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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay
Autoren: Bernd Frenz
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über eine Seilwinde in die Höhe gezogen. Kimjo und Riella konnten gerade noch aufentern und über die Steigung ins Dachgeschoss laufen.
    Der Geruch von frischem Stroh und Dung schlug ihnen entgegen, als sie das nach oben hin offene Stockwerk erreichten. Die Zimmerwände des einstigen Wohnhauses dienten als Stallungen für die eingemieteten Tiere.
    Fong eilte seinem Enkel bereits entgegen. Kimjos Ankunft war laut genug verkündet worden. Die Miene des sonst so beherrschten Greises versteinerte, als er von dem gezielten Angriff auf Fekko hörte. Sichtlich um Fassung ringend, strich er den bläulich schimmernden Seidenkittel an seinem Körper glatt. Trotz der Zeit, die er mit dieser Geste gewann, war der vibrierende Unterton in seiner Stimme nicht zu überhören, als er sagte:
    »Wir hätten nicht auf Aikos Rückkehr warten, sondern Fudohs Tunnelfestung auf eigene Faust stürmen sollen, solange noch Zeit war.«
    »Aber niemand konnte die Risiken abwägen«, brachte sein Enkel die alten Bedenken vor, die längst überholt schienen. »Wir wären nur in einen Hinterhalt gelaufen, außerdem hätte der Angriff als Vorwand für einen Krieg dienen können.«
    »Den haben wir jetzt auch«, versetzte Fong bitter, »allerdings zu General Fudohs Bedingungen.« Der Greis fuhr sich in einer nervösen Geste über seinen schlohweißen Bart, der sich auf Höhe des Kinns in zwei dünne Spitzen teilte. Dann deutete er nach Norden, wo flackernde Lichter die Nacht erhellten. In den Bergen von Bevvely tobten ebenfalls Kämpfe.
    »Machen wir uns nichts vor«, prophezeite Fong düster, »die Japse wollen nicht friedlich mit uns leben. Sie sind gekommen, um uns aus dem Land unserer Väter zu vertreiben. Heute Nacht beginnt sich unser Schicksal zu entscheiden. Die Schlacht von El'ay hat begonnen.«
    ***
    31. Dezember 2517 Luftraum über Amarillo
    Aus zweitausend Metern Höhe wirkte die nordamerikanische Prärie noch so glatt wie ein Spiegel, doch je stärker die Landschaft das große Panoramafenster im Cockpit ausfüllte, desto deutlicher ließen sich auch ihre Unregelmäßigkeiten erkennen.
    Matthew Drax fing den kontinuierlichen Sinkflug auf einer Höhe von fünfhundert Metern ab. Der Rumpf der Queen Victoria rüttelte so stark unter der bremsenden Wirkung der Luftschichten, dass er den Druck der Sicherheitsgurte durch die dicken Polster des Raumanzuges hindurch spürte.
    Lauter Protest erfüllte seinen Helmfunk. Hollydays fortwährendes Gestammel war um einige Oktaven angeschwollen, während Lieutenant Harris die Turbulenzen als Anschlag auf sein Leben wertete. Nur Aruula, die neben ihm auf dem Sitz des Copiloten Platz genommen hatte, blieb die Ruhe selbst. Im Bewusstsein, dass sie ohnehin keinen Einfluss auf die Landung hatte, ergab sie sich fatalistisch ihrem Schicksal. Ganz auf Matts Fähigkeiten und die Gnade der Götter vertrauend.
    Der Air-Force-Pilot ignorierte die Geräuschkulisse aus dem Äther. Seine ganze Konzentration galt dem Space Shuttle, das sich zwar wie ein Kampfjet lenken ließ, aber aufgrund seiner größeren Masse viel schwerfälliger reagierte. Besorgt sah er auf sein Armaturenbrett, das bunter blinkte als die Weihnachtsbeleuchtung einer amerikanischen Durchschnittsfamilie. Die rote Lampe des Treibstofftanks war nur eine der vielen Warnmeldungen, die er im Auge behalten musste.
    Ihm blieb keine Zeit, um über Amarillo zu kreisen. Er musste sofort eine geeignete Landebahn finden, sonst fehlte ihm am Ende der Gegenschub.
    Schuldgefühle wallten in Matt auf, doch er wischte sie sofort wieder zur Seite. Sicher, er trug die Verantwortung für das Leben der übrigen Besatzung, aber was wäre die Alternative zu dem Kurswechsel gewesen? Wie vorgesehen auf Cape Canaveral zu landen? Dem Weltrat die Speicherkristalle der ISS zu überlassen, damit die WCA in Zukunft ihre Machtposition noch gezielter ausbauen konnte?
    Nein, lieber riskierte Matt eine Bruchlandung, bei der alles in Flammen aufging. Allein die beiden in Stanniolpapier gewickelten Glaszylinder, die er Lieutenant Harris abgenommen hatte, zeigten, wie richtig er handelte. Die Behälter waren mit einer schwarzgrünen Masse gefüllt, dem mutierten Geosiphon, der sie auf der Raumstation fast das Leben gekostet hätte. Nicht auszudenken, was daraus in den Händen des machthungrigen General Crow entstehen konnte.
    Eine Biowaffe! Mit weitaus schlimmeren Folgen als der Computervirus, mit dem die Enklave von Amarillo fast ins Verderben gestürzt worden war. Noch tödlicher als
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