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0534 - Der Unsichtbare

0534 - Der Unsichtbare

Titel: 0534 - Der Unsichtbare
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schweben konnte. Aber nichts war da außer der leichten Bewegung im Nachtwind.
    Zamorra beugte sich derweil über Robin.
    »Lebt«, stellte er erleichtert fest. »Sein Puls schlägt noch.« Er brachte den kleinen Chefinspektor in die stabile Seitenlage, entwand ihm die Pistole und ließ das Magazin herausgleiten, um im Mondlicht die Füllung zu prüfen. Mit einer schnellen Schlittenbewegung hebelte er noch eine Patrone aus dem Lauf. Wenn das Magazin voll gewesen war – und warum auch nicht? –, hatte Robin drei Schüsse abgefeuert. Daß Zamorra und Nicole die nicht gehört hatten, mochte verschiedene Gründe haben.
    Zamorra schob das Magazin wieder in den Griff zurück.
    »Ob er was getroffen hat?« überlegte er halblaut.
    »Hat er!« behauptete Nicole. »Schau mal nach da drüben.«
    Da machte Zamorra sein Amulett zur Lampe!
    Mit einem magischen Gedankenbefehl brachte er die handtellergroße Silberscheibe dazu, Licht zu erzeugen! In diesem Licht sah er zwar nicht den Unsichtbaren, aber die sehr seltsame Spur, die dieser hinterlassen hatte. Nicole mit ihren »Katzenaugen« hatte schon vorher einen Schimmer davon wahrgenommen.
    Zamorra sah Gras, das nicht nur niedergedrückt worden war, sondern verfaulte!
    Es welkte nicht nur. Es hatte sich bereits in einen breiigen Matsch verwandelt.
    Wie Raffaels Rosenstöcke!
    Wie Gras und andere Pflanzen auf dem Planeten Tharon!
    »Bei Luzifers Ziegenhörnern«, polterte Zamorra. »Was sind das für Wesen, die allein durch ihre Berührung Pflanzen spontan zerfallen lassen?«
    Er machte ein paar Schritte vorwärts.
    Nicoles Warnung kam zu spät. »Da muß er liegen!« stieß sie hervor, als Zamorra bereits in eine größere, breiige Masse trat, die auch Merlins Stern nicht sichtbar machen konnte.
    Er war in den Unsichtbaren getreten!
    »Verdammt…«
    Der Fluch machte den Unsichtbaren auch nicht wieder lebendig. Zamorra konnte ihn jetzt auch nicht mehr sehen, obgleich er sich niederkauerte und versuchte, die sich unheimlich schnell zersetzende Masse zu berühren. Offenbar wurden Unsichtbare bei Berührung nur sichtbar, wenn sie noch lebten. Der hier lebte aber nicht mehr.
    Er wurde zu fauligem Brei wie die Pflanzen, die er zu Lebzeiten berührt und zerstört hatte!
    Er floß unter Zamorras Händen auseinander, an denen fauliger Brei klebenblieb. Hastig wischte Zamorra sie im Gras ab, das ebenfalls prompt in den Zerfallsprozeß einbezogen wurde.
    »Ich bin sicher, daß wir morgen bei Tageslicht eine bis drei Kugeln in dem Brei finden, falls der nicht völlig zu Staub zerfällt…«
    Er war ein guter Prophet!
    Am folgenden Morgen war dort, wo der Unsichtbare gestorben und zerfallen war, nur noch Staub zu finden, doch die Menge des Staubes reichte nicht aus, einen Körper von der Größe zu bilden, wie ihn der Unsichtbare besessen hatte.
    »Man kann sie also mit konventionellen Waffen verletzen und töten«, schlußfolgerte Zamorra.
    »Es bedarf dazu nicht unbedingt größten magischen Einsatzes.«
    »Was uns nicht viel weiter hilft«, bemerkte Robin launig, der die Nacht im Château zugebracht hatte, nachdem Zamorra und Nicole ihn vorsichtig geborgen und im Château dann seine geringfügigen Verletzungen versorgt hatten. »Was mich viel mehr interessiert, ist, was sie am Leben erhält. Schließlich möchte ich einen unsichtbaren Mörder auch nach einem Schußwechsel bei der Verhaftung noch im Gerichtssaal präsentieren können! Und langsam aber sicher bleibt mir nicht viel anderes übrig, weil ich sonst kaum den Totalschaden meines Dienstwagens und die drei abgefeuerten Schüsse begründen kann. Selbst Gaudian schickt mich nach Sibirien beziehungsweise in die Bretagne oder ins Hafenviertel von Marseille, wenn ich ihm mit der Geschichte vom Unsichtbaren komme, ohne ihm den auch vorführen zu können.«
    Zamorra lächelte unfroh. »Wetten, Pierre, daß auch der letzte Biologe, Mediziner, Chemiker, Physiologe und Physiker noch weit mehr am Metabolismus dieser Wesen interessiert ist als wir alle zusammen? Geschöpfe von einem anderen Planeten, eine absolut fremdartige Lebensform… sie würden nicht zulassen, daß der Gefangene vor Gericht gestellt wird, sondern ihn in ihren Forschungszoo stecken und untersuchen bis zu seinem Lebensende, wie ein Versuchstier, und Versuchstiere haben bekanntlich noch nie lange gelebt…«
    »Sehen wir erst einmal zu, daß wir die Infrarotkameras bekommen«, brummte Robin. »Denn wenn wir davon ausgehen, daß die Unsichtbaren, ob es nun nur diese zwei
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