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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay
Autoren: Bernd Frenz
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kreischten hell auf, bevor sie schlagartig ihren Betrieb einstellten.
    Kraftstoffmangel! Der Gegenschub fiel aus und das Shuttle jagte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit weiter über die provisorische Landebahn.
    Der Bremsfallschirm war den gewaltigen Kräften nicht länger gewachsen. Matt konnte auf dem Heckmonitor beobachten, wie die Kevlarseile aus den oberen Verankerungen rissen. Wie zum Zeichen der Kapitulation flatterte der lose Stoff dem rasenden Gefährt hinterher.
    Voller Andruck auf die Bremsen! Ein weiteres Warnlicht gesellte sich zu den anderen, als die Bremsmechanik in Sekunden heiß lief und ausfiel.
    Matthew presste die Kiefer zusammen, damit ihm durch die harten Erschütterungen keine Zähne ausgeschlagen wurden. Nur quälend langsam verminderte sich das Tempo, mit dem der Prototyp weiter geradeaus jagte. Auslaufstrecke hatte das Weltraumgefährt genug, doch bei dieser harten Belastung war es nur eine Frage der Zeit, bis…
    Kaum dass er daran dachte, erfüllte sich seine größte Befürchtung!
    Die Vorderreifen versanken in einem Schlagloch und blieben darin hängen. Mit einem hässlichen Laut brach die Radaufhängung, wirbelte empor und schlug gegen den Rumpf.
    Matt hatte das Gefühl, zusammengestaucht zu werden, als die Nase des Shuttle zu Boden krachte. Neben ihm schrie Aruula auf. Die linke Scheibe des Panoramafensters zersprang unter dem wuchtigen Aufprall, aber die zwischen den Glasschichten verschweißte Kunststofffolie verhinderte, dass Scherben ins Cockpit flogen.
    Jedes weitere Lenkmanöver war unmöglich. Das Heck brach aus der Spur. Die über den Boden schleifende Unterseite entwickelte eine enorme Bremswirkung. Schwarze Hitzedämmplatten wirbelten davon wie trockenes Laub.
    Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Die Queen Victoria dröhnte wie ein sterbendes Urtier, während sie sich quer stellte, gut fünfzig Meter weiter rutschte und dann endlich zum Stillstand kam.
    Die bunte Weihnachtsbeleuchtung auf dem Armaturenbrett erlosch. Elektrische Funken aus überlasteten Leitungen schossen quer durch den engen Raum. Zum Glück gab es keinen Treibstoff mehr, der sich entzünden konnte.
    Matt hing einige Sekunden reglos in den Haltegurten, bis er realisierte, dass sie es geschafft hatten.
    Fast volle zwei Jahre schlug er sich nun schon durch diese bedrohliche Welt, und er lebte immer noch. Fast schon ein Wunder.
    Ehe sich seine Freude, dem Tod erneut von der Schippe gesprungen zu sein, in einem Jubelschrei manifestieren konnte, packte ihn die Sorge um seine Besatzung mit eisiger Hand.
    Weder von Aruula noch einem der anderen war etwas zu hören.
    Matthew sah zur Seite, wo Aruula schlaff in den Gurten hing. War sie nur bewusstlos - oder hatte die Belastung…
    Matt drängte den Gedanken zurück. Hastig löste er die Sicherheitsgurte. Er musste sich am Pilotensitz festhalten, um nicht auf dem schrägen Boden nach vorn zu rutschen.
    Ehe er bei seiner Gefährtin war, huschte vor dem Panoramafenster ein dunkler Schatten vorbei. Dann ein zweiter und ein dritter. Für einen kurzen Moment dachte Matt, einer Täuschung zum Opfer gefallen zu sein. Aber Sekunden später kehrten die Objekte in enger Formation zurück und verdunkelten die einfallende Sonne.
    ***
    El'ay, Ruine der St. George Cathedral
    Ein kühler Windzug pfiff durch die rußgeschwärzte Kirche, ohne einen Hauch von Frische zu bringen. Auch sechs Tage nach dem verheerenden Brand stank das Gemäuer penetrant nach Napalm, Rauch und verbranntem Fleisch. Die Jahrhunderte alten Buntglasfenster, die unter dem heißen Atem der Flammen zersprungen waren, boten keine Schutz mehr vor der Witterung; aber wen scherte das, wenn selbst der Dachstuhl ein Raub der Flammen geworden war? Nur noch einige verkohlte Balken ragten wie klagende Arme in den Himmel empor. Des stützenden Halts beraubt, war das Deckengewölbe in sich zusammengestürzt.
    Große, mit religiösen Motiven bemalte Trümmer bedeckten den Boden. Die Rückseite der Kirche war vollends eingebrochen. Brina verbarg sich regungslos hinter einem aufrecht stehenden Fragment, das einen Engel zeigte, der eine reuige Sünderin vor aufgebrachten Steinewerfern schützte. Was hätte sie dafür gegeben, ebenfalls ein wenig himmlischen Beistand zu erfahren! Aber die alten Götter, denen in diesem Tempel gehuldigt wurde, hatten die Menschheit längst vergessen. Was sollte Brina zu ihnen beten, wenn selbst der große Davinchi seine Augen vor dem Elend in El'ay verschloss?
    Erneut verfluchte die Malerin
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