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0522 - Er kam aus dem Todesschloß

0522 - Er kam aus dem Todesschloß

Titel: 0522 - Er kam aus dem Todesschloß
Autoren: Jason Dark
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schon. Ich glaube auch nicht, daß wir die beiden dort finden könnten.«
    »Dann eben woanders.«
    »Ja, ja«, sinnierte der Professor und schaute auf seine blankgeputzten Schuhe. »Bestimmt woanders…« Er dachte scharf nach.
    Glenda und ich schwiegen, weil wir ihn nicht stören wollten. Bis er plötzlich den Kopf hob und mit den Fingern schnippte. »Da gäbe es noch eine Möglichkeit«, sagte er. »Sie ist sogar ziemlich wahrscheinlich, gar nicht mal schlecht. Da könnten sie die Nacht ungestört verbringen.«
    »Wo?« fragte ich nur.
    »Nicht weit entfernt von hier gibt es einen Campingplatz, auf dem die Städter in der kälteren Jahreszeit ihre Wohnwagen abstellen. Er liegt mitten im Wald und demnach sehr versteckt. Das wäre für die beiden überhaupt die Chance!«
    Tatsächlich, der Mann hatte recht. Das war nicht nur eine Chance, sondern die Chance für uns.
    Ich erhob mich bereits. »Wie lange müssen wir fahren, um den Platz zu erreichen?«
    »Knapp eine Viertelstunde, glaube ich.«
    »Und Sie kennen den Weg?«
    »Sicher.«
    »Worauf warten wir noch? Kommen Sie, Professor, wir nehmen meinen Wagen…«
    ***
    Julie hatte Tränen in den Augen, als sie sich aufrichtete und das Bett verließ. Sie hatte mit John Sinclair Kontakt aufgenommen, hatte seine Gedanken gespürt und ihre kreuzen lassen. Alles war so einfach gewesen, so herrlich glatt gelaufen, es hatte keinerlei Probleme gegeben, sie hatte sich mit dem Geisterjäger unterhalten können und ihm auch die entsprechenden Vorwürfe gemacht, nun aber setzten sich dennoch Zweifel in ihr fest.
    John Sinclair hatte sich nicht selbst als Verräter bezichtigt und sich entsprechend gewehrt.
    Julie war sehr sensibel und auch sensitiv veranlagt. Sie spürte, daß John eigentlich nicht log. Wenn das tatsächlich stimmte, mußte sie sich geirrt haben.
    Das wiederum wollte sie nicht glauben, auch wenn er ihr nachgefahren war. Er hatte sich bestimmt nur davon überzeugen wollen, wie man sie unterbrachte.
    Neben Orrie blieb sie stehen. Der Mann schlief noch immer. Sein Oberkörper war nach vorn gesunken, das Gesicht hatte er in den angewinkelten Armen vergraben.
    Sie wollte ihn erst wecken, entschied sich jedoch anders und ging zur Tür, nicht ohne zuvor noch einen Blick auf die hochkant gestellte Axt geworfen zu haben.
    Wieder durchströmten schlimme Gedanken ihren Kopf, und sie beschäftigten sich einzig und allein mit John Sinclair.
    Sie drückte die Tür auf und verließ den Wagen. Dann stand sie vor dem Gefährt.
    Der Campingplatz lag eingehüllt in tiefes Schweigen. Selbst die Vögel schliefen, dafür waren die Tiere der Nacht erwacht. Irgendwo im Unterholz knackte und raschelte es immer.
    Manchmal wehte der Wind durch das Geäst der Bäume. Die Nadelhölzer, die ihr grünes, sommerliches Kleid nicht abgelegt hatten, bewegten dann zitternd die Zweige, als wollten sie dem einsam dastehenden Mädchen zuwinken.
    Die zahlreichen Campingwagen standen sich in zwei Reihen gegenüber. Julie ließ ihre Blicke über die andere Reihe streifen. Kein Wagen war bewohnt. Nirgendwo brannte Licht. Von der linken Seite her, wo sich auch die Barriere befand, trieben Dunstschleier auf den Platz. Sie verdeckten auch den Asphalt der Zufahrtstraße.
    Julie fühlte sich nicht gut. Sie mußte ständig an das Gespräch mit John Sinclair denken, und abermals kamen ihr Zweifel, ob sie sich ihm gegenüber richtig verhielt.
    Hatte er sie doch nicht verraten?
    Sie focht einen innerlichen Kampf aus, hob den Blick, als könnten ihr die dunklen Nachtwolken eine Antwort auf die brennende Frage erteilen.
    Hinter ihr hörte sie ein knarrendes Geräusch. Sie drehte sich um und sah Orrie Wayne in der offenen Tür stehen. Er reckte sich und schüttelte den Kopf.
    »Weshalb stehst du hier draußen, Julie?«
    »Ich muß nachdenken.«
    »Aber es ist kalt.«
    »Das macht mir nichts. Ich bin dick angezogen.« Sie lächelte Orrie zu.
    Er kam näher und beugte sich, als er neben ihr stand, tiefer. »Julie, du bist so komisch geworden.«
    »Wieso?«
    »Etwas stimmt nicht mit dir. Du warst vorher anders.« Er legte seine Hände auf ihre Schultern. »Hast du etwas?«
    »Ich denke nach.«
    »Über deinen ehemaligen Freund?«
    »Ja.«
    »Bist du zu einem Ergebnis gekommen? Soll ich ihn jetzt schon töten, weil er dir Schlimmes angetan hat?«
    »Das weiß ich eben nicht.«
    »Ob er dir Schlimmes angetan hat?«
    »So ist es.« Sie holte tief Luft und schabte mit der Schuhspitze über den weichen Boden. »Ich habe mit
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