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0529 - Die letzten Tage der Amazonen

Titel: 0529 - Die letzten Tage der Amazonen
Autoren: Unbekannt
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wurde blaß. „Ich ... ich würde zugrunde gehen."
    „Nein", widersprach Vanilla, „du würdest dich anpassen ...
    Du ..."
    Plötzlich ging mit den Dianen eine Veränderung vor. Der Mann registrierte mit steigendem Entsetzen, daß zuerst ihre Gesichter erschlafften, dann wurde der Blick ihrer Augen stumpf. Ihre Körper zuckten, die Arme machten seltsame, gespenstisch anmutende Abwehrbewegungen, so als ob sie sich gegen etwas wehren wollten, das in ihnen vorging.
    „Was ist ?" fragte der MANN mit brüchiger Stimme. „So sagt doch etwas!"
    Er kniete vor Vanilla nieder, ergriff ihre Hände und preßte sie an sein Gesicht. Er schloß die Augen und spürte, wie ihre Finger zuerst seinen Mund, dann die Nase und seine Ohren betasteten.
    Vanilla kicherte und sagte dann mit vollkommen veränderter Stimme: „Ist das spaßig. Habe noch nie meine Finger in einem Gesicht spazieren lassen. Bleibe so, MANN. Meine Finger wollen über dein Gesicht wandern. Das ist ein Spaß!"
    Sie kicherte wieder.
    Der MANN schluchzte. Er fühlte instinktiv, daß jene schreckliche Vision Wirklichkeit wurde, von der vor wenigen Minuten Vanilla gesprochen hatte.
    Er war auf sich allein gestellt.
    Mit den Frauen ging eine unfaßbare Verwandlung vor, sie wurden von einem Augenblick zum anderen zu lallenden Idioten.
    Sie verdummten und sanken auf ein geistiges Niveau, das tief unter dem des MANNES lag.
    Er, ein schwacher, hilfloser MANN, war das einzige Geschöpf auf dem Planeten Diane, das immun gegen die Verdummung war.
    Dies trug sich am 29. November 3440 Standard-Zeit auf dem dritten Planeten der Sonne Emanzopa zu, als eine ganze Galaxis von geistiger Umnachtung erfaßt wurde.
     
    2.
     
    Wir rühmen uns mit Recht unseres schnellen Forschritts.
    Unsere Wissenschaft hat in den letzten achtzig Jahren einen unglaublichen Aufschwung genommen, besonders auf dem Gebiet der Biologie und der Chemie. Noch schneller, in einem geradezu erschreckenden Maß, hat der achtzigjährige Krieg unsere Technik gefördert. Und gerade hier liegt das Verhängnis für uns. Denn während unsere technische Entwicklung mit Riesenschritten voranschreitet, stagniert unsere Kultur. So kann man unsere Zivilisation letztlich doch nur als barbarisch und rückständig bezeichnen. Unsere Gesellschaft, unsere soziologische Struktur, hat sich seit tausend Jahren nicht verändert - heute wie im Jahre Null Almadolorosa sehen wir im anderen Geschlecht nur den minderwertigen Teil der Menschheit.
    Am Anfang unserer Zeitrechnung war diese Philosophie gewiß brauchbar, doch heute, am Beginn des Atomzeitalters, sollten wir erkennen, daß unsere Norm des Matriarchats veraltet ist.
    Ich möchte damit keineswegs sagen, daß die Egotistinnen oder die Neogolistinnen fortschrittlichere Dianen sind als wir Virilistinnen. Auch sie treten trotz ihrer modifizierten Lebensauffassung auf der Stelle.
    Deshalb verlange ich generell die Abbauung aller veralteten Tabus. Ich verlange die stufenweise Emanzipation der Männer!
    Er blickte von dem Buch auf und sagte zu der Frau, die mit dem Rücken zu ihm an der Hausbar stand: „Warum bist du für die Gleichberechtigung der Männer eingetreten, Vanilla?"
    „Was redest du da?" Sie drehte sich um und kam zu der Couch, auf der er ausgestreckt lag. Wie meist, hielt sie wieder in einer Hand die Flasche, in der anderen das Glas. Sie kam ohne Alkohol nicht mehr aus.
    Vielleicht hätte er ihr das Trinken abgewöhnen können, wenn er energischer wäre. Aber er war nur ein schwacher MANN, er resignierte. Vielleicht hätte er Gaby dazu bringen können, wieder zu malen oder Verse zu schreiben. Vielleicht wäre es ihm möglich gewesen, Bolanda und Cynthia dazu zu überreden, ihre Forschungsarbeit fortzuführen ... wenn sie ihre Intelligenz nicht verloren hätten.
    Er konnte ihnen nicht helfen, denn er wurde nicht einmal mit seinen eigenen Problemen fertig. Manchmal, so wie jetzt, versuchte er die vier Dianen zum Nachdenken anzuregen. Er stellte ihnen Aufgaben, die leicht genug waren, daß sie ein durchschnittlich intelligentes., Kind hätte lösen können. Aber er erzielte keinen Erfolg damit.
    Während sich Vanilla ihm schleppenden Schrittes näherte, wiederholte er geduldig: „Was hat dich dazu bewogen, für die Gleichberechtigung der Männer einzutreten?"
    Sie blieb abrupt stehen, schwankte und schaute ihn aus, glasigen Augen an.
    „Das habe ich getan?" fragte sie verwundert.
    Er nickte nachdrücklich, damit sie die Kopfbewegung sehen konnte. „Das hast du
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