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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay
Autoren: Bernd Frenz
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ihren Wagemut, der sie dazu verleitet hatte, nach den Resten ihrer Habe zu suchen. Als sie die Ruine betrat, waren die Straßen wie leergefegt gewesen, aber kurze Zeit später tauchte ein Trupp Zombies auf, der nicht wieder verschwinden wollte. Systematisch durchkämmten die Untoten jedes Haus am Platz, um sicherzustellen, dass sich keine Lebenden in dem erobertem Territorium aufhielten.
    Den harten Tritten ihrer Stiefel widerstand keine Tür.
    Hin und wieder folgte dem Holzsplittern ein verzweifelter Schrei. Dann hatten die brutalen Schergen einen der Alten oder Kranken gefunden, die nicht rechtzeitig hatten fliehen können. Ihr Wehklagen erstarb meist so schnell, wie es erklungen war. Kurze Zeit später trat ein Zombie auf die Straße, der den Erschlagenen wegtrug. Vermutlich in irgendein unterirdisches Labor der Japse, wo ihm auf widernatürliche Weise neues Leben eingehaucht wurde. Schon am Ende des Tages mochte der Unglückliche selbst in den Reihen der wandelnden Leichen kämpfen, deren Massen allmählich die Innenstadt zu ersticken drohten.
    Brina umklammerte ihren Speer mit beiden Händen, während sie durch einen Mauerspalt nach draußen spähte. Sie verspürte nicht die geringste Lust, das gleiche Schicksal zu erleiden wie die zerlumpten Gestalten, die den Platz beherrschten, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die ausgebrannte Kirche durchsucht wurde. Bis dahin musste sie einen Weg aus dieser Falle gefunden haben.
    Brina fröstelte. Vorhin war ein kurzer Regenschauer niedergegangen und hatte sie bis auf die Haut durchnässt. Das dünne Hemd, das sie trug, enthüllte jetzt mehr als es verbergen sollte. Und sie konnte ihre Reize nicht einmal zu ihrem Vorteil einsetzen; lebende Tote hatten kein Auge mehr für Schönheit.
    Ihr Blick irrte verzweifelt über die umliegenden Dächer.
    Der Stoßtrupp dort draußen ging viel zu strategisch vor, um einem einfachen Zerstörungsbefehl zu gehorchen. Irgendwo musste sich einer der Schatten verbergen, der die Aktionen der Zombies mit einem Nootbuk koordinierte. Dass der Zauberkasten so genannt wurde, hatte ihr Aiko erklärt, bevor er mit seinem Gleiter in der Nacht verschwunden war. Angeblich, um Hilfe bei seinem Vater zu holen, dem mysteriösen Eisenmann, der hinter den Bergen von Bewely lebte.
    Sechs Tage war es schon her, dass sich der freundliche Jello von ihr verabschiedet hatte. Seither gab es nicht das geringste Lebenszeichen von ihm. Entweder war er verunglückt oder hatte sie schlicht vergessen. Brina wusste nicht, welche der beiden Möglichkeiten sie mehr schmerzen sollte. Doch aller Gram brachte sie nicht weiter. Sie steckte inmitten feindlichen Gebietes, aus dem sie mit heiler Haut entkommen musste.
    Das allein zählte.
    Ein kurzes Geräusch, wie wenn Stein gegen Stein schlägt, ließ sie herumfahren. Nahe des ausgebrannten Eingangs rollten kleine Geröllbrocken über eine geborstene Deckenplatte. Waren die Zombies etwa schon näher, als sie dachte?
    Das Knirschen ihrer ledernen Stiefel klang verräterisch laut in ihren Ohren, als sich Brina vorsichtig auf den Absätzen umwandte. Den Speer in der Vorhalte, wartete sie atemlos auf das, was da im Schutze der Trümmer heranschlich.
    Erst lugte ein blonder Haarschopf hinter einem Steinhaufen hervor, zwei Herzschläge später tauchte eine Gestalt aus der Deckung empor und rannte auf sie zu.
    Brina atmete erleichtert auf. Es war Meik, ein halbwüchsiger Waise, der auf der Straße lebte. Sie kannten sich schon lange. Er half ihr manchmal, ein Gerüst für ein großes Wandbild aufzubauen. Sein vor Aufregung gerötetes Gesicht wurde nicht durch ein grün schimmerndes Kästchen entstellt. Sie brauchte also keine Angst vor ihm zu haben.
    »Hallo«, grüßte er erfreut. »Endlich hab ich dich gefunden.«
    »Bist du wahnsinnig geworden?«, schimpfte Brina mit gedämpfter Stimme, obwohl sie froh war, nicht mehr allein zu sein. »Wieso kommst du hierher? Du siehst doch, was auf dem Vorplatz los ist!«
    Meiks Stirn umwölkte sich. Er hatte sich ihre Begrüßung anders vorgestellt. »Diese Schlafwandler da draußen?«, versetzte er bewusst geringschätzig. »Denen renne ich doch jederzeit davon.«
    »Unterschätz diese Kreaturen nur nicht«, mahnte Brina. »Sie sind beweglicher, als es scheint.« Etwas milder gestimmt, fügte sie hinzu: »Na ja, zu zweit werden wir es schon schaffen.«
    Die Miene des sensiblen Jungen hellte sich sofort wieder auf. »Fong möchte dich sprechen«, berichtete er eifrig. »Er hat jedem
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