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0529 - Die letzten Tage der Amazonen

Titel: 0529 - Die letzten Tage der Amazonen
Autoren: Unbekannt
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Wer wußte, wie es ihm erging, wenn sie nicht mehr bei ihm waren!
    Sie kamen ins Freie. Jenseits der Mauer explodierten einige Minen. Die drei Dianen warfen den Mann zu Boden und ließen sich auf ihn fallen, um sein Leben mit ihren Körpern zu beschützen.
    Er lag unter ihnen. Die schweren Körper lasteten auf ihm.
    Er konnte kaum atmen. Und die Detonationen schienen kein Ende nehmen zu wollen. Er hörte über sich eine Diane schreien und nahm an, daß sie von einem Granatsplitter getroffen worden war.
    Endlich verstummte das infernalische Krachen der Explosionen.
    Die beiden überlebenden Dianen erhoben sich und halfen ihm auf die Beine. Er stand kaum, da gewahrte er auf dem fünfzig Meter entfernten Betonwall eine Bewegung und erkannte, sofort die rostrote Uniform einer neogolistischen Kämpferin.
    Noch ehe er die beiden Dianen an seiner Seite warnen konnte, krachten zwei Schüsse Sie sanken leblos in ,sich zusammen.
    MANN, wir befreien dich!" schrie die Neogolistin und sprang mit einem wilden Schrei von der Betonmauer in den Park.
    Er wirbelte herum und rannte davon. Zum erstenmal in seinem Leben war er schutzlos einer tödlichen Gefahr ausgeliefert.
    Hinter ihm überwanden die Neogolistinnen eine nach der anderen die Betonmauer.
     
    4.
     
    Woher kommen die Neogolistinnen und was wollen sie?
    Entwickelt haben sie sich aus den heißblütigen Dianen der Südländer während der ersten Dekade des achtzigjährigen Krieges. Ihre Lehren haben sie aus alten Schriften abgeleitet, die sie aus dem Allerweiblichsten entwendeten. Deshalb sind viele ihrer Reformvorschläge nicht unvernünftig und mir aus dem Herzen gesprochen. Doch sind einige Punkte ihres Programms ihrer südländischen Mentalität entsprechend, abstoßend und widerwärtig. Auch für mich, die ich allen Neuerungen aufgeschlossen bin, käme es nicht in Frage, dem Verlangen der Neogolistinnen zuzustimmen, daß Männer und Frauen in Zukunft in freier Ehe zusammenleben sollen.
    An diesen Abschnitt aus Vanillas Buch mußte er denken, als er vor den Neo-Dianen flüchtete. Ihm schauderte. Er würde lieber sterben als den Neos in die Hände fallen. Aber vielleicht gab es für ihn noch eine Rettung.
    Irgendwo im Park lag der Einstieg in den unterirdischen Geheimgang, der direkt im Regierungspalast mündete. Durch ihn hatte man ihn' vor fast eineinhalb Jahren hierhergebracht. Er hatte sich damals den genauen Standort des Zugangs nicht gemerkt, aber er wußte, wo er ungefähr lag.
    Er rannte über die aufgewühlte, Erde des Parks, wich Kratern von Granaten aus - hinter sich das Geheul seiner Verfolger.
    Seine Augen irrten umher. Wo war die Stelle, an der er aus dem unterirdischen Stollen gekommen war? Der Park hatte sich in den eineinhalb Jahren stark verändert. Er war eine einzige karstige Kraterlandschaft. Es gab nur noch wenige von den alten Bäumen. Die meisten waren durch Bomben und Granateinschläge gefällt worden.
    Seine suchenden Augen erfaßten einen starr in die Höhe gerichteten Arm, der aus einer MG-Stellung ragte. Er wandte sich ab, blickte in eine andere Richtung.
    Und da sah er den Strauch mit den blauroten Beeren. Plötzlich erinnerte er sich wieder, daß neben diesem Strauch der Zugang zu dem unterirdischen Stollen lag. Er war als Kanalschacht getarnt.
    Da war der Deckel des Kanals.
    Der MANN kniete nieder, ergriff den Eisenring und wollte den Deckel abheben. Aber er war so schwer, daß er ihn wohl aus der Halterung heben, doch nur wenige Zentimeter beiseite schieben konnte.
    Die Neos kamen näher, ihre Schreie zerrten an seinen Nerven.
    Er ergriff wieder den Eisenring und zog mit aller Kraft daran.
    Diesmal konnte er ihn um eine Handbreit verschieben. Aber das war noch nicht genug. Er versuchte sich immer wieder an dem Deckel, bis es ihm schließlich gelang, den Einstieg freizulegen.
    Er hatte es geschafft!
    Völlig erschöpft stand er da und spähte in den dunklen Schacht hinunter. Er konnte gerade noch vier Sprossen einer Eisenleiter ausmachen, doch dahinter lag alles in undurchdringlicher Finsternis. Welche Geheimnisse, welche Schrecken mochten dort unten auf ihn lauern!
    Er wich vor dem Schacht zurück. Er konnte sich einfach nicht dazu überwinden, die Sprossen der Eisenleiter hinunterzuklettern und sich der unergründlichen Dunkelheit auszuliefern.
    Er blieb wie gelähmt stehen, die Augen ängstlich und sehnsüchtig zugleich auf die Schachtöffnung gerichtet - bis die Neogolistinnen kamen und ihn im Triumphzug in den „Lebensbunker"
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