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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay
Autoren: Bernd Frenz
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beseelt, drängten sie den Fliehenden nach. Ihre blutverschmierten Schwerter fuhren unermüdlich nieder. Hackten mitleidlos in die Reihen der Menschen, als ob sie sich lediglich einen Weg durch unwegsames Gestrüpp bahnten.
    Das Entsetzen der Lebenden war zu groß, als dass sie zu entschlossenem Widerstand fähig gewesen wären. Ein jeder rannte nur um sein Leben, ohne auf den stürzenden Nachbar an seiner Seite zu achten.
    Innerhalb weniger Atemzüge eroberten die wandelnden Toten die gesamte Straßenbreite. Schritt für Schritt schufen sie sich mehr Raum, ohne dass der Leichenstrom, der aus der Gasse quoll, versiegen wollte. Immer mehr dieser unheimlichen Krieger stürzten sich in den Kampf. Die Tore zur Unterwelt hatten sich nicht nur einen Spalt geöffnet, jemand musste sie sperrangelweit aufgestoßen haben!
    »Brina hat die Wahrheit gesagt!«, flüsterte die Mechica neben Kimjo. »Und wir haben ihr nicht geglaubt!« Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass sie die Hände wie frierend um ihre Schultern schlang.
    Er hatte ebenfalls von dem Brand in Downtoon gehört, hinter dem eine Horde Untoter stecken sollte. [1] Aber in dieser Stadt kursierten tagtäglich die unglaublichsten Gerüchte, auf die ein gesunder Geist kein Stück Taratzenschwanz wetten konnte; warum hätte man also ausgerechnet diesem abstrusen Geschwätz Glauben schenken sollen? Zumal es seit dem Feuer völlig ruhig geblieben war - bis jetzt!
    ***
    Die Zombies, die nur einen Steinwurf entfernt Menschen niedermetzelten, waren keine Ausgeburt einer kranken Phantasie, sondern brutale Wirklichkeit.
    »Die Köpfe!«, schrie Kimjo über die Reihen der Flüchtenden hinweg. »Es heißt, man muss ihnen die Köpfe abhacken !«
    Den Wenigen, die Widerstand leisteten - und das auch nur, weil ihnen nichts anderes übrig blieb -, nutzte diese Information nicht viel. Die Toten führten ihre Waffen zu geschickt, als dass ein paar plumpe Hiebe ihre Deckung durchdringen konnten. Dazu hätte es gezielter Gegenwehr bedurft. Das geschlossen vorgehende Totenheer behielt das Ruder fest in der Hand, ohne Verluste hinzunehmen.
    Jeder, der ihren sensengleichen Streichen entkam, suchte sein Heil in wilder Flucht. Wer zu Fall kam, wurde von den Nachdrängenden zu Tode getrampelt. Niemand scherte sich um die Schreie der Sterbenden. Blanker Überlebenstrieb verdrängte Emotionen wie Mitleid und Hilfsbereitschaft.
    Oder doch nicht?
    »Wir müssen verschwinden«, drängte ihn die Mechica, statt einfach davon zu stürmen. Wahrscheinlich hatte sie nur Angst, alleine in den Mahlstrom der Flüchtenden zu tauchen; vielleicht sorgte sie sich aber auch wirklich um Kimjo, der weiter wie gebannt auf das näher rückende Gemetzel starrte.
    Die vorderen Reihen der Zombies sicherten den eroberten Platz, während sich die Nachrückenden zu einem Trupp sammelten, der in geschlossener Formation auf einen mit Pergamenten geschmückten Stand vorstieß. Er gehörte Fekko dem Schreiber, der weit mehr war als ein Weiser, der die gehei men Zeichen der Alten beherrschte. Das Wissen um vergangene Teknikk verlieh ihm Macht und Ansehen, welches Fekko auszubauen und zu nutzen wusste. Beim Kampf gegen Microware hatte er - neben Großvater Fong - eine tragende Rolle gespielt.
    Die mit Nagelkeule, Schwert und Morgenstern bewaffneten Leibwächter, die über den offenen Tresen sprangen, zeugten von Fekkos wahrem Status. Trotz der Übermacht zeigten die drei keine Spur von Angst, als sie sich ins Getümmel warfen.
    Sie waren Veteranen, die schon mancher Gefahr ins Auge geblickt hatten. Meister der Kriegskunst und des Totschlags.
    Mit wuchtigen Schlägen hämmerten sie auf ihre Gegner ein, und die wohl gezielten Hiebe trafen allesamt. Einem Zombie wurde der Arm abgetrennt, einem anderen wirbelte die Kette des Morgensterns zweimal um den Hals, bevor sich die dornengespickte Kugel tief in seinen Rücken fraß. Doch mit solchen Attacken ließ sich nichts töten, das schon längst in Verwesung übergegangen war!
    Der einarmige Zombie marschierte ungerührt weiter und erwürgte seinen Gegner mit der verbliebenen Hand. Die anderen Leibwächter fielen unter den Schwerthieben einer vielfachen Übermacht, obwohl der größte Teil der Untoten achtlos an ihnen vorüber zog. Der Stoßtrupp hatte es in Wahrheit nur auf einen Mann abgesehen - Fekko!
    Der kahlköpfige Schreiber versuchte zu fliehen, doch seine Leibesfülle machte ihn noch unbeweglicher als die steifbeinigen Zombies. Im Nu hatten sie ihn umringt und schlugen
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