins Sehzentrum des Gehirns fortsetzte. Pausenlos schoß Tendyke das salzige Wasser aus den Tränendrüsen, und seine Versuche, durch gezielte Berührung der Augen den Schmerz etwas zu lindern, hatten nur mäßigen Erfolg.
    An seinen Anruf in El Paso dachte er nicht mehr. Der kam automatisch zustande und wurde ebenso automatisch wieder abgebrochen, weil Tendyke sich nicht zu erkennen gab, und für Stöhnlaute aus dem Telefonhörer hatte ein Mann wie Rhet Riker absolut kein Verständnis.
    Tendyke richtete sich wieder auf. Er tastete sich halb blind zum Schreibtisch zurück und fand die Ruftaste der Sprechanlage. Er hoffte, daß Scarth in Reichweite eines der Gegengeräte war; so perfekt eingerichtet wie das Château Montagne, wo in jedem bewohnten Raum und auch auf den Korridoren Gegensprechgeräte angeschlossen waren, war Tendyke's Home nicht.
    Scarth hörte ihn.
    »Kommen Sie in mein Arbeitszimmer! Und rufen Sie einen Augenarzt!«
    Der schien jetzt nicht mehr nötig, weil Tendyke immerhin schon wieder verschwommen sehen konnte und sein Sehvermögen sich von Minute zu Minute wieder
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