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0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb
Autoren: Jason Dark
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beide den Typen die Rücken zudrehten und blieb in der Haltung sitzen. So konnte ich hinter die Theke schielen und auch in den Raum sehen.
    Mir war schon vorher das geteilte Flaschenregal aufgefallen. Ein ebenfalls schwarzer Vorhang trennte es in zwei Hälften. Der Mann kam sich vor wie ein großer Magier kurz vor dem entscheidenden Auftritt. Er hatte seine Finger um eine Stoffalte geschlossen, wartete aber noch damit, den Vorhang zur Seite zu ziehen.
    Jemand schnickte mit den Fingern!
    Es war das Zeichen für den in schwarzes Leder gekleideten Mann.
    Mit einem Ruck riß er den schwarzen Vorhang zur Seite.
    Suko und ich starrten durch eine Glasscheibe in einen von zwei Leuchtern erhellten Raum.
    Es gab keinerlei Einrichtungsgegenstände darin. Die Wände waren kahl, ebenso der Boden.
    Auf der schwarzen Fläche lag bewegungslos ein Mann.
    Michael Mitic.
    Und um ihn herum bildeten sechs schwarze Rosen ein Sechseck!
    ***
    War er tot? Lebte er noch?
    Keiner von uns wußte es zu sagen. Ich spürte nur, wie sich die Haut auf meinem Rücken spannte. Plötzlich lagen Schweißtropfen auf meiner Stirn, der Atem ging schneller, und auch mein Herzschlag hatte sich beschleunigt, obwohl ich äußerlich ruhig blieb und die Finger der rechten Hand hart um den Handlauf des Tresens klammerte.
    Niemand sprach ein Wort. Schwer wie Blei lastete die Stille. Auch die Finsteren hockten wie festgeleimt auf ihren Plätzen. Nicht einmal ihr Atem war zu hören.
    Lebte er noch? War er tot?
    Ich schaute noch genauer hin, suchte aber vergeblich nach einer Blutlache.
    Dann hörte ich das leise Lachen. Der Kerl am Vorhang hatte es ausgestoßen. »Da ist der, den ihr gesucht habt«, erklärte er mit rauher Flüsterstimme. »Und nun?«
    »Ist er tot?« fragte ich laut.
    Der Finstere hob die Schultern.
    »John, hinter dir!« wisperte Suko.
    Auf dem Hocker drehte ich mich um und sah, daß alle Gäste sich von ihren Stühlen erhoben hatten.
    Sie waren sehr langsam aufgestanden, fast wie im Zeitlupentempo, standen jetzt vor den Stühlen und starrten allesamt in unsere Richtung: Kein Muskel regte sich in ihrem Gesicht, doch gerade diese Glätte bewies nur, daß sie etwas vorhatten.
    Dann bewegten sie sich.
    Einige von ihnen schoben ihre Stühle zur Seite, damit sie den nötigen Platz hatten. Sie rollten mit den Schultern, als wollten sie sich mehr Beweglichkeit verschaffen. Die Kerzenflammen begannen zu flackern, als sie sich dicht an ihnen vorbeischoben.
    Ihr Ziel war die Theke und damit wir. Sie bildeten eine schwarze Mauer aus Menschenleibern. Ihre grauen Gesichter hätten auch Zombies gehören können.
    Und noch etwas erkannten wir. Bisher hatten sie die Hände unter den Tischen verborgen gehabt. Nun zeigten sie diese frei und offen.
    Aus den Fäusten stach etwas hervor.
    Es war hell, lang und vorn spitz, wenn auch unregelmäßig zulaufend. Keine Messer, trotzdem gefährliche Mordwerkzeuge, denn die bleich schimmernden Gegenstände waren angespitzte Knochen.
    Bearbeitete Gebeine, die zu tödlichen Werkzeugen werden konnten.
    Jemand stieß einen Stuhl um. Das harte Geräusch wirkte wie ein Schuß. Ich dachte an das Schicksal des Polizeibeamten und daran, daß wir es nicht erleiden wollten.
    »Fertig?« fragte Suko und schielte dabei auf seine linke Seite, wo er die Beretta stecken hatte.
    »Immer!«
    »Dann los!«
    Gemeinsam zogen wir die mit Silberkugeln geladenen Pistolen und ließen die Gruppe der Finsteren in die Löcher der Mündungen schauen. Sie wußten nicht, wohin sie sehen sollten.
    Manche schielten auf ihre Knochenstücke, andere wiederum hielten die Blicke auf die Waffen gerichtet.
    »Es reicht«, sagte ich hart. »Keinen Schritt weiter!«
    Sie blieben tatsächlich stehen. Ein Scharren der Füße noch, ein letztes Räuspern – Stille.
    Zwischen uns baute sich Spannung auf. Auch wenn unsere Waffen auf die Darkers wiesen, so hatten wir noch längst nicht gewonnen. Sie befanden sich in der Überzahl, zudem gehörten sie zu den Menschen, die den Tod nicht fürchteten. Sie besaßen eine gewisse Todessehnsucht, einen gewaltigen Drang, der sie reif für das Jenseits machte.
    Das Licht der Kerzen hatte sie wieder berührt. Unbeweglich standen die Flammen auf den Dochten. Sie wirkten, als wären sie in die Finsternis hineingemalt worden.
    Die Sprecherin stand ziemlich weit vorn. Auch sie hielt eines dieser aus Gebein bestehenden Messer in der Hand. Gelblichweiß schaute die Knochenspitze aus ihrer Faust.
    Das Mädchen lachte leise. Es war ein
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