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0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb
Autoren: Jason Dark
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alten Friedhof. Er griff hinein in die dünnen Dunstschleier und trieb sie über die Gräber.
    Irgendwo schrie ein Käuzchen seine klagende Melodie in die rabenschwarze Nacht.
    Der Ruf verwehte…
    Maria konzentrierte sich wieder auf die sie umgebende Stille, die plötzlich von Schritten unterbrochen wurde. Sie waren in ihrer Nähe aufgeklungen, hinter ihr…
    Starr blieb das Mädchen hocken. Das Herz schlug schneller, ihr Gesicht hatte sie angehoben. Durch die dunkle Schminke verband es sich mit der Finsternis der Nacht, und nur das Weiße der Augäpfel stach fahl daraus hervor.
    Die langen Haare bewegten sich zitternd im Wind. Es war feucht und ungemütlich. Wind und Kälte griffen durch Jacke und Pullover.
    Die Schritte verstummten.
    Noch immer sah Maria die Person nicht. Sie war hinter ihr stehengeblieben. Daß sie sich bewegte, erkannte Maria am Rascheln der Kleidung. Das Ritual mußte eingehalten werden.
    Wieder erschien eine Hand. Maria hatte sie schon gesehen, als sie eine Karte aus dem Fächer zog. Auch jetzt wurde die Hand von einem schwarzen Handschuh verborgen.
    Etwas löste sich zwischen den Fingern, flatterte dem Grab entgegen, berührte noch den gebogenen Schwanenhals und blieb auf dem Grab so liegen, daß Maria erkennen konnte, um was es sich dabei handelte.
    Es war die Todeskarte!
    Genau die, die von ihr gezogen worden war. Der Begleiter ins Jenseits. Das Skelett stach vor dem helleren Hintergrund deutlich ab.
    Eine furchtbare Figur, jemand, der den Tod über die Menschheit brachte. Auch für Maria.
    Sie tat nichts. Unbeweglich blieb sie sitzen, atmete durch die Nase und wartete darauf, daß ihr etwas gereicht wurde.
    Noch hielt sie die schwarze Rose fest. Das änderte sich, als sich ein Gegenstand über ihre rechte Schulter schob und in ihr Blickfeld geriet.
    Es war eine Pistole!
    Es hätte auch ein anderes Mordinstrument sein können, doch bei ihr hatte man sich für eine Pistole entschieden.
    Maria klappte die Handflächen auseinander. Die Rose fiel auf die weiche Graberde, schien darin stehen zu bleiben, kippte jedoch zur Seite, als würde sie allmählich ihr Leben aushauchen.
    Ohne sich umzudrehen, bewegte Maria den rechten Arm. Sie winkelte ihn an und bekam den Griff der Pistole in die Hand geschoben.
    Sie umklammerte ihn, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
    Wisperte der Wind oder war es eine Stimme, die ihr den entsprechenden Befehl gab?
    »Tue es! Tue es jetzt! Drücke ab, dann wirst du den Weg in die andere Welt finden…«
    Maria nickte leicht und hoffte, daß ihr Zeichen verstanden worden war. Gleichzeitig hob sie den angewinkelten rechten Arm an und führte die Hand mit der Pistole so weit vor, bis sie den Druck der Mündung an ihrer rechten Stirn spürte.
    Für einen Moment erschauderte sie, als das kalte Metall ihre warme Haut berührte. Sie zitterte auch. Plötzlich durchfuhren sie heiße Schauer. Es war die Angst.
    Doch dieses Gefühl besaß nicht die Kraft und Stärke, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Maria bewegte den Zeigefinger und krümmte ihn leicht, als sie den Abzug gefunden hatte.
    Jetzt war es nur noch eine winzige Bewegung des Fingers, um an das ersehnte Ziel zu gelangen.
    Auf einmal war die Angst verschwunden. Kraft durchströmte sie.
    Maria richtete ihren Oberkörper auf. Sie wirkte in dieser Haltung sehr steif, und nur ihr rechter Zeigefinger bewegte sich.
    Noch eine Idee zurück, noch ein winziges Stück.
    Der Druckpunkt – dann der Schuß!
    Er klang nicht einmal laut, und Maria selbst nahm ihn nicht wahr.
    Die Kugel hatte sie getroffen, und sie blieb auch weiterhin in dieser steifen Haltung, als würde sie darüber nachdenken, ob sie kippen sollte oder nicht.
    Zuerst rutschte die Waffe ab. Die Mündung glitt zuckend und intervallweise an der rechten Seite ihres Gesichts entlang, passierte das Kinn, erreichte den Hals, und erst jetzt geriet auch der Körper in Bewegung. Als hätte man ihn leicht angetippt, so fiel er nach links und schlug schwer auf.
    So blieb Maria liegen.
    Sekunden vergingen. Nach der Schußdetonation waren einige Vögel aus dem Schlaf gerissen worden. Sie flatterten erschreckt hoch und stiegen in den Nachthimmel.
    Danach trat wieder Ruhe ein.
    Wenig später unterbrachen Schritte die Stille. Eine hochgewachsene, düstere Gestalt näherte sich der Leblosen. Für einen Moment blieb er neben ihr stehen, ein zischendes Geräusch drang aus seinem Mund, bevor er sich bückte, den starren Körper unterfaßte und ihn mit der oberen Hälfte auf das
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