Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0534 - Der Unsichtbare

0534 - Der Unsichtbare

Titel: 0534 - Der Unsichtbare
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
wo. Er spürte keinen Schmerz. Als er aufstehen wollte, knickte er sofort ein. Im zweiten Anlauf schaffte er es und kam taumelnd auf beide Füße zu stehen.
    Am Wagen krachte und donnerte es.
    Die obenliegende Tür wurde aufgestoßen, flog aus den Scharnieren zur Seite. Was für eine unglaubliche Kraft mußte der Unsichtbare haben, daß er das schaffte?
    Robin wich zurück, strauchelte dabei und konnte einen Sturz nicht mehr verhindern. Diesmal kam er nicht so schnell wieder hoch. Sein Fuß hatte sich in irgendwas verheddert, vielleicht in freiliegendem Wurzelwerk oder sonst etwas. Der Citroën wackelte, als ein unbegreifliches Wesen ins Freie kletterte. Sehen konnte Robin es nicht, hören auch nicht, weil der Unsichtbare sich in der mondhellen Nacht lautlos bewegte. Aber wenn der Unheimliche noch so fit war, daß er eine Autotür gewissermaßen absprengen konnte, war es ihm auch ein leichtes, die paar Meter Distanz zu Robin zurückzulegen, um ihn jetzt endgültig zu töten.
    Robin konnte nicht anders.
    Er wußte nicht, wie er sich anders gegen einen Gegner verteidigen sollte, der ihm allein durch seine Unsichtbarkeit haushoch überlegen war, von der unglaublichen Körperkraft einmal ganz abgesehen.
    Also löste der Polizist seine Dienstwaffe aus dem Schulterholster, entsicherte sie und –Da sprang der Unheimliche ihn an, der umgekehrt Robin sehr gut sehen konnte und auch bemerkt hatte, daß der Chefinspektor seine Waffe benutzen wollte. Ein harter Schlag traf Robins Hand.
    Er mußte die Pistole fallen lassen, schaffte es aber, sich zu drehen und sie mit der linken Hand wieder aufzunehmen.
    Im gleichen Moment schlossen sich zwei Hände wie Schraubstöcke um seinen Hals und drückten zu.
    Verschwommen sah Robin eine Gestalt vor sich aus der Dunkelheit auftauchen. Er drehte die linke Hand mit der Waffe und schoß.
    Es war das letzte, was er noch fertigbrachte. Dann war da nur noch Schwärze. Selbst die drei reflexhaft schnell hintereinander abgefeuerten Schüsse hörte er schon nicht mehr.
    ***
    Zamorras Wagen stand noch draußen auf dem Hof. Der Schlüssel steckte, wie immer. Zamorra warf sich auf den Fahrersitz. Nicole riß die Beifahrertür auf und sprang hinein, als Zamorra schon anfuhr.
    Der Wagen jagte mit aufgeblendeten Scheinwerfern durch das Tor und hinaus auf die Serpentinenstraße.
    Sie brauchten sich nicht zu verständigen. Sie wußten beide, was der andere dachte. Sie mußten Robin helfen, gegen den Unsichtbaren und gegen Unfallverletzungen – sofern ihm jetzt noch zu helfen war. Jede Sekunde zählte. Vielleicht ging es auch darum, den flüchtenden Unsichtbaren aufzuhalten, falls dieser sich tatsächlich in Robins Wagen eingeschlichen und nicht nur einfach dessen Lenkung oder Bremsen manipuliert hatte.
    »Da!« stieß Nicole vor einer Kehre hervor. »Da ist er 'rüber…«
    Zamorra zog den BMW mit weit überhöhtem Tempo durch die Kurve und wandte dabei den alten Handbremsentrick an; der nahm ihm einen großen Teil des Lenkradkurbelns ab, war aber nur etwas für Könner, die das lange geübt hatten, um völlig sicher zu sein. Für normale Fahrer in normalen Fahrsituationen war es absolut nicht zu empfehlen… die landeten damit schneller im Graben, als sie ein letztes Gebet murmeln konnten.
    Zamorra hatte geübt – für solche Situationen!
    »Wir sind vorbei!« schrie Nicole auf.
    »Und packen ihn von unten!« widersprach Zamorra. Erst direkt vor der nächsten Spitzkehre brachte er den Wagen mit einer Vollbremsung zum Stehen. Handbremse, Warnblinkanlage – falls um diese Zeit noch irgend jemand hier herauf zum Château fuhr.
    »Raus und hoch…!«
    Sie sprangen aus dem Wagen.
    Die Nacht war hell genug, um auf Lampen verzichten zu können. Knapp zehn Meter entfernt hing der umgestürzte Citroën vor ein paar jungen Bäumen. Und dahinter… eine Gestalt im hohen Gras des Berghangs…?
    Der Blaster, auf Betäubung geschaltet, flog Nicole förmlich in die Hand. Sie rannte Zamorra voraus, aufwärts, sah sich dabei immer wieder um, als wollte sie den Unsichtbaren irgendwo erkennen können.
    Aber von dem gab es nichts zu sehen.
    Vor Pierre Robin blieb sie stehen. Der lag mit geschlossenen Augen etwas verkrümmt im Gras, in der linken Hand seine Pistole. Aber da war noch mehr Gras niedergedrückt.
    Nicole drehte sich, den Blaster in der Hand, ständig im Kreis und beobachtete dabei das Gras, ob sich darin Bewegung zeigte. Die würde auf den Unsichtbaren hindeuten, der natürlich nicht über der Grasfläche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher