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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay
Autoren: Bernd Frenz
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das Volk der Nordmänner, das in Europa wütete - und das eine besorgniserregende Verbindung zum Weltrat zu haben schien, auch wenn Präsident Hymes dies leugnete.
    Der Steuerknüppel vibrierte schmerzhaft in Matts Hand, doch als er die Silhouette von Amarillo am Horizont erblickte, vergaß er schlagartig alle körperlichen Strapazen der letzten Tage. Jetzt, da ihre Rückkehr aus dem Orbit in die entscheidende Phase trat, überkam ihn eine unnatürliche Ruhe. Der Schweißstrom auf seiner Stirn verebbte, die geschulten Reflexe übernahmen das Kommando. Der Kampfpilot fühlte sich wie in alten Zeiten, als die Kanzel einer F-17 Alpha 2 sein zweites Zuhause gewesen war.
    Das Shuttle lag noch zu hoch! Matts Handschuh glitt über den Hebel des Höhenruders, mit dem er die Flügelklappen verstellte. Sekunden später neigte sich die Nase der Queen Victoria unmerklich in die Tiefe. Der Höhenmesser zählte langsam rückwärts.
    495 Meter… 490… 485…
    Matt warf einen kurzen Blick auf das Head-up-Display des Computers, aber Captain Ahab, wie Hollyday den Bordrechner getauft hatte, teilte ihm nichts mit, was er nicht längst wusste.
    Warnung: Treibstoff am unteren Limit!
    Warnung: Landeradar meldet Bodenunebenheiten !
    Der Tower des Medical Science Center ließ sich bereits in der Skyline von Amarillo ausmachen. Hier im mittleren Westen, wo die große Prärie auf die Wüste traf, bog sich das Steppengras noch immer genauso im Wind wie seit Tausenden von Jahren. Doch die Idylle trog. Unter dem Gräsermeer lauerten Schlaglöcher, Bodenwellen und frei liegende Findlinge, die jedes Fahrwerk in Stücke rissen. Das Shuttle mitten in der Wildnis aufzusetzen wäre einem Selbstmord gleich gekommen.
    ***
    Im leichten Bogen zog Matt an der Stadt vorbei, bis er die ehemalige Interstate 40 erreichte, die wie mit einem Lineal gezogen Richtung Westen führte. Der Asphalt war längst überwuchert, doch ihr Verlauf hob sich aus der Luft deutlich sichtbar von der Umgebung ab, so wie sich zu Matts Zeit prähistorische Bodengräber mühelos auf Satellitenfotos erkennen ließen. Weder Bäume noch Siedlungsreste störten auf der ehemaligen Autobahn, außerdem war die Gefahr von Bodenunebenheiten vergleichsweise gering. Der von einer dünnen Erdschicht bedeckte Asphalt bot einen Untergrund, der dem landenden Shuttle hoffentlich stand hielt.
    Er musste es wagen. Eine bessere Piste gab es weit und breit nicht.
    Gefühlvoll ließ Matt die schwere Raumfähre von einhundertfünfzig Meter auf fünfzig absinken. Das Fahrwerk fuhr vorschriftsmäßig aus. Unter dem Druck des Höhenruders richtete sich die Nase auf, das Heck sackte ab.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Matts Herz begann zu rasen. Das Geplärre aus dem Helmlautsprecher zerrte plötzlich an seinen Nerven.
    »Maul halten, Harris!«, bellte er. »Es wird ernst!«
    Die Geräusche im Äther verstummten augenblicklich.
    Die Prärie raste zu beiden Seiten des Panoramafensters vorbei wie ein zu schnell abgespielter Film. Der Höhenmesser setzte zum finalen Countdown an.
    30 Meter… 20… 10…
    Matts Körper versteifte sich in Erwartung des ersten Bodenkontakts.
    5 Meter…
    Noch ehe er die anderen vorwarnen konnte, setzten die Hinterräder auf. Eine Erschütterungswelle lief durch den Rumpf. Gleich darauf lösten sich die Reifen noch einmal vom Boden. Matts Magen fühlte sich an, als wollte er die Speiseröhre empor klettern, nur um gleich darauf wieder in die Tiefe zu sacken.
    So wie die Queen Victoria, die endgültig aufsetzte und mit ihren Doppelrädern über die verschüttete Interstate pflügte. Matt wurde im Sitz nach vorn geschleudert. Die Haltegurte schnitten so tief ein, als ob sie ihn tranchieren wollten. Glühender Schmerz jagte wie ein Stromstoß durch seine Glieder, doch die antrainierten Reflexe überwanden das aufkommende Schwindelgefühl.
    Schubumkehr! Landeklappen auf 90 Grad.
    Die Triebwerke heulten, während sie die letzten Liter Kerosin für das Bremsmanöver verbrannten. Captain Ahab hatte den Bremsfallschirm bereits automatisch ausgelöst. Ein neuer Ruck schüttelte Matt, trotzdem hielt er die Maschine mit eisernem Griff auf Kurs. Seine ganze Konzentration galt der Landung.
    Die Queen Victoria schüttelte sich wie ein Segler bei sturmgepeitschter See. Trotz der Dämpfungsträger schlug jede Unebenheit der Piste bis in den Rumpf durch. Die Doppelreifen holperten über Vertiefungen und Bodenwellen; das Ächzen der Radaufhängungen war selbst im Cockpit zu hören. Die Turbinen
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