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0522 - Er kam aus dem Todesschloß

0522 - Er kam aus dem Todesschloß

Titel: 0522 - Er kam aus dem Todesschloß
Autoren: Jason Dark
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ihn in ein tiefes Grab ziehen.
    Er blieb stehen und drehte sich langsam um. Glenda sah, wie er die Schultern hob, ein Zeichen, daß er keinen Erfolg gehabt hatte.
    »Vielleicht sollten Sie mal in diesem Gebäude nachschauen, Professor!«
    »Ja, das wäre nicht schlecht.«
    Er wollte sich wieder drehen, als ihm Glendas Haltung auffiel.
    Zufällig war ihr Blick so hoch geschweift, daß sie gegen die Dächer der Wohnwagen schauen konnte.
    Sie waren fast gleich hoch, und auf einem Dach, nicht weit von Wayne entfernt, bewegte sich etwas.
    Eine Gestalt richtete sich auf.
    Ein Mann, der in der rechten Hand eine Axt mit langem Griff trug. Er stand dort wie ein gemalter Rächer, blickte in die Tiefe und konzentrierte sich auf Professor Wayne.
    »Mein Gott, Orrie!«
    »Hi, Daddy«, sagte Orrie Wayne und lachte leise. »Ich an deiner Stelle würde das Wort Gott nicht mehr in den Mund nehmen. Paß auf, ich komme!«
    Dann sprang er!
    ***
    Ich sah keinen Grund, Julie Gladstones Aufforderung nicht Folge zu leisten. So ging ich also in den Wohnwagen hinein und sah sie auf der Bettkante sitzen.
    Ihre Gestalt wirkte dunkel, nur das Gesicht schimmerte etwas heller, zusammen mit den Haaren. Sie hatte die Beine dicht aneinander gelegt und die Hände gefaltet, als wollte sie beten.
    Dicht vor ihr blieb ich stehen und spürte plötzlich wieder ihre Ausstrahlung. Es mag auch an ihren Augen gelegen haben, die heller blickten als sonst, als hätte jemand mit einem Pinsel eine dünne Metallschicht über die Pupillen gestrichen.
    Noch nie hatte sie mich derart angesehen. Auch die Strömung stufte ich als sehr negativ ein, und ich würde es schwer haben, Julie vom Gegenteil zu überzeugen.
    »Hallo«, sagte ich.
    Sie lächelte nicht, sie schaute mich nur an. Dann fragte sie leise:
    »Weshalb greifst du mich nicht, John?«
    »Warum sollte ich?«
    »Du mußt mich wie ein Hase am Genick packen, in den Wagen schleifen und mich zur Klinik fahren.«
    »Der Meinung bist du?«
    »Ja.«
    »Dann tut es mir sehr leid für dich, daß du mich so wenig kennst, Julie.«
    »Ich kenne dich gut.«
    »Nicht gut genug.«
    »Du hättest meinen Abtransport verhindern können«, sagte sie mit leiser Stimme. »Du… du … bist mächtig genug. Du hättest eingreifen müssen, John.«
    »Stimmt.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    »Weil ich davon nichts wußte, Julie. Auch mich hat man damit überrascht.«
    »Das soll ich dir glauben?«
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Sie gab mir keine Antwort. Ich nahm es als Aufforderung hin und ließ mich an ihrer rechten Seite nieder. So saßen wir beide auf dem Bett wie zwei arme Sünder. »Ich freue mich, Julie, daß es dir gutgeht, und daß du während der Fahrt deine Kräfte nicht ausgespielt hast. Du hättest auch Tote hinterlassen können.«
    »Ja, das hätte ich.«
    »Aber du hast es nicht getan?«
    Sie hob die Schultern. »Ich konnte es nicht. Ich habe den Menschen noch immer vertraut. Zudem haben sie mir gesagt, daß alles mit dir abgesprochen wäre und es in deinem Sinne geschehen würde. Du würdest mich in der Klinik erwarten.«
    »So ähnlich ist es auch gekommen.«
    »Ja, sie hatten recht, was immer du auch…«
    »Nein, sie hatten unrecht!« Ich sprach jetzt lauter, weil ich zornig wurde. »Ich bin dir nachgefahren, als ich erfahren habe, was man mit dir vorhat. Ich wollte dich aus diesem verfluchten Sanatorium herausholen, dich befreien, und ich habe glücklicherweise eine Zeugin, nämlich Glenda Perkins, die mit mir gefahren ist.«
    »Sie ist eine Freundin von dir.«
    »Nicht nur das. Auch meine Sekretärin.«
    »Dann wird sie bestimmt immer nur das sagen, was du willst. Ihr haltet doch alle zusammen!«
    Ich wußte nicht, wie ich mich noch verteidigen sollte. »Julie«, begann ich noch einmal von vorn. »Ist dir eigentlich nie der Gedanke gekommen, daß du dich irren könntest?«
    »Schon.«
    »Und?«
    »Ich will mich nicht geirrt haben.«
    »Das ist keine Lösung. Du solltest den Tatsachen ins Auge sehen, und die liegen anders. Ich wollte nicht, daß du in die Klinik kommst. Ich bin dir nachgefahren, um dich nach London zurückzubringen.«
    »Wenn ich dir doch nur glauben könnte«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wenn…«
    »Du kannst den Chef der Anstalt fragen. Professor Wayne wird dir…«
    »Er ist hier, nicht?«
    »Ja.«
    »Und sein Sohn auch«, sagte Julie mit leisen Worten. »Orrie befindet sich in der Nähe. Er wartet auf seinen Vater. Er will mit ihm abrechnen, weil dieser ihm Schreckliches
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