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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte
Autoren: Jason Dark
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bist du, Evangeline?«
    Sie schüttelte den Kopf und drehte sich um. Ich schaute auf ihren Rücken, wo sich die Schulterblätter unter heftigen Atemzügen bewegten. »Ich bin der Tod!« erklärte sie mit einer dumpfen Stimme.
    »Ich bringe euch Männern den Tod. Laßt die Finger von mir! Laß sie von mir, sonst wird er euch alle umbringen!«
    »Wer?«
    »Mein Herr!«
    »Du hast einen Herrn? Bist du eine Magd?«
    »Ich gehöre ihm.«
    »Wem?«
    »Lossardo.«
    Ich konnte mit dem Namen nichts anfangen, dachte aber darüber nach, ob ich ihn innerhalb des Dämonenreigens, den ich kannte, schon gehört hatte.
    Der Name war mir noch nie begegnet.
    »Wer ist Lossardo?«
    »Er hat mich gekauft«, erzählte sie stockend. »Er hat mich als Kind zu sich genommen. Jetzt gehöre ich ihm. Er ist mein Herr, ich bin seine Sklavin. Lossardo ist mächtig. Alle haben Furcht vor ihm, auch die Polizei kann gegen ihn nicht ankommen. Er ist der große Führer, ihm gehören die Sümpfe, er kontrolliert sie.«
    »Kennt mein Freund Bill Conolly ihn?«
    Evangeline nickte.
    Ich trat auf sie zu. An der Schulter zog ich sie herum. Sie schrie wütend auf. »Rühr mich nicht an!«
    Ich packte ihre Handgelenke und hielt sie eisern fest. »Wie gut kennt er ihn?«
    »Sie haben sich getroffen.«
    »Und dann?«
    »Jeder von Lossardos Feinden ist dem Tod geweiht. Es gibt kein Entrinnen. Du hast noch Glück, wenn du verschwindest und dich in ein Flugzeug setzt. Wenn nicht, wirst du sterben. Willst du das?« schrie sie mich an. »Willst du wirklich sterben?«
    »Bestimmt nicht, aber ich will meinen Freund zurückhaben!«
    »Vergiß ihn!« fuhr sie mich an. Ihr Speichel sprühte in mein Gesicht. »Vergiß ihn einfach.«
    »Nein, das werde ich nicht. Aber ich will auch von dir wissen, Evangeline, wer du bist?«
    »Ich bin ein Monster!«
    »So siehst du nicht aus!«
    »Trotzdem bin ich ein Monster. Ich bin nur Schale, im Innern steckt etwas Besonderes, Sinclair. Verlasse dieses Haus, oder es wird dir schlecht ergehen…« Mit einer ruckartigen Bewegung befreite sie sich aus meinem Griff. Bevor ich nachfassen konnte, hatte sie sich herumgedreht und rannte in einen Nebenraum.
    Ich zögerte mit einer Verfolgung, hörte das Schlagen einer Tür und die hastigen Schritte von draußen.
    Nein, es hatte keinen Sinn, hinter der Kreolin herzurennen. Sie kannte diese Gegend besser. Ich wollte meine Zeit nicht damit vergeuden, sie durch den Sumpf zu hetzen.
    Dennoch hatte mir der Besuch einiges gebracht. Ich wußte jetzt, daß hier gewisse Dinge im argen lagen. Einiges stimmte nicht.
    Evangeline Cortland war magisch beeinflußt, von wem auch immer.
    In ihr schienen zwei Seelen zu existieren.
    Ich runzelte die Stirn, als ich über einen gewissen Namen nachdachte, den ich ebenfalls erfahren hatte.
    Lossardo!
    Wer war er? Evangeline hatte mir erklärt, daß er sie gekauft hatte.
    Der Sklavenhandel war offiziell abgeschafft worden, aber im verborgenen blühte er weiter, und er hatte einen anderen Namen bekommen.
    Menschenhandel. Einen Handel mit billigen Arbeitskräften, die irgendwelche Leute aus den lateinamerikanischen Ländern in die Staaten schafften und dafür hohe Provisionssummen kassierten.
    Sollten Bill und ich auf einen solchen Ring gestoßen sein? Wenn ja, dann hatten wir uns auf ein gefährliches Pflaster begeben.
    Ich setzte diese Tatsache zunächst einmal hinten an, denn mein Freund Bill war mir wichtiger. Ihn mußte ich einfach finden, auch ohne die Hilfe des Mädchens.
    Wahrscheinlich führte der Weg zu ihm über Lossardo. Also mußte ich ihn mir holen.
    Der Gedanke daran bereitete mir alles, nur kein Vergnügen. Ich verließ das Haus und spürte das kalte Gefühl im Nacken. So etwas wie eine Vorwarnung. Sich mit einem einheimischen Gangsterfürsten anzulegen, war für einen Fremden lebensgefährlich.
    Mein Wagen briet in der Sonne. Noch immer ließ sich kein Mensch blicken. Die alten Bruchbuden kamen mir vor, als wären sie von ihren Bewohnern verlassen worden.
    Ich stieg ein, wendete, ließ eine Staubfahne zurück und nahm den gleichen Weg, den ich gekommen war. Diesmal kamen mir die grünen Wände rechts und links noch düsterer und gefährlicher vor. Mit den Blicken tastete ich sie ab, immer darauf bedacht und damit rechnend, daß ich plötzlich angegriffen wurde.
    Nur Tiere huschten über den Weg, Menschen sah ich nicht.
    Vielleicht verbargen sie sich innerhalb der grünen Mauern, wenn ja, dann verschwammen ihre Gesichter mit den Blättern, so daß sie
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