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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte
Autoren: Jason Dark
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Scheibe.
    Dann war er weg. Zwar hörte er noch einen Schuß, doch die Entfernung war mittlerweile zu groß geworden. Der Reporter atmete auf. Zum erstenmal überkam ihn das Gefühl, es schaffen zu können, auch wenn er zugeben mußte, viel Glück gehabt zu haben.
    Der Kanal, durch den er fuhr, war eng. Begegneten sich zwei Boote, wurde es noch schmaler, da mußte man schon ein Könner sein, um eine Kollision zu vermeiden.
    Über dem Wasser lag eine schwere Luft. Bill kam es vor, als würde er sie trinken, nicht einatmen. Sie war auch ungewöhnlich stickig. Insekten umtanzten ihn, die Sonne brannte erbarmungslos, auf Bills Rücken zeigte der Jackenstoff große, nasse Schweißflecken.
    Wohin ihn der Kanal führte, wußte er auch nicht. So rasch wie möglich pflügte er durch das von Algen dunkelgrün gefärbte Wasser, hatte sich jetzt auch an die Enge gewöhnt und wich entgegenkommenden Booten geschickter aus. Über dem Wasser lag ein leichter Dunst. Die Sonne verdampfte laufend die Flüssigkeit und trieb den Dunst auch fahnengleich in den nahen Dschungel an der rechten Seite, der bald zurücktrat, als wäre ein riesiges Loch hineingeschlagen worden. Dafür sah Bill eine schmale Brücke über den Kanal, und an der rechten Seite erschienen die ersten Häuser. Nahe des Kanals parkten sogar Autos. Eine kleine Bucht war in das Gelände geschlagen worden, wo auch Boote anlegen konnten.
    Drei dümpelten auf den Wellen. Bill stellte seines dazu. Mit der Backbordseite rutschte er an der Kaimauer entlang. Er hatte auch eine Leine gefunden und schleuderte sie über den Poller. Halbwüchsige beobachteten ihn. Einer zurrte die Leine fest. Bill bedankte sich, sah, daß der Junge große, angstweite Augen bekam, und ihm fiel ein, daß er noch immer bewaffnet war.
    »Sorry«, sagte er und huschte weiter.
    Gassen taten sich vor ihm auf. Dahinter mußte eine Straße herführen, denn Bill hörte Verkehrslärm. Das Hupen der dort fahrenden Autos war Musik in seinen Ohren.
    Er lief durch eine der Gassen, die durch parkende Fahrzeuge noch enger gemacht worden war, gelangte auf einen kleinen Platz, sah dahinter die Straße, die von Bäumen gesäumt wurde, deren Kronen glücklicherweise Schatten gaben.
    Mit der Schrotflinte erregte Bill einfach zuviel Aufsehen. Er suchte nach einer Möglichkeit, die Waffe zu verstauen. Er drückte sie unter sein Jackett und klemmte den Kolben mit der Achselhöhle fest. So war die Waffe auf den ersten Blick nicht zu sehen.
    Erst jetzt überkam Bill das Zittern. Er hatte ein wahnsinniges Glück gehabt. Wäre er nicht in das Haus gelaufen und hätte den Kanal nicht gefunden, hätte ihn die Meute fertiggemacht. Allein der Name Lossardo sorgte dafür.
    Im Schatten eines hohen Baumes und nicht weit von einem Eisverkäufer entfernt, blieb Bill stehen, um nachzudenken, wie er am besten vorgehen sollte. Mehrere Kinder mit selbstgebastelten Skateboards huschten an ihm vorbei. – Bill dachte daran, sich ein Taxi zu nehmen.
    Er wollte zurück zum Hotel, und er spürte auch, daß etwas in seinem Innern verblaßte.
    Es war der Gedanke an die Kreolin.
    Sie hatte ihn tagelang gefangengehalten, nun aber war es um sein Leben gegangen, da erwachte ein anderer Trieb in ihm, der reine Überlebenswille, aber er gab auch zu, daß er allein auf verlorenem Posten stand. Bill benötigte Hilfe.
    In Baston Rouge kannte er nur Menschen, die ihm ans Leben wollten. Hilfe mußte von außen kommen, aus London, von John Sinclair. Wenn John erfuhr, daß es ihm schlecht ging, würde er sich in den nächsten Flieger setzen. Der Fall lief sowieso in eine magische Richtung, das war etwas für den Geisterjäger.
    Killer und Dämonen hatten sich in dieser verdammten Stadt miteinander verbunden.
    In London bekam Bill schnell ein Taxi, hier blickte er auf den Strom der Fahrzeuge, doch Taxen waren selten. Wenn eines vorbeifuhr, war es zumeist besetzt.
    Bill ging die paar Schritte bis zum Eisverkäufer. Der noch junge Mann trug ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck einer bekannten amerikanischen Uni.
    »Welche…?«
    »Nur eine Frage.«
    »Und?«
    »Wo finde ich hier ein Taxi?«
    »Gehen Sie die Straße weiter. Auf der rechten Seite sehen Sie dann ein Restaurant, ziemlich teurer Schuppen. Davor warten immer Wagen.«
    »Danke.«
    »Kein Eis, Mister?«
    »Iß es selbst.« Bill gab ihm einen halben Dollar.
    »Ich mag das Zeug auch nicht.«
    Bill grinste und ging die beschriebene Strecke. In der Hitze waren nur wenige Menschen unterwegs. Außerdem wehte dem
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