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0529 - Die letzten Tage der Amazonen

Titel: 0529 - Die letzten Tage der Amazonen
Autoren: Unbekannt
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Aufenthalt bei uns haben. Vielleicht werde ich dich malen."
    Bolanda Trentis war fast um einen Kopf größer als der MANN, fast so groß wie Vanilla, grobknochig und trug das lange, schwarze Haar im Nacken zu einem Knoten. Ihr Fachgebiet war Chemobiologie, und sie leitete das Ministerium für Retortengeburten und künstliche Befruchtung.
    „Wenn du Vanillas Buch liest, so nimm dich in acht", sagte sie scherzhaft. „Lasse dich nicht von seinem ketzerischen Inhalt anstecken."
    Cynthia Larrimer, die letzte der vier Kandidatinnen, war nur wenige Zentimeter größer als der MANN, übergewichtig und hatte einen rosigen Teint. Das brandrote Haar hatte sie bürstenkurz geschnitten. Sie war Genetikerin, ihr Ressort war die Geburtenkontrolle. Sie bestimmte, wie viele Kinder männlichen Geschlechts geboren werden durften. Doch war sie praktisch ein Minister ohne Portefeuille, denn seit achtzig Jahren schon wurden weit weniger Knaben geboren, als gesetzlich zugelassen gewesen wären. Diesem Mißstand, den man auf eine Degenerationserscheinung zurückführte, war weder in der Retorte noch durch künstliche Befruchtung und „Naturzucht" beizukommen.
    „Du bist ein stattliches Exemplar, MANN", sagte Cynthia schmeichelnd. „Du wirst eine von uns zur Schmerzensreichen Mutter machen."
    Danach führten die vier Dianen den MANN durch die Räumlichkeiten des Bunkers. Obwohl das Betongebäude, das von einer meterdicken Betonmauer umgeben und durch MG-Stellungen und Minenfelder gesichert war, von außen einen unfreundlichen Eindruck machte, war es in seinem Innern warm und behaglich.
    „Ein Nest zum Kuscheln", sagte der MANN.
    Die vier Dianen waren ob des Lobes erfreut.
    Die Räume im Erdgeschoß waren ausschließlich der Freizeitgestaltung vorbehalten - selbstverständlich gab es dort auch sanitäre Anlagen, eine kleine Küche und eine Waffenkammer. Im ersten Stock waren der Wohnraum, die Bibliothek, ein Salon, ein riesiges Bad und die obligate Waffenkammer untergebracht. Die Schlafräume lagen im Dachgeschoß.
    „Ich bin entzückt", stelle der MANN nach dem Rundgang fest.
    Die vier Dianen zogen sich mit ihm in die Bibliothek zurück, wo sie ihn in ein Gespräch verwickelten, um besseren Kontakt herzustellen.
    Zuerst sprachen sie über alltägliche Dinge", über Banalitäten, die dem geistigen Horizont eines Mannes entsprachen. Doch es zeigte sich, daß 12777-0181-NZ überdurchschnittlich intelligent war und ein recht beachtliches Allgemeinwissen besaß.
    Daraufhin gestalteten die Dianen ihre Konversation etwas anspruchsvoller, wagten sich sogar auf das Glatteis der Politik vor.
    „Ich bin überzeugt, daß der Virilismus die einzig realisierbare Form des Matriarchats ist", sagte 12777-0181-NZ während des Gesprächs. „In unserem Staat haben wir Männer den uns zustehenden Platz. Ich jedenfalls bin zufrieden.
    Ich könnte mir nicht vorstellen, daß ich den Anforderungen gewachsen wäre, wie sie die Neogolistinnen an ihre Männer stellen. Wir sind dazu geschaffen, den Dianen das Leben zu verschönern, ihnen in schweren Zeiten seelische Stützen zu sein und für die Arterhaltung zu sorgen. Was darüber hinausgeht, das übersteigt unsere Kräfte. Wir können keine Entscheidungen treffen, wir können keine Verantwortung tragen. Aber ich verdamme auch die Einstellung der Egotistinnen, deren einzige Weisheit darin besteht, sich als Übermenschen zu bezeichnen, mit dem Endziel vor Augen, das männliche Geschlecht auszuradieren."
    Als er geendet hatte, herrschte eine Weile Schweigen.
    Von draußen drang nur das leiser werdende Brummen schwerer Flugzeugmotoren in die Bibliothek: ein Bombengeschwader, das vom nahen Flugplatz gestartet war und einen Einsatz gegen das Reich der Neo-Dianen flog.
    Schließlich sagte Vanilla: „Du sprichst recht klug, doch zeigt sich in jedem deiner Worte, daß du irregeleitet bist. Du hast keine eigene Meinung.. Lies mein Buch, dann reden wir weiter. Ich habe Möglichkeiten aufgezeigt, wonach Männer und Frauen als gleichberechtigte Partner nebeneinander leben können."
    Der MANN war irritiert. Er blickte hilfesuchend zu den anderen Dianen und meinte dann zögernd: „Das ist für mich unvorstellbar.
    Ich meine, uns Männern fehlen doch alle Voraussetzungen für ein Leben an der Seite der Frauen."
    Vanilla sagte: „Was glaubst du, würde geschehen, wenn du plötzlich auf dich allein gestellt wärst. Wenn man dich auf einen fremden Ort versetzte und du ohne die Hilfe von Frauen auskommen müßtest."
    Der MANN
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