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0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb
Autoren: Jason Dark
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war nicht der letzte, der das Lokal verlassen wollte. Von hinten wurde ich angerempelt, zwei erschreckte Gesichter schauten mich an, als die jungen Leute an mir vorbeihuschten und durch die Flammen rasten.
    Ich mußte das gleiche tun. Nur würde ich nicht so schnell laufen können, denn Mitic hatte sein Gewicht.
    Ich stürzte mich hinein.
    Glühende Tücher strichen über mein Gesicht, das ich nicht völlig mit dem angewinkelten Arm abdecken konnte.
    Die Haare wurden durch das Feuer angesengt. Scharfer Brandgeruch wehte mir in Nase und Mund. Ich konnte nichts erkennen, allein die Richtung war wichtig.
    Ich stieß mit anderen Körpern zusammen, doch die Finsteren hatten anderes zu tun, als sich um mich zu kümmern. Ein jeder von ihnen wollte so schnell wie möglich aus diesem Flammenmeer entwischen.
    Die Luft umgab mich wie ein heißer Kessel. Ich kämpfte mich weiter vor, und plötzlich wehte die Kühle in mein Gesicht. Dann stolperte ich, halbblind von Rauch und Flammen, über die erste Treppenstufe, fing mich wieder und jagte weiter.
    Mitic lag noch immer auf meiner Schulter. Ich hustete, keuchte und spie aus, aber ich kam durch.
    Nach der letzten Stufe hämmerte mir jemand einen harten Gegenstand ins Kreuz. Es konnte auch eine Faust sein, jedenfalls schleuderte mich der Treffer zu Boden, auch Mitic rutschte von meiner Schulter. Beim Aufprall stöhnte er auf, das erste Lebenszeichen, das ich von ihm hörte.
    Über meinen Rücken hinweg sprang ein Schatten. Es mußte der letzte der Finsteren sein, die das brennende Lokal verlassen hatten.
    Die Haare des Mannes waren angesengt. Sie qualmten noch, als hätte jemand eine Rauchbombe in seinen Schopf gesteckt.
    Ich kniete, hob den Kopf und sah, daß der »Qualmer« die enge Straße hinunterrannte und zu seinen Kumpanen lief, die auf ihn gewartet hatten. Sie sahen auch mich.
    Einige von ihnen hoben drohend die Fäuste, ein Zeichen, daß sie die Abrechnung mit uns noch fortführen wollten.
    Auch ich war noch nicht fertig mit ihnen, das stand fest.
    Dann hörte ich schnelle Schritte. Ich drehte den Kopf und sah eine Gestalt von der anderen Richtung her auf mich zulaufen.
    Es war Suko.
    Er war allein, mir schwante Fürchterliches, und als er neben mir stand, fragte ich nur: »Ist er dir entwischt?«
    »Ja.«
    Die Antwort, die ich meinem Freund gab, ist nicht druckreif, aber sie kam aus tiefstem Herzen…
    ***
    Jemand hatte die Feuerwehr alarmiert. Die Wagen konnten kaum durch die enge Straße fahren. Suko und ich hatten uns einige Meter entfernt auf Treppenstufen niedergelassen.
    Wir schauten zu, wie die Männer löschten.
    Michael Mitic ging es etwas besser. Eine Beule hatte sich auf seinem Schädel gebildet. Er hatte sich mit den Feuerwehrmännern unterhalten und kam zu uns zurück.
    Im Gesicht sah er so talgig und bleich aus wie ein Toter. Stöhnend ließ er sich neben uns nieder.
    »Geht es wieder?« fragte ich.
    »So leidlich. Die haben mich reingelegt.«
    »Wie kam das?« wollte Suko wissen.
    Mitic hob die Schultern etwas an. Dann berichtete er von dem Anruf. Er war in das Lokal gegangen und sofort niedergeschlagen worden. Mehr wußte er nicht.
    Wir erzählten, wie es uns ergangen war und wer hinter diesen Selbstmorden steckte.
    Das konnte Mitic kaum glauben. »So ein honoriger Mensch?« flüsterte er, »das ist ja Wahnsinn…«
    »Sie schauen nicht hinter die Stirn der Leute«, sagte ich.
    »Da haben Sie recht. Und welches Ergebnis können wir vorweisen?«
    »Nicht viel.«
    »Eigentlich überhaupt nichts«, sagte Suko.
    »Selbst meine Tochter ist nicht gefunden worden!« flüsterte Mitic und starrte ins Leere.
    »Sie werden Maria noch brauchen«, sagte ich.
    »Wozu?« Mitic starrte uns an.
    »Es geht um das Begräbnis. Sie sollten davon ausgehen, daß man es nicht als normal bezeichnen kann. Ich würde es eher als ein Ritual ansehen. Mag kommen, was will, davon lassen sie nicht ab.«
    »Und wo, zum Teufel, soll es stattfinden?«
    »Zagreb ist groß. Mein Freund und ich kennen uns in der Stadt nicht aus.«
    »Klar, natürlich.« Mitic dachte nach. Plötzlich versteinerte sein Gesicht. »Ich kann mir vorstellen, wo sie begraben werden soll«, sagte er hastig. »Und zwar dort, wo sie auch gefunden wurde und den Selbstmord begangen hat. Oder meinen Sie nicht?«
    »Da könnten Sie recht haben!«
    »Ich habe recht, Mr. Sinclair. Ich habe recht.« Er packte mich am Arm. »Wollen Sie mir helfen, meine Tochter wieder zurückzuholen?«
    »Da fragen Sie noch? Das ist
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