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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vergangenheit geschmuggelt - und knipste es jetzt an, um es einem weiteren dieser vorwitzigen Tentakel entgegenzuhalten, die sicher nicht Gutes mit Don Cristofero vorhatten.
    Kaum geriet die Tentakelspitze mit der Glut in Berührung, als das vertrackte violette Ding zurückzuckte. Auch die anderen Tentakel, die sich herantasten wollten, verschwanden blitzschnell wieder in den Baumstämmen. Innerhalb weniger Augenblicke war von ihnen nichts mehr zu sehen. Selbst die Rinde der Bäume hatte sich geschlossen - mit einer Ausnahme.
    Dort brannte es.
    Der Tentakel, den Cristofero angezündet hatte, war in Brand geraten, und das Feuer ließ sich nicht dadurch löschen, daß sich dieses schwarzmagische Teufelswerk einfach zurückzog. Im Gegenteil, das Feuer verstärkte sich. Der Glutfleck, aus dem Flämmchen züngelten und an der feuchten Baumrinde leckten, wurde größer.
    Don Cristofero sah interessiert zu. Jetzt, wo er sich nicht mehr in Gefahr befand, wurde er wieder einmal zum Forscher. Eigentlich durfte dieser Baum gar nicht brennen. Er war viel zu feucht. Die Nässe hätte die Flammen ersticken müssen.
    Offensichtlich war das Feuer aber anderer Ansicht und breitete sich allmählich weiter aus.
    Ein seltsames Rauschen ging durch den Wald. Es wurde immer stärker, und für Augenblicke glaubte Don Cristofero Worte zu verstehen. Aber das war natürlich Unsinn. Pflanzen sprachen nicht. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, daß ihn jemand eben einen Mörder zu nennen versucht hatte.
    Er verbarg das Feuerzeug wieder sorgfältig in seiner ledernen Gürteltasche. Tausend Augen schienen ihn anzuschauen. Aber da war niemand. Nicht einmal Tiere. Es war unglaublich still geworden. Keine Insekten summten, kein Vogel schrie, kein pelziger Vierbeiner stürmte durch das Unterholz, um vor den sich ausbreitenden Flammen zu fliehen.
    Sich ausbreitende Flammen…
    Es war eigentlich unmöglich! Aber jetzt stand schon der ganze Baum in hellen Flammen, und das Feuer sprang auf die nächsten Laubkronen über, wie es sich auch auf dem Boden auszubreiten begann!
    Cristofero schluckte. So etwas war eigentlich nur nach einer längeren Trockenzeit möglich. Die konnte es aber nicht gegeben haben, weil alles feucht war.
    Allmählich wurde ihm mulmig zumute. Er hatte nur die Tentakel zurückschrecken wollen. Jetzt aber breitete das Feuer sich auf unnatürliche Weise aus!
    Ihm dämmerte, daß es wohl sicherer wäre, den Wald so schnell wie möglich zu verlassen.
    »Einen stinkenden Haufen Knochenasche darzustellen, wäre eine absolute Verschwendung meiner Talente«, murmelte er und entfernte sich eilends -dorthin, von wo er gekommen war. Zurück zum Wanderlager der Kelten. Das Problem war nur, daß die über eine Menge Schwerter und Lanzen und Pfeile verfügten und er selbst noch keine Zeit gefunden hatte, einen Plan zur Befreiung seiner unfreiwilligen Gefährten auszuknobeln…
    ***
    Raffael Bois betrachtete das Bild und schüttelte den Kopf. »Das… das ist doch nicht möglich! Es kann nicht sein… warten Sie bitte Mylady.« Er eilte wieder aus dem Bibliotheksraum. Wenig später tauchte er, mit einer starken Lupe bewaffnet und von William gefolgt, wieder auf. Zu dritt begutachteten sie nun per Vergrößerung das Bild.
    »Unfaßbar«, murmelte nun auch William. »Er könnte es tatsächlich sein… aber wie ist das möglich?«
    Raffael kannte sich naturgemäß am besten im Schloß aus. Er wußte, in welchem Schrank ein Bildwerfer verstaubte. Er förderte das seit wenigsten fünfzehn Jahren nicht mehr benutzte Gerät ans Tageslicht und versetzte es in Betriebsbereitschaft. Eine große Leinwand gab es auch, die William derweil aufzubauen hatte. Dann legte Raffael die Bildseite des Buches auf die Glasplatte.
    Das Episkop warf das Foto, auf das Vierzigfache vergrößert, auf die Leinwand. Es verlor dadurch etwas an Schärfe und Lichtqualität, aber dafür wurden andere Einzelheiten sichtbar. Der Mann, um den es ging, erschien jetzt immerhin schon in einem Drittel seiner eigentlichen Lebensgröße.
    »Unglaublich«, flüsterte Raffael Bois, der den Mann auf dem Bild am besten kannte. In der Uniform eines belgischen Soldaten steckte: Professor Zamorra…
    ***
    »Der Centurio will dich sehen«, sagte der Überbringer der schlechten Nachricht verdrossen. »Und zwar unverzüglich - in voller Rüstung. Nicht in diesen albernen Fetzen.« Er deutete auf die keltische Kleidung, die Remus Tiberius trug. Der Legionär war als Kundschafter unterwegs gewesen,
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