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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay
Autoren: Bernd Frenz
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wie besessen auf ihn ein. Blut spritzte in die Höhe und schlug sich als roter Sprühregen auf den ausgehängten Pergamenten nieder, die seine Schreibkenntnisse dokumentierten.
    Oder besser - dokumentiert hatten. Der roten Lache nach zu urteilen, die sich unter seinem massigen Leib ausbreitete, war längst alles Leben aus ihm gewichen. Trotzdem fuhren die Schwerter weiter auf ihn nieder und hackten ihn förmlich in Stücke.
    So viel blinde Mordlust hatten die Untoten bisher nicht an den Tag gelegt. Das nährte Kimjos Verdacht von der gezielten Attacke, der Fekko gerade zum Opfer fiel. Es schien, als wäre jemand auf Rache aus - für eine Niederlage, die wie eine offene Wunde schwären musste. Etwa der Kampf am Turm des Schreckens.
    Großvater Fong, durchzuckte Kimjo die Erkenntnis. Ich muss ihn sofort warnen.
    Hastig suchte er nach einem Fluchtweg. Sein geflochtener Zopf peitschte wild durch die Luft, als er den Kopf ruckartig von links nach rechts warf, aber seine Hektik kam zu spät. Zu beiden Seiten des Podestes wankten bereits Zombies heran. Ihre Schwerter glänzten im matten Licht der Straßenlaternen. Er hatte zu lange gezögert. So wie einige in Lederschürzen gekleidete Schmiede, die an ihm vorbei stürzten, um sich mit bloßen Fäusten den Weg frei zu prügeln - und dabei scheiterten.
    Kimjo stieß einen leisen Fluch aus. Der Biisonhorngriff des Krummdolchs verwandelte sich in seiner schweißnassen Hand zu einem Stück schmieriger Seife, das ihm fast entglitt.
    »Bist du endlich zur Besinnung gekommen?«, fauchte ihn die Mechica an, die immer noch an seiner Seite stand. »Los, hier lang. Ich kenn den Weg.«
    Sie sprangen vom Podest und rannten auf das hinter ihnen liegende Gebäude zu, dessen Fenster mit blauen Tüchern verhüllt waren. Blau - die wohlbekannte Farbe für ein Haus der körperlichen Freuden. Sie signalisierte, dass ein Besucher hier in die Ekstase abtauchen konnte wie in die klaren Fluten des nahen Meeres. Vor ihnen verschwanden bereits einige Tänzerinnen im Haupteingang. Sie konnten gerade noch nachdrängen, bevor die schwere Holztür verbarrikadiert wurde.
    Kimjo warf einen letzten Blick durch den schnell schrumpfenden Türspalt. Er konnte sehen, wie sich die bulligen Schmiede auf einen der Zombies warfen. Zwei umklammerten die Arme der Kreatur, während der dritte seine bloße Faust in das morsche Gesicht schmetterte. Sein Schlag riss Haut- und Fleischfetzen vom Jochbein, ansonsten zeigte der Treffer keine Wirkung. Der Tote grunzte nur angriffslustig und versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien.
    Wutschnaubend wollte der Schmied erneut zulangen, doch ein kleiner Pfeil, der sich in seinen Nacken bohrte, beraubte ihn all seiner Kräfte. Keuchend brach er in die Knie. Gefolgt von seinen Kollegen, denen die schwarzen Stabilisierungsfäden weiterer Geschosse aus den Halsschlagadern ragten.
    Die zuklappende Tür beraubte Kimjo weiterer Blicke, aber er brauchte auch nicht auf die umliegenden Dächer zu schauen, um zu wissen, dass dort Schatten lauerten, die unerkannt in die Kämpfe eingriffen. Niemand außer ihnen benutzte Blasrohre in El'ay.
    Zusammen mit den Frauen stemmte er einen schweren Querbalken in die Höhe und klemmte ihn hinter zwei in die Wand gemauerte Eisenwinkel. Das verschaffte einen gewissen Schutz, doch wenn die Meute auf der Straße es darauf anlegte, konnte sie den Riegel sicher mit einem Rammbock sprengen.
    Die Tänzerinnen stoben verängstigt auseinander, um sich in kleineren und größeren Gruppen auf ihren Zimmern zu verstecken, getrieben von der vagen Hoffnung, dass sich die Straßenkämpfe bald auf andere Viertel verlagern würden. Möglicherweise hatten sie damit sogar Recht. Niemand wusste, welcher Plan hinter der überraschenden Attacke steckte. Doch Kimjo wollte nicht den Kopf in den Sand stecken wie ein Wüstengerul.
    Kalten Schweiß auf der Stirn, sah er sich um. Die Vorhalle, in der er mit seiner Begleiterin stand, war relativ klein. In diesem Haus gab es keinen Wirt, der die Zimmer verteilte. Die Freudenmädchen arbeiteten auf eigene Rechnung.
    »Gibt es einen Hinterausgang?«, fragte er die Mechica.
    Sie deutete auf einen angrenzenden Raum, aus dem Braten- und Holzfeuergeruch herüber drang. Dort ging es auf einen Hinterhof, der eine Verbindung zur nächsten Querstraße besaß. Nachdem sie die Örtlichkeit beschrieben hatte, fragte sie hoffnungsvoll
    »Wohin wollen wir?«
    Wir? Die Frage stand ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie wie vor
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