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0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb
Autoren: Jason Dark
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hätten wir später keinen Wagen mehr gehabt, wenn wir einen benötigten.
    So blieb uns nichts anderes übrig, als durch die Altstadt von Zagreb zu kurven.
    Das war beileibe kein Vergnügen. Den Weg dorthin zu finden, gehörte zu den leichtesten Übungen, nur sich in dem Wirrwarr der schmalen Straßen und Gassen zurechtzufinden, strapazierte unser Nervenkostüm. Wir hatten unsere Schwierigkeiten, mußten mehrmals fragen und bekamen als Antwort meist ein Schulterzucken.
    »Hier rasen wir uns die Hacken und die Reifen ab, ohne einen Erfolg zu haben«, sagte ich wütend und stoppte auf einer schrägen Straße.
    »Was willst du?«
    Ich deutete auf ein schmales Haus. »Da ist eine Post. Mitic hat Telefon, den rufe ich an.«
    »Willst du ihn einweihen?«
    »Muß ich ja.«
    Suko hob die Schultern. »Gut, ich warte hier. Begeistert bin ich davon nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Die Post gehörte zu den kleinen Filialen. Zwei Leute arbeiteten hier. Die weibliche Angeteilte verstand ein paar Brocken Englisch.
    Sie führte mich zu einer Zelle, wo an der Wand der dunkle Telefonapparat hing. Münzen bekam ich auch, und die Nummer des jugoslawischen Polizeikollegen holte ich mir aus dem Telefonbuch.
    Eine Frau meldete sich. Den Namen verstand ich, die anschließende Frage nicht.
    Sicherlich war es Jolanda Mitic. Ich stellte mich vor, sie wußte Bescheid und erklärte mir, daß ihr Mann nicht zu Hause wäre.
    »Wo ist er denn hingegangen?«
    Die Antwort erreichte mich in Bruchstücken. Das Englisch, das sie sprach, war nicht gerade perfekt. Zudem weinte sie dabei, und ich ließ sie den Satz noch einmal wiederholen.
    Das Wort Devil fiel.
    »Wieso Teufel?«
    »Hat er gesagt.«
    »Mehr nicht?«
    »Nein.«
    Ich bedankte mich und hängte den Hörer ein. Da in der kleinen Schalterhalle keine Besucher mehr standen, erkundigte ich mich, wo wir das Lokal Diavolo finden konnten.
    Die Frau wußte es nicht, fragte aber den Kollegen, der im Hintergrund Pakete stapelte.
    Der hatte schon davon gehört, gab eine Erklärung ab, die die Frau holprig übersetzte.
    Ich erfuhr, daß wir zweimal links fahren mußten, um dann in eine schmale Gasse einzubiegen.
    »Danke sehr«, sagte ich und verabschiedete mich.
    Suko hatte im Wagen gewartet. Vorwurfsvoll schaute er mich an.
    »Hat lange gedauert.«
    Ich erklärte ihm den Grund.
    »Und du bist dir sicher, daß wir den Laden finden werden?«
    »Ich hoffe es.« Der alte Opel rollte an. Der Belag war schlecht.
    Schlaglöcher wechselten sich mit überstehenden Kanten ab. Dazwischen Kopfsteinpflaster und hochstehende Gullydeckel.
    Hinzu kam noch der Betrieb. Jeder fuhr, wie er wollte, ich mußte höllisch achtgeben, auch auf die Fußgänger, die rücksichtslos die Fahrbahn überquerten.
    Das Wetter zeigte sich auch nicht von der besten Seite. Die Sonne hielt sich versteckt, und die grauen Wolken am Himmel gaben mehr Schatten als Licht.
    Alte Fassaden wirkten auf uns wie abbruchreif. Die Häuser standen dicht zusammen. Viele von ihnen waren sehr schmal. Auf kleinen Balkonen flatterte Wäsche im Wind. Stimmenwirrwarr und das Hupkonzert mancher Fahrer brachte Leben.
    Kurz vor einer Brücke mußten wir links ab. Das war eine Einbahnstraße. Auch die nächste. Ein Lieferwagen versperrte uns den Weg. Zwei Männer trugen Kartons mit Ware in einen kleinen Kramladen. Erst als sie ihre Arbeit beendet hatten, konnten wir weiterfahren.
    Mittlerweile hatte sich auch der Nachmittag verabschiedet. Der Abend zog herauf. In der grauen Dämmerung kamen uns die Gassen noch enger vor.
    Wir erreichten einen kleinen Platz. Alte Häuser rahmten ihn ein und bildeten eine malerische Kulisse.
    »Hier muß es irgendwo sein«, sagte ich, als ich den Wagen rechts heranfuhr und anhielt.
    Zugleich stiegen wir aus und nahmen sofort den Geruch wahr, der uns aus einem Lokal entgegenströmte. Zwiebeln und Knoblauch vermischten sich mit dem Aroma eines Bratens.
    Im Lokal wurde gefeiert. Wir hörten zahlreiche Stimmen durcheinandersprechen, auch das helle Klirren der Gläser, wenn die Menschen miteinander anstießen.
    »Da müssen wir bestimmt nicht hin«, meinte Suko. Er schaute sich ebenso um wie ich.
    Zu sehen war nichts. Kein Reklameschild wies auf die Espresso-Bar mit dem Namen Diavolo hin.
    »Ich glaube nicht, daß man uns in die Irre geschickt hat«, sagte ich.
    Suko hob die Schultern. »Laß uns eine Runde drehen.«
    Das taten wir auch und hielten uns dabei dicht an den Fronten der Häuser.
    Dieser Dekan Dibbuk hatte von einer Kellerkneipe
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