Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatten. Heute nachmittag wird Maria zu Grabe getragen.«
    »So wie sie es wünschte?« fragte ich.
    Mitic nickte. »Meine Frau hat es so haben wollen.«
    »Dürfen wir mit zur Beisetzung gehen?« fragte ich leise.
    »Ja.« Er nickte. »Ich bitte Sie sogar darum. Vielleicht sehen Sie etwas, jede Kleinigkeit ist wichtig.«
    »Das meine ich auch. Was gab es an Spuren?«
    »Immer die gleichen.«
    »Haben Sie nie bemerkt, daß Ihre Tochter auch zu diesem Zirkel gehört?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, weder meine Frau noch ich. Maria lebte ziemlich eigenständig. Sie studierte an der hiesigen Uni Geschichte und Theaterwissenschaft…«
    »Ist das ein Anhaltspunkt?« fragte Suko. »Sie sprachen davon, daß es junge Leute gewesen sind, die freiwillig aus dem Leben schieden. Haben Sie auf der Uni nachgeforscht?«
    »Nein. Die Fälle werden von den Leuten, die über mir stehen, heruntergespielt. Bis jetzt. Man hat Sie nun kommen lassen, weil man von Ihnen hörte. Mittlerweile gehen auch andere Leute davon aus, daß es sich um schwarzmagische Riten handelt. Das läuft dann in Richtung Teufel und Satansmessen, glaube ich.«
    »Sie sprachen von einer Sekte. Diese Sekten haben zumeist einen Führer. Kennen Sie Namen?«
    »Wir kennen nicht einmal die Mitglieder. Wir wissen leider nicht, wie stark die Sekte ist. Das können zehn Mitglieder sein, aber auch hundert oder noch mehr. Wo wir auch hineinstoßen, es baut sich eine Wand des Schweigens auf.«
    Ich hatte eine Frage. »Wie ist es möglich, daß so junge Leute eine Sehnsucht nach dem Jenseits oder dem Tod verspüren?«
    »Das weiß ich nicht, Mr. Sinclair.«
    Suko gab eine andere Antwort. »Man hat es Ihnen schmackhaft gemacht, John.«
    »Ja, aber wer?«
    »Keine Ahnung. Ich kenne die Verhältnisse nicht.« Suko schaute Mitic dabei an.
    Der hob die Schultern. »Mir ergeht es ebenso. Niemand blickt durch, niemand will durchblicken. Manche Personen ignorieren diese Verbrechen auch. Von meinen Vorgesetzten im Ministerium bekomme ich keine Bestätigungen. Wo ich auch hinfasse, ich greife ins Leere. Mir kommt es jetzt noch wie ein kleines Wunder vor, daß Sie beide überhaupt vor mir sitzen.« Er hob die Schultern. »Wenn mir das jemand vor einer Woche gesagt hätte, dann hätte ich ihn ausgelacht. Wer immer dahinter steckt, ich will, daß er dingfest gemacht wird.« Zur Demonstration seiner Worte schlug Mitic mit der Faust auf den kleinen Tisch, der zwischen uns stand.
    »Wo könnten wir ansetzen?« überlegte Suko laut.
    Ich hatte eine Idee. »In der Uni.«
    Beide Männer blickten mich an. »Nicht schlecht«, meinte Suko.
    »Fragt sich nur, wie wir den Kontakt herstellen.«
    »Es wird schwer werden«, flüsterte Mitic. »Sie kommen so einfach nicht in diesen Kreis hinein. Schon an ihn heranzukommen, ist äußerst schwierig.«
    »Klar.« Ich schaute zu Boden. »Wann wird Ihre Tochter zu Grabe getragen?«
    »Heute nachmittag.«
    »Wir können dabei sein?«
    »Natürlich.«
    »Und wir dürfen Ihre Tochter auch sehen?«
    »Das ist klar.«
    »Dann würde ich vorschlagen, daß wir während der Beerdigung die Augen offen halten.«
    »Versprechen Sie sich viel davon?«
    »Ja.« Ich nickte Mitic zu. »Überlegen Sie mal. Ihre Tochter hatte doch Bekannte, die es sich nicht nehmen lassen werden, von ihr Abschied zu nehmen. Ich bin davon überzeugt, daß wir aus dieser Sekte zahlreiche Mitglieder finden werden.«
    »Möglicherweise sogar den Chef«, fügte Suko hinzu.
    Mitic lachte freudlos. »Sie sind Optimisten.« Er schaute auf die Uhr. »Ich möchte Sie nicht drängen, aber Sie sollten jetzt in Ihr Hotel fahren.«
    »Wie sieht es mit einem Leihwagen aus?« fragte ich.
    »Ich werde versuchen, Ihnen einen Dienstwagen zu besorgen. Jedenfalls lasse ich Sie abholen.«
    »Okay.«
    Das Hotel lag in der Zagreber Innenstadt, auf einem kleinen Hügel, zu dem eine Nebenstraße hinführte. Die hellen Mauern hatte man frisch gestrichen.
    Eine freundliche Frau empfing uns. Sie war Österreicherin und mit einem Jugoslawen verheiratet. Wir unterhielten uns mit ihr auf deutsch.
    »Möchten Sie noch etwas essen?«
    Suko nickte. »Ich ja.«
    Ich war kein Spielverderber. Wir nahmen in dem kleinen Restaurant Platz. Ich entschied mich für ein Wiener Schnitzel. Suko für irgendeinen Eintopf. Über den Löffel hinweg schaute er mich an.
    »Wie ist deine Meinung, John? Was denkst du?«
    Ich hob die Schultern. »Das ist ein Gummiwandfall. Du rennst immer gegen Wände und wirst wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher